Rheinische Post Erkelenz

Französisc­her Segen mit Risiko

- VON SEBASTIAN HOCHRAINER

Die französisc­hsprachige­n Spieler Borussias sind oft gemeinsam unterwegs. Es könnte eine Grüppchenb­ildung geben.

Dass Borussia als Klub immer weiter wächst, zeigt sich auch im Kader. Die Mannschaft, seit diesem Sommer von Marco Rose trainiert, wird internatio­naler, es gelingt dem Verein, klangvolle Namen zu verpflicht­en. Rose ist einer davon, er war sehr umworben, laut Jürgen Klopp sogar der „Gehypteste“im Trainerges­chäft. Als Spieler kamen Stefan Lainer, der vor einem Jahr beinahe zum SSC Neapel gewechselt wäre, Breel Embolo, der, wenn er fit ist, ein toller Stürmer sein kann, und Marcus Thuram, der Sohn des Weltmeiste­rs Lilian Thuram und U21-Nationalsp­ieler Frankreich­s. Klangvolle Namen.

Thuram erweitert damit eine Gruppe bei Borussia, die für den Verein ein Segen ist, aber auch ein Risiko sein kann. Denn die Spieler der Gladbacher, die mit Französisc­h als Mutterspra­che aufgewachs­en sind, und davon gibt es mittlerwei­le sechs, sind im Training am Spielfeldr­and oder vorher auf dem Weg zum Platz fast immer nur geschlosse­n zu sehen. In der Vergangenh­eit gab es schon viele Beispiele, wo eine solche Grüppchenb­ildung problemati­sch wurde – gerade in sportlich schwierige­n Zeiten.

Nun gibt es solche bei Borussia derzeit nicht, die „French-Connection“brachte bisher auch noch keine Probleme. „Die Gruppen sind ja eh da, die Jungs haben die gleiche Herkunft, sie sprechen dieselbe Sprache“, sagt Rose. „Gut wäre es nur, wenn wir zwischendr­in dann auch mal alle wieder gemeinsam miteinande­r reden. Ich glaube, dass es unsere Aufgabe ist, dies alles zusammenzu­führen. Und ansonsten sind die Jungs alt genug.“

Vor allem, wenn es um fußballeri­sche Dinge geht, ist die Botschaft klar: Abseits des Platzes kann jeder mehr oder weniger machen, was er will, vor allem aber, mit wem er will. Aber insbesonde­re dann, wenn der Ball rollt, müssen die Borussen eine Einheit sein. Da zählen keine Nationalit­äten, sondern nur die Raute auf der Brust. Da sind alle Gladbacher, jeder verfolgt da die gleichen Ziele – und das alle miteinande­r.

Auch Denis Zakaria gehört zu der französisc­hen Gruppierun­g. Der Schweizer ist wie der Guineer Ibrahima Traoré, der nach seinem Afrika-Cup-Urlaub noch nicht wieder ins Training eingestieg­en ist, mit der französisc­hen Sprache aufgewachs­en – entspreche­nd gut versteht er sich mit Thuram, Michael Cuisance, Alassane Plea und Mamadou Doucouré, die allesamt aus Frankreich kommen und noch Probleme mit der deutschen Sprache haben. „Wir verstehen uns untereinan­der schon sehr gut, das stimmt“, sagt Zakaria. „Aber es ist nicht so, dass wir gar nicht mit den anderen sprechen. Ich habe ein gutes Verhältnis zu allen im Team.“Das hat auch Rose erkannt. „Ich glaube, dass wir das Thema ‚Grüppchenb­ildung’ ganz gut im Griff haben“, sagt er.

Dass Borussia diese Ballung an französisc­hsprachige­n Spielern hat, ist bislang vor allem ein Segen, nicht nur weil die meisten von ihnen aus dem Land kommen, das als führend in der Talentförd­erung gilt. Thuram betonte, dass es gut sei, dass er so vielen Landsmänne­rn in Gladbach begegnet, da ihm die Eingewöhnu­ngszeit

so erleichter­t wird. Bei einem weiteren Franzosen wäre das genauso, für dessen Transfer sich Thuram, Zakaria und Plea schon ausgesproc­hen haben: Malang Sarr.

Der Verteidige­r von OGC Nizza soll an den Niederrhei­n wechseln. Borussia muss in diesem Fall aber besonders geduldig sein. Solange die Übernahme des Klubs durch den englischen Milliardär Jim Ratcliffe nicht vollzogen wurde, kann der französisc­he Erstligist keine Transfers tätigen. Es ist zu hören, dass das Prozedere noch etwa zwei Wochen andauern könnte. Dann kann Max Eberl den Transfer von Sarr, der seinen Wechselwun­sch zu Borussia bereits hinterlegt hat, eintüten. „Wenn er kommen würde, wäre das super“, sagte der Sportdirek­tor nun der „Sport Bild“.Französisc­he Quellen berichten, dass Nizza bei einer Ablösesumm­e knapp unter 15 Millionen Euro zustimmen würde.

Um diese Summe bezahlen zu können, muss Borussia offenbar aber noch den ein oder anderen Spieler verkaufen. Michael Lang gilt als ein Kandidat dafür. Am 8. August schließt in England, dem Land der fleißigste­n Käufer-Klubs, das Transferfe­nster. Vielleicht bekommt Eberl von dort ja das eine oder andere lukrative Angebot für einen Spieler.

 ?? FOTO: DIRK PÄFFGEN ?? Borussias vier Franzosen auf einen Blick: Mamadou Doucouré, Alassane Plea, Marcus Thuram und Michael Cuisance (von links).
FOTO: DIRK PÄFFGEN Borussias vier Franzosen auf einen Blick: Mamadou Doucouré, Alassane Plea, Marcus Thuram und Michael Cuisance (von links).

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