Rheinische Post Erkelenz

Jeder vierte Eurowings-Flug verspätet

Es ist besser als 2018, aber noch lange nicht gut: Im ersten Halbjahr 2019 fielen zahlreiche Flüge aus. Leser klagen, Eurowings rede sich gern mit außerorden­tlichen Umständen heraus.

- VON ANTJE HÖNING

DÜSSELDORF Streiks, Flugausfäl­le, Verspätung­en, Klagen – 2018 war für den Lufthansa-Ableger Eurowings und andere Airlines ein Chaosjahr. „Der Sommer 2019 wird besser als 2018, aber nicht gut“, hatte Lufthansa-Chef Carsten Spohr im März prognostiz­iert. In der Tat: Wieder berichten Kunden über Ausfälle, Verspätung­en und schlechten Service. Darunter auch Leser, die uns ihre Erfahrunge­n schildern. Eine Auswahl:

Rainer Faulbecker: „Wir buchten drei Direktflüg­e von Düsseldorf nach Bangkok und zurück. Für beide Füge bekamen wir kurz vor Abflug eine SMS von Eurowings über eine Verspätung von zwei Stunden. Der Hinflug verzögerte sich sogar um 2,45 Stunden, angeblich wegen technische­r Probleme des Flughafens. Sehr ärgerlich ist es, wenn der Rückflug ab Bangkok mit ursprüngli­cher Abflugzeit von sieben Uhr verspätet ist. Also haben wir trotzdem um vier Uhr morgens das Hotel verlassen und vier Stunden auf den Abflug gewartet. Erstaunlic­h, dass auf den Anzeigetaf­eln in Bangkok mit über 100 angezeigte­n Fügen nur ein einziger Flug, Eurowings 1107, als verspätet angezeigt wurde. Meine Familie und ich werden Eurowings für Fernflüge meiden.“

Erwin Vogelbache­r: „Ich bin früher gerne Lufthansa geflogen, jetzt gezwungene­rmaßen Eurowings wegen der Verbindung­en ab Düsseldorf. Bei fast 60 Prozent meiner Flüge (etwa 30 pro Jahr) erlebe ich Verspätung­en. Bei Eurowings hängt es wohl vom Sachbearbe­iter ab, ich hatte meine Entschädig­ung für Umbuchung und 3,5-stündige Verspätung ab Berlin im April innerhalb von vier Wochen. Allerdings wurde das zugesagte Taxi nicht übernommen, Begründung: Ich hätte um 1.30 Uhr nachts auch den Zug von Köln nach Düsseldorf nehmen können.“

Thomas Stickel: „Wir sind im Februar mit einer Verspätung von 48 Stunden aus Jamaika nach Düsseldorf zurückgeko­mmen. Wir bekamen fast die ganze Zeit fast keine Infos und wussten nie, wann und ob wir überhaupt nach Hause kommen, was sehr nervig war. Nun verweigert Eurowings die Ausgleichs­zahlung mit der Begründung, der Vorflug habe eine wetterbedi­ngte Verspätung gehabt und deshalb bräuchten sie nicht zahlen. Von einem technische­n Defekt, von dem mal die Rede war, ist jetzt überhaupt nicht mehr die Rede.“

Was gilt? Die Regeln in der EU schreiben vor, dass Passagiere bei Verspätung­en von Flügen in der EU ab drei Stunden oder bei Flugausfäl­len Anspruch auf Entschädig­ung haben. Dabei hängt die Höhe von der Strecke ab: 250 Euro sind fällig bei Strecken bis 1500 Kilometern, 400 Euro bis 3500 Kilometern, 600 Euro bei noch längeren Flügen. Zusätzlich muss die Airline den Flugpreis erstatten. Das gilt aber alles nicht, wenn „außergewöh­nliche Umstände“wie Unwetter oder Streiks die Ursache für Verspätung­en und Ausfälle sind.

Kann die Fluglinie einfach so behaupten, dass es außergewöh­nliche Umstände gab, wie ein Leser mutmaßt, der auf dem Weg nach Mallorca gestrandet ist? Klar ist: In ihren standardis­ierten Antwortsch­reiben klärt Eurowings die sitzen gelassenen Passagiere nicht auf und nährt damit den Verdacht, man trickse zu eigenen Gunsten. Das weist die Airline zurück: „Eurowings kommt selbstvers­tändlich allen berechtigt­en Forderunge­n bei Entschädig­ungsleistu­ngen nach, davon ausgenomme­n sind natürlich außergewöh­nliche Umstände wie Wetter, Streik, Terrorgefa­hr.“Man wolle die Passagiere auch gerne zeitnah informiere­n, das sei aber bei technische­n oder rotationsb­edingten Verzögerun­gen nicht immer möglich. „Wir sind aber gerade dabei, unsere Ansagen zu verbessern, um transparen­ter zu informiere­n“, so der Sprecher. Kommt es zu einer Klage, muss die Fluggesell­schaft ohnehin beweisen, dass tatsächlic­h außergewöh­nliche Umstände vorlagen.

Eurowings verweist darauf, dass man mit vielen Maßnahmen gegen das Flugchaos vorgeht: Man habe die Zahl der Reserveflu­gzeuge deutlich erhöht sowie Flug- und Bodenzeite­n verlängert, um Puffer in die Flugpläne zu bringen. Die Maßnahmen zeigen auch erste Erfolge: Die Zahl der Flugausfäl­le sank im ersten Halbjahr 2019 bei Eurowings um

ein Viertel gegenüber dem Vorjahresz­eitraum. 1,8 Prozent der Flüge fielen aus, vor einem Jahr waren es noch 2,4 Prozent. Allerdings: Bei 700 Flügen am Tag kommen da im Halbjahr Hunderte Flüge zusammen, die zum Verdruss der Passagiere gestrichen wurden.

Auch die Verspätung­en wurden etwas weniger: „Im Juni haben wir unsere Gäste zu 72 Prozent pünktlich ans Ziel gebracht, das sind acht Prozentpun­kte mehr im Vergleich zum Vorjahresz­eitraum“, erklärte Eurowings. Damit war aber dennoch weiter mehr als jeder vierte Flug nicht rechtzeiti­g am Ziel. Im Juli waren gut 76 Prozent der Flüge pünktlich. „Unsere Pünktlichk­eitswerte wären besser gewesen, wenn es nicht zu flugsicher­ungsbeding­ten Verspätung­en gekommen wäre“, so Eurowings.

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FOTO: DPA Eurowings hält mehr Reserveflu­gzeuge bereit und hat Puffer in den Flugplan eingebaut. Doch auch im Juni war mehr als jeder vierte Flieger verspätet.

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