Mit seiner Nase gibt’s was auf die Ohren
Der polnische, vollständig gelähmte DJ Golden Nose mischt Musik mit der Nase. Die Lebenshilfe lud ihn zu „Electrisize“ein.
ERKELENZ (RP) In Kooperation mit der Lebenshilfe Heinsberg wird das zehnte „Electrisize Festival“inklusiver ausgerichtet. Zahlreiche Volunteers mit und ohne Behinderung unterstützen in Tandems im Service. Aber auch Künstler mit Behinderung treten auf Einladung der Lebenshilfe auf, wie das österreichische Firefly-Projekt, welches DJs mit geistiger Behinderung an den Turntables ausbildet. Auch der polnische Künstler Marcin Chrapek aka Golden Nose tritt auf Einladung der Lebenshilfe die rund 1000 Kilometer lange Reise nach Erkelenz an.
Die Lebenshilfe Heinsberg gestaltet in diesem Jahr erstmals das „Electrisize Festival“mit. Zahlreiche Assistenten des Familien unterstützenden Dienstes helfen und feiern gemeinsam mit Menschen mit Handicap in Tandems rund um eine weitere Bühne, der „Secret Arcade“, auf der Künstler mit und ohne Behinderung auftreten. Für Marcin Chrapek ist die Welt eine einzige Trance-Area. Seit 2003 legt der Pole in den bekanntesten polnischen Internetradios auf. Nachdem er 2011 einen Talentwettbewerb gewonnen hatte, erhielt er eine Einladung zum „Audio Lake Festival“, wo er mittlerweile mehrfach die Mainstage bespielt hat. Trance in allen Facetten ist seine Spezialität: Egal ob progressive, upliftung, plaza oder trance, der Herr mit der richtigen Nase für den guten Sound verspricht eine ziemlich fette Session. Dabei bedient der polnische Künstler sein Tableau im Gegensatz zu allen anderen Künstlern beim „Electrisize Festival“auf Haus Hohenbusch nicht einfach mit Fingerspitzengefühl, sondern steuert die Hardware präzise mit Kopf und Nase, berichtet die Lebenshilfe Heinsberg. Denn seit seiner Kindheit ist Marcin Chrapek aufgrund einer Zerebralparese vollständig gelähmt und auf den Rollstuhl angewiesen. Ob Essen, Waschen oder Anziehen – rund um die Uhr ist der junge Künstler auf Unterstützung angewiesen. Wenn er jedoch auf der Bühne ist, gibt es einiges auf die Ohren. Und so kündigt er an: „Es wird mein erster Auftritt in Deutschland sein. Ich bin gespannt, wie meine Musik bei den Leuten in Erkelenz ankommt.“
In seiner Heimat erlebt der junge Künstler nicht nur Anerkennung für seine Arbeit. Aufgrund seiner Behinderung erhält er auch Absagen von Clubbesitzern und Organisatoren. „Viele sehen nicht mein Talent, sondern nur meine Behinderung“, sagt Chrapek. Er hofft, dass seine Reise nach Erkelenz auch dazu führt, in seiner Heimat ernster genommen zu werden. „Ich will einfach nur auflegen. Trance ist meine Welt. Und diese Welt möchte ich mit allen teilen!“