US-Notenbank senkt den Leitzins
US-Präsident Donald Trump hatte im Vorfeld zwar eine höhere Senkung des Leitzins gefordert – doch dem war die unabhängige Fed nicht gefolgt. Dennoch gab es die erste Senkung seit der Finanzkrise.
WASHINGTON (dpa) Die US-Notenbank hat ihren Leitzins erwartungsgemäß um 0,25 Prozentpunkte gesenkt. Der Zinssatz befindet sich damit in der Spanne von 2,00 bis 2,25 Prozent, wie die Federal Reserve (Fed) am Mittwoch erklärte. Zudem werde die Bank die Drosselung ihres Anleihenprogramms im August beenden, zwei Monate früher als geplant. Die Entscheidung der Notenbank dürfte der Börse und der US-Konjunktur neuen Schwung verleihen.
Es ist die erste Zinssenkung der Fed seit Dezember 2008. Angesichts der Abkühlung der Weltwirtschaft und schwelender Handelskonflikte hatte sich der Schritt abgezeichnet. Im vergangenen Jahr hatte die Fed noch vier Mal die Zinsen angehoben.
Die damit von der Notenbank eingeleitete Zinswende markiert eine Zäsur der Geldpolitik: Im Zuge der verheerenden globalen Finanzkrise 2008/2009 hatte die Notenbank die Zinsen aggressiv gesenkt, um die Wirtschaft zu stabilisieren. 2015 begann sie, den Leitzins wieder sukzessive zu erhöhen.
Zuletzt sorgte sich die Notenbank jedoch wegen der von US-Präsident Donald Trump vorangetriebenen Handelskonflikte und weltweit schlechteren Konjunkturaussichten um die US-Wirtschaft. Analysten zufolge wollte die Fed mit ihrem Schritt eine drohende Abschwächung der seit nunmehr zehn Jahren wachsenden US-Wirtschaft auffangen.
Der Leitzins, die sogenannte Federal Funds Rate, ist der Zinssatz, zu dem sich Geschäftsbanken über Nacht Geld leihen. Eine Senkung des Zinssatzes verbilligt Kredite, weswegen Firmen leichter investieren können und viele Bürger weniger für Schuldendienst ausgeben müssen und damit mehr Einkommen zur Verfügung haben.
Mit der Zinssenkung kam die unabhängige Notenbank auch ihrem prominentesten Kritiker – US-Präsident Trump – entgegen. Er äußert seit Monaten öffentlich harsche Kritik am Kurs der Notenbank und fordert niedrigere Zinsen. Er hatte die Fed etwa als „völlig ahnungslos“oder auch als „hartnäckigstes Problem“der US-Wirtschaft bezeichnet. Noch am Dienstag hatte er die Notenbank angesichts der erwarteten leichten Senkung des Leitzinses zu einem größeren Einschnitt aufgefordert.
Die US-Arbeitslosenquote lag im Juni bei nur 3,7 Prozent. Das Wachstum der Wirtschaft ist noch robust, verlangsamt sich aber. Die Inflation indes liegt unter dem Ziel der Notenbank von zwei Prozent. Einige Analysten hatten daher argumentiert, es brauche eine größere Zinssenkung um 0,5 Prozent, um Inflation und Wirtschaft anzuheizen.
Die Entscheidung war auch an den europäischen Aktienmärkten mit Spannung erwartet worden. Immerhin: Der deutsche Aktienmarkt hat sich zur Wochenmitte vor dem US-Zinsentscheid wieder gefangen. Am Vortag im Zuge schwacher Unternehmenszahlen noch deutlich im Minus, beendete der Dax am Mittwoch den Handel mit einem Aufschlag von 0,34 Prozent auf 12.189,04 Punkte. Der Monat Juli verlief für das wichtigste deutsche Börsenbarometer mit einem Minus von 1,7 Prozent jedoch schwach. Der Index der mittelgroßen Werte, der sogenannte MDax, gewann am Mittwoch insgesamt 0,50 Prozent und stieg auf 25 935,28 Punkte.
Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx rückte um 0,12 Prozent auf 3466,85 Punkte vor. Ähnlich sah es beim Pariser Leitindex Cac 40 aus. Der Londoner FTSE 100 indes gab recht deutlich nach und in New York notierte der Dow Jones Industrial zum europäischen Börsenschluss kaum verändert. Der Euro gab vor der US-Zinsentscheidung etwas nach und kostete damit zuletzt 1,1129 US-Dollar.