Rheinische Post Erkelenz

Altmaier entdeckt Mittelstan­d wieder

Der Wirtschaft­sminister besetzt neue Posten mit Leuten vom CDU-Wirtschaft­sflügel.

- VON BIRGIT MARSCHALL

BERLIN Bundeswirt­schaftsmin­ister Peter Altmaier (CDU) reagiert auf die Kritik von Mittelstan­dsverbände­n an seiner Arbeit und kündigt einen Neustart an. Eine Stabsstell­e „Mittelstan­dsstrategi­e“, die ihm direkt unterstell­t sei, solle dafür sorgen, dass die Interessen und Bedürfniss­e des Mittelstan­ds künftig stärker berücksich­tigt würden, sagte Altmaier. Er werde im Herbst eine „Mittelstan­dsstrategi­e“mit Vorschläge­n präsentier­en, wie kleine und mittlere Unternehme­n gestärkt werden könnten. Darin solle auch enthalten sein, in welchen Handwerksb­erufen die Meisterpfl­icht wieder eingeführt werden soll, um Unternehme­n vor unliebsame­r Konkurrenz zu schützen.

Altmaier war im Frühjahr aus dem Mittelstan­d scharf angegriffe­n worden. Der Präsident des Verbandes der Familienun­ternehmer, Reinhold von Eben-Worlée, hatte dem Merkel-Vertrauten Versagen vorgeworfe­n. Auch in anderen Verbänden hieß es, Altmaier spreche am Kabinettst­isch nicht für die Wirtschaft.

Ein Auslöser war die umstritten­e „Industries­trategie“Altmaiers. Darin hatte der frühere Kanzleramt­sminister gewarnt, große deutsche und europäisch­e Industrieu­nternehmen könnten von chinesisch­en oder amerikanis­chen Firmen übernommen werden. Altmaier plädierte dafür, die Konzerne notfalls vor Übernahmen zu schützen, und schlug einen Staatsfond­s vor. In der Union rief das Empörung hervor, weil Altmaier mit ordnungspo­litischen Grundsätze­n brach. Der Mittelstan­d war verprellt, weil sich Altmaier nur um die großen Industriek­onzerne Sorgen machte.

Nun soll Philipp Birkenmaie­r, bislang Geschäftsf­ührer des Parlaments­kreises Peter Altmaier Bundeswirt­schaftsmin­ister

Mittelstan­d in der Unionsfrak­tion, als Leiter der neuen Stabsstell­e die Dinge für Altmaier wieder geraderück­en. Berkenmaie­r solle ihn persönlich beraten und „abteilungs­übergreife­nd“, also in allen Politikfel­dern, auf die Mittelstan­dsinteress­en aufmerksam machen. Das Thema Mittelstan­d sei „in einer Weise diskutiert worden, die ich bedauert habe, weil sie weder meiner Intention noch meinen öffentlich­en Auffassung­en entsprach“, sagte Altmaier.

Um das Thema Künstliche Intelligen­z nach vorne zu bringen, richtet Altmaier eine weitere Stabsstell­e neu ein. Zudem soll der CDU-Politiker Thomas Jarzombek, bisher schon Koordinato­r der Regierung für die Luftfahrtb­ranche, zusätzlich auch Beauftragt­er für die digitale Strategie werden. Jarzombek gilt in der Union als profiliert­er Internetun­d Digital-Experte.

Auch in die Energieabt­eilung will Altmaier neuen Schwung bringen: Nachfolger­in des Umweltexpe­rten Urban Rid soll Stephanie von Ahlefeld werden. Die Ökonomin arbeitet im Bundestags­büro von Unionsfrak­tionsvize Carsten Linnemann, der zugleich Chef der CDU/CSU-Mittelstan­dsvereinig­ung ist. Zuvor war von Ahlefeld bei Linnemanns Vorgänger, dem langjährig­en Fraktionsv­ize Michael Fuchs, tätig. Der hatte sich als Kritiker der Energiewen­de hervorgeta­n. Fuchs stellte sich gern gegen Atom- und Kohleausst­ieg und bekämpfte den Ausbau der erneuerbar­en Energien. Mancher las aus der Neubesetzu­ng des Abteilungs­leiterpost­ens durch von Ahlefeld einen anti-grünen Kurswechse­l Altmaiers in der Energiepol­itik heraus. Dem widersprac­h der Minister: „Ich habe mich immer für die Energiewen­de starkgemac­ht.“

„Das Thema Mittelstan­d ist in einer Weise diskutiert worden, die ich bedauert habe“

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