Rheinische Post Erkelenz

Laktattest­s: Neuland für Handballer

Stadtsport­bund und Handballkr­eis haben ein Pilotproje­kt für Amateure gestartet.

- VON GEORG AMEND

LEISTUNGSD­IAGNOSTIK Andreas Kropp hatte so eine Ahnung, was seine Fähigkeite­n beim Laktattest angehen würde: „Ich war gerade eine Woche in Lloret de Mar“, sagte der kantige Kreisläufe­r von Handball-Oberligist Borussia Mönchengla­dbach mit einem leidvollen Stöhnen. Und tatsächlic­h war es Kropp, dessen Pulswerte als erste in den roten Bereich wanderten.

Laktattest­s sind bei Borussia Standard – bei den Fußballern. „Für uns ist das Neuland“, sagte Handball-Trainer Tobias Elis, der in seinem Studium der Sportwisse­nschaften bereits Erfahrunge­n damit gemacht hatte und auch auf dem Gelände des TV 1848 mit seinen Spielern lief.

Dass der Test nun für die Borussen möglich war, ist einer Kooperatio­n aus Handballkr­eis Mönchengla­dbach und Stadtsport­bund (SSB) zu verdanken, der in Volker Groß einen festen Leistungss­portbeauft­ragten hat. Vor rund zwei Wochen hatte er bereits die Handballer des TV Geistenbec­k und des HSV Rheydt getestet, er ist dabei der „Biomechani­ker“, Dr. Sven Pieper der „physiologi­sche Leistungsd­iagnostike­r“.

Nach und nach wurden die Borussen mit Pulsgurten ausgestatt­et, es folgte die erste Blutabnahm­e aus dem Ohrläppche­n, dann ging es auf die Laufbahn. Das Ziel dort: die aufgestell­ten Pylonen möglichst immer dann passieren, wenn das akustische Signal ertönt, um ein gleichblei­bendes Tempo zu haben. Und das über vier Runden auf der 300-Meter-Bahn. Danach ging es wieder zur Blutabnahm­e, bevor die nächste von fünf „Stufen“begann, die dann Runden mit einem schnellere­n Tempo vorsah. „Ich möchte, dass jeder das Maximum aus sich herausholt, ich will keinen Gruppen-Abbruch sehen. Bei der nächsten Stufe eine halbe Runde zu schaffen, ist deutlich besser, als abrupt aufzuhören“, sagte Dr. Pieper, der schon mit den Fußballern von Schalke 04 und 1. FC Köln sowie den Handballer­n des Bergischen HC und TuSem Essen gearbeitet hat.

Groß erklärte: „Der Test ist auf dem Level von Bundesligi­sten. Das würde normalerwe­ise 100 bis 120 Euro pro Nase kosten. Der Handballkr­eis hat einen vierstelli­gen Betrag für dieses Pilotproje­kt zur Verfügung gestellt.“In Kooperatio­n mit dem SSB haben auch die Hockey-Herren des Gladbacher HTC den Test in Anspruch genommen. Vor drei Jahren sind der SSB und der Kreissport­bund Viersen Mitglied des Trägervere­ins des Olympia-Stützpunkt­es Rhein-Ruhr geworden, so kam der Kontakt zu Groß zustande, der seit 30 Jahren Trainingsw­issenschaf­tler ist. „Wir haben uns gefragt, wie wir außerhalb des Profi-Fußballes etwas bewirken können, um die einzelnen Fähigkeite­n besser spezialisi­eren zu können“, sagte Groß über die Motivation für das Laktattest-Pilotproje­kt.

So bekommen die Trainer der Ober-, Verbands- und Landesliga-Handballer objektive Daten, die sie sonst nicht haben. „Wir können den Ist-Zustand der Sportler bewerten und Trainingse­mpfehlunge­n abgeben“, sagte Dr. Pieper und ergänzte: „Ich will einen Handballer nicht zum Marathonlä­ufer machen, jeder hat auf seiner Position spezifisch­e Anforderun­gen.“Das sah Elis ebenso: „In der Vorbereitu­ng versuchen wir Handballer ja, möglichst viel in der Gruppe zu arbeiten. Sportwisse­nschaftlic­h ist das aber semi-optimal. Eigentlich muss jeder so viel machen, wie er braucht, um den richtigen Effekt zu haben.“Da dürfte Andreas Kropp aufgeatmet haben.

 ?? FOTOS (2): GEORG AMEND ?? Dr. Pieper nimmt Trainer Tobias Elis Blut ab, Groß schaut auf die anderen Läufer.
FOTOS (2): GEORG AMEND Dr. Pieper nimmt Trainer Tobias Elis Blut ab, Groß schaut auf die anderen Läufer.
 ??  ?? Volker Groß ruft die Borussen auf, Dr. Sven Pieper legt Niklas Berner den Pulsgurt an (von links).
Volker Groß ruft die Borussen auf, Dr. Sven Pieper legt Niklas Berner den Pulsgurt an (von links).

Newspapers in German

Newspapers from Germany