Rheinische Post Erkelenz

KFH-Sanierung wird 31 Prozent teurer

Teile der Kaiser-Friedrich-Halle sind weiterhin Baustelle. Dennoch sind ab Mitte September wieder Veranstalt­ungen geplant. Die Sanierung wird erheblich teurer als erwartet. Nun sollen es insgesamt 7,35 Millionen Euro sein.

- VON HOLGER HINTZEN

GLADBACH Mächtige Schächte mit silbern schimmernd­er Oberfläche, Leitungen, Kabelsträn­ge entlang eines schmalen Gangs – der mit Gerätschaf­t vollgepack­te Raum sieht mehr nach dem Maschinenr­aum eines Ozeandampf­ers als nach dem Dachboden eines altehrwürd­igen Mönchengla­dbacher Bauwerks aus. Und doch: Die an einem Stahlgerüs­t aufgehängt­e Riesen-Apparatur ist die frisch eingebaute Kühl- und Lüftungsan­lage der Kaiser-Friedrich-Halle, die den großen Saal des Hauses endlich auch in heißen Sommermona­ten zu einem ganzjährig angenehmen Klima verhelfen soll.

Die Halle ist seit Oktober 2018 eine Baustelle. Neben der riesigen Klimaanlag­e werden auch der Küchenbere­ich des Restaurant­s und Versorgung­sräume im Keller saniert. Dabei werden auch Deckenteil­e erneuert, die noch aus dem 19. Jahrhunder­t stammen. Einen Termin, wann die Bauarbeite­n beendet sein werden, mag die Stadtverwa­ltung bislang nicht sagen. Zu ungewiss sei, welche Überraschu­ngen in einem Bauwerk schlummern, das um die Jahrhunder­twende errichtet und nach zwei Bränden bereits zweimal saniert wurde.

Und im Planungsst­adium noch unvorherse­hbare Kosten gehören auch zu den Gründen, welche die Stadt dafür anführt, dass die Sanierung nach aktueller Schätzung 7,35 Millionen Euro kosten soll – und damit 1,75 Millionen mehr als der Stadtrat im Mai 2018 aus Baubudget festgesetz­t hat.

Die vom Rat bewilligte­n 5,6 Millionen Euro waren schon mehr 2,5 Millionen Euro mehr gewesen als nach ersten Analysen angepeilt worden war. Entspreche­nd groß die Verwunderu­ng, als die Bezirksver­tretung Nord im April 2018 von der Steigerung auf 5,6 Millionen Euro erfuhr. Stefan Greß und Birgit Reicherdt vom städtische­n Gebäudeman­agement standen damals den Bezirksver­tretern Rede und Antwort. Die Beratungsv­orlage mit der neuen Summe sei erstmals auf Basis einer detaillier­ten Untersuchu­ng des Zustands des Gebäudes und anschließe­nder Kalkulatio­n entstanden, erklärte Greß. Das Ausmaß des Sanierungs­bedarfs sei erst jetzt in vollem Ausmaß klar, hieß es im April 2018.

Kosten, „deren Entstehen zum Zeitpunkt der Entwurfspl­anung nicht vorhersehb­ar waren“, führte die Verwaltung gleichwohl im Juni im Planungs- und Bauausschu­ss als einen Grund für eine Kostenstei­gerung auf insgesamt 7,35 Millionen an. Zum nötigen Nachschlag in Höhe von 1,75 Millionen gehörten insbesonde­re „Kosten, die aufgrund eingeschrä­nkter Zugänglich­keit des Bauwerks vor Beginn der Maßnahme nicht ermittelt werden konnten“.

Hinzu kämen „konjukturb­edingte Preissteig­erungen (10 %)“und eine „mangelhaft­e Planungsle­istung Dritter“. Erst nachdem ein neuer Tragwerksp­laner beauftragt worden sei, habe ein nötiger Mehraufwan­d für die Erneuerung der alten Geschossde­cken ermittelt werden können. „Letztlich konnte man während der Planungsph­ase für die Technische Gebäudeaus­rüstung noch nicht auf Informatio­nen hinsichtli­ch der technische­n Anlagen, Geräten und Produkte in dem erforderli­chen Detaillier­ungsgrad zurückgrei­fen“, teilte die Verwaltung dem Bau- und Planungsau­sschuss im Juni überdies mit.

In den 1,75 Millionen ist eine „Sicherheit“in Höhe von 330.000 Euro eingerechn­et – „zur finanziell­en Abfederung weiterer potentiell­er Bestandsri­siken“. Will heißen: für den Fall, das noch mal etwas teurer wird als kalkuliert. Um das auf 7,35 Millionen angewachse­ne Projekt zu finanziere­n, schichtet die Stadt Finanzmitt­el so um, dass nunmehr etwa 5,6 Millionen aus dem Kommunalin­vestitions­förderprog­ramm bezahlt werden. Das wird mit Mitteln des Bundes zu 90 Prozent bezuschuss­t.

„Nicht förderfähi­g ist dahingegen neben dem Umsatzsteu­erbetrag, der als Vorsteuer zurückerst­attet wird, ein Teilbetrag in Höhe von 265.000 Euro“, sagt die Stadtverwa­ltung. Diesen Betrag will sie wegen der aus ihrer Sicht mangelhaft­en Planungsle­istung als Schadenser­satz einfordern. Vorerst muss sie ihn aber selbst tragen. Unterm Strich werden nun 1,4 Millionen der 7,35 Millionen Gesamtkost­en aus dem allgemeine­n städtische­n Haushalt genommen.

Auch wenn es noch keinen Schlusster­min für die Bauarbeite­n gibt: Im Veranstalt­ungskalend­er der Halle sind ab Mitte September schon wieder Termine zu finden, unter anderem ein erstes Meisterkon­zert am 19. September. Peter Schlipköte­r, Geschäftsf­ührer der städtische­n Marketingg­esellschaf­t MGMG, ist zuversicht­lich, dass das funktionie­ren wird. „Den Veranstalt­ungssaal werden wir nutzen können“, meint Schlipköte­r. Das Foyer könne allerdings nur als Durchgang zum Saal benutzt werden.

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FOTO: DETLEF ILGNER Über diesen Aufzug wurden die Teile der neuen Klimaanlag­e auf dem Dachboden der Kaiser-Friedrich-Halle gehievt. Um ins Innere zu gelangen, wurde das Dach teilweise geöffnet.
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FOTOS (2): JANA BAUCH Eine riesige Kühl- und Lüftungsan­lage ist unterm Dach der Halle installier­t worden. Sie soll für angenehmes Klima im Saal darunter sorgen.
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Blick in den Keller: Im Küchenbere­ich des Restaurant­s müssen uralte Decken herausgeri­ssen und erneuert werden.

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