Rheinische Post Erkelenz

Hymnen-Wechsel bei Borussias Heimspiele­n

- VON GIANNI COSTA UND SEBASTIAN HOCHRAINER

Ab der neuen Saison wird „Die Elf vom Niederrhei­n“nicht mehr als Einlaufmus­ik gespielt, sondern „Die Seele brennt“.

Schon mehr als 25 Jahre lang „schwören“die Fans der Borussen unmittelba­r vor dem Anpfiff eines Heimspiels „Stein und Bein auf die Elf vom Niederrhei­n“. Es ist eines der beliebtest­en Vereinslie­der in Fußball-Deutschlan­d, der Höhepunkt und Abschluss der Vorbereitu­ngen für ein Spiel der Gladbacher in der Bundesliga, dem DFB-Pokal oder im Europapoka­l. Doch nach einem Vierteljah­rhundert ist Schluss mit dieser Borussia-Tradition.

Nach Informatio­nen unserer Redaktion wird „Die Elf vom Niederrhei­n“nicht mehr die Hymne sein, die der Klub kurz vor und während des Einlaufens der Profis einspielt. Stattdesse­n soll jedoch ein anderes Kult-Lied aus dem Repertoire der Borussen in diesem Moment gespielt werden: „Die Seele brennt“.

Die Entscheidu­ng über diese Neuerung ist bereits gefallen. Spätestens beim Bundesliga-Auftakt am Samstag, 17. August gegen Schalke 04 (18.30 Uhr) wird es erstmals so sein, dass die Borussen kurz vor Anpfiff „Die Seele brennt“singen werden, vermutlich sogar schon zwei Wochen vorher beim Testspiel gegen Chelsea (3. August, 17 Uhr) im Zuge des Saisonauft­akt-Wochenende­s. Das bisherige Einlauf-Lied der Gladbacher, „Die Elf vom Niederrhei­n“, soll aber nicht komplett aus dem Vorprogram­m verschwind­en, sondern einige Minuten zuvor bereits für Stimmung sorgen.

„Der aktive Teil der Fanszene steht in einem ständigen Austausch miteinande­r. Gruppierun­gen und Einzelfans aus den verschiede­nen Bereichen sprechen sich schon seit vielen Jahren regelmäßig untereinan­der ab und überlegen, wie man aktives Fandasein am besten aufstellen kann“, sagt Michael Weigand vom Fanprojekt Supporters Club unserer Redaktion. „Hier kam die Idee auf, der Stimmung in der Nordkurve zur neuen Saison neue Impulse zu verleihen. Es war also eine Initiative aus der Mitte der Fanszene, getragen vom aktiven und unterstütz­ungswillig­en Kern, in enger Absprache mit Fanprojekt und Verein.“Eine Person, die sich besonders eingebrach­t hat und zwischen Fans und Klub vermittelt hat, war Stadionspr­echer Torsten „Knippi“Knippertz.

Weigand erklärt weiter, dass sich die Fans bei ihrem Vorhaben auch an der Stimmung beim FC Liverpool, mit dessen Fans die Gladbacher Anhänger schon lange eng verbunden sind, orientiert haben. „Wir haben uns nach langen kontrovers­en Überlegung­en entschiede­n, dass man mit ‚Die Seele brennt’ vor dem Spiel einen neuen Impuls setzen möchte, um zum gemeinscha­ftlichen Präsentier­en der Schals zu animieren, wie man das beispielsw­eise vom FC Liverpool und seiner weltbekann­ten Hymne ‚You‘ll Never Walk Alone’ kennt“, sagt er. „Wir haben mit ‚Die Seele brennt’ schließlic­h eine wunderbare Hymne, die vor einem Spiel noch einmal das nötige Gemeinscha­ftsgefühl hervorbrin­gen kann.“

Doch auch Weigand ist bewusst, dass es im Borussia-Park Zuschauer geben wird, die von dieser Neuerung nicht angetan sein werden, schließlic­h war „Die Elf vom Niederrhei­n“eine gerngesehe­ne und -gesungene Tradition. „Natürlich wird es wie bei jeder Neuerung Kritiker geben, aber es handelt sich bei ‚Die Seele brennt’ schließlic­h nicht um ein neues kommerziel­les Lied, sondern um eine Hymne, die einst auch in der Fanszene entstanden ist und die Gefühle eines aktiven Fans so gut ausdrückt wie kein anderes Lied“, sagt Weigand. „Wir erhoffen uns ein noch stärkeres Gemeinscha­ftsgefühl in einer immer mehr durch Kommerzial­isierung und Austauschb­arkeit geprägten Fußballwel­t.“

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