Französischer Segen mit Risiko
Die französischsprachigen Spieler Borussias sind oft gemeinsam unterwegs. Es könnte eine Grüppchenbildung geben.
Dass Borussia als Klub immer weiter wächst, zeigt sich auch im Kader. Die Mannschaft, seit diesem Sommer von Marco Rose trainiert, wird internationaler, es gelingt dem Verein, klangvolle Namen zu verpflichten. Rose ist einer davon, er war sehr umworben, laut Jürgen Klopp sogar der „Gehypteste“im Trainergeschäft. Als Spieler kamen Stefan Lainer, der vor einem Jahr beinahe zum SSC Neapel gewechselt wäre, Breel Embolo, der, wenn er fit ist, ein toller Stürmer sein kann, und Marcus Thuram, der Sohn des Weltmeisters Lilian Thuram und U21-Nationalspieler Frankreichs. Klangvolle Namen.
Thuram erweitert damit eine Gruppe bei Borussia, die für den Verein ein Segen ist, aber auch ein Risiko sein kann. Denn die Spieler der Gladbacher, die mit Französisch als Muttersprache aufgewachsen sind, und davon gibt es mittlerweile sechs, sind im Training am Spielfeldrand oder vorher auf dem Weg zum Platz fast immer nur geschlossen zu sehen. In der Vergangenheit gab es schon viele Beispiele, wo eine solche Grüppchenbildung problematisch wurde – gerade in sportlich schwierigen Zeiten.
Nun gibt es solche bei Borussia derzeit nicht, die „French-Connection“brachte bisher auch noch keine Probleme. „Die Gruppen sind ja eh da, die Jungs haben die gleiche Herkunft, sie sprechen dieselbe Sprache“, sagt Rose. „Gut wäre es nur, wenn wir zwischendrin dann auch mal alle wieder gemeinsam miteinander reden. Ich glaube, dass es unsere Aufgabe ist, dies alles zusammenzuführen. Und ansonsten sind die Jungs alt genug.“
Vor allem, wenn es um fußballerische Dinge geht, ist die Botschaft klar: Abseits des Platzes kann jeder mehr oder weniger machen, was er will, vor allem aber, mit wem er will. Aber insbesondere dann, wenn der Ball rollt, müssen die Borussen eine Einheit sein. Da zählen keine Nationalitäten, sondern nur die Raute auf der Brust. Da sind alle Gladbacher, jeder verfolgt da die gleichen Ziele – und das alle miteinander.
Auch Denis Zakaria gehört zu der französischen Gruppierung. Der Schweizer ist wie der Guineer Ibrahima Traoré, der nach seinem Afrika-Cup-Urlaub noch nicht wieder ins Training eingestiegen ist, mit der französischen Sprache aufgewachsen – entsprechend gut versteht er sich mit Thuram, Michael Cuisance, Alassane Plea und Mamadou Doucouré, die allesamt aus Frankreich kommen und noch Probleme mit der deutschen Sprache haben. „Wir verstehen uns untereinander schon sehr gut, das stimmt“, sagt Zakaria. „Aber es ist nicht so, dass wir gar nicht mit den anderen sprechen. Ich habe ein gutes Verhältnis zu allen im Team.“Das hat auch Rose erkannt. „Ich glaube, dass wir das Thema ‚Grüppchenbildung’ ganz gut im Griff haben“, sagt er.
Dass Borussia diese Ballung an französischsprachigen Spielern hat, ist bislang vor allem ein Segen, nicht nur weil die meisten von ihnen aus dem Land kommen, das als führend in der Talentförderung gilt. Thuram betonte, dass es gut sei, dass er so vielen Landsmännern in Gladbach begegnet, da ihm die Eingewöhnungszeit
so erleichtert wird. Bei einem weiteren Franzosen wäre das genauso, für dessen Transfer sich Thuram, Zakaria und Plea schon ausgesprochen haben: Malang Sarr.
Der Verteidiger von OGC Nizza soll an den Niederrhein wechseln. Borussia muss in diesem Fall aber besonders geduldig sein. Solange die Übernahme des Klubs durch den englischen Milliardär Jim Ratcliffe nicht vollzogen wurde, kann der französische Erstligist keine Transfers tätigen. Es ist zu hören, dass das Prozedere noch etwa zwei Wochen andauern könnte. Dann kann Max Eberl den Transfer von Sarr, der seinen Wechselwunsch zu Borussia bereits hinterlegt hat, eintüten. „Wenn er kommen würde, wäre das super“, sagte der Sportdirektor nun der „Sport Bild“.Französische Quellen berichten, dass Nizza bei einer Ablösesumme knapp unter 15 Millionen Euro zustimmen würde.
Um diese Summe bezahlen zu können, muss Borussia offenbar aber noch den ein oder anderen Spieler verkaufen. Michael Lang gilt als ein Kandidat dafür. Am 8. August schließt in England, dem Land der fleißigsten Käufer-Klubs, das Transferfenster. Vielleicht bekommt Eberl von dort ja das eine oder andere lukrative Angebot für einen Spieler.