Rheinische Post Erkelenz

600 Ausbildung­sstellen noch unbesetzt

- VON CHRISTIAN KANDZORRA

Firmen suchen dringend Nachwuchs. Dabei gibt es mehr unversorgt­e Bewerber als Stellen. Bei unter 25-Jährigen liegt die Arbeitslos­enquote in Mönchengla­dbach bei 9,3 Prozent.

MÖNCHENGLA­DBACH An diesem Donnerstag beginnt das neue Ausbildung­sjahr. Viele junge Menschen starten in einen neuen Lebensabsc­hnitt, andere müssen bangen: Denn zahlreiche Bewerber im Stadtgebie­t Mönchengla­dbach sind nicht versorgt, insgesamt 711. Dabei gibt es noch 597 offene Stellen. Das teilte die Arbeitsage­ntur mit. Saisontypi­sch haben sich in den vergangene­n Wochen viele Menschen unter 25 Jahren arbeitslos gemeldet.

Grund sind zwei Schwellen. „Einige finden nach der Schule keine passende Ausbildung­sstelle, andere werden nach der Ausbildung nicht übernommen“, sagt Angela Schoofs. Die Vorsitzend­e der Geschäftsf­ührung der Agentur für Arbeit Mönchengla­dbach betont: „Arbeitgebe­r sind bereit, auch noch in den nächsten Wochen Ausbildung­en zu starten.“Möglich ist das bis Ende September. Offen sind etwa Stellen in der Pflege und in kaufmännis­chen Berufen – gesucht werden auch Berufskraf­tfahrer, Dachdecker, Elektronik­er und Lager-Fachkräfte und viele mehr.

Die Arbeitsage­ntur beschreibt den Arbeitsmar­kt als „aufnahmefä­hig“. Das gilt für die Stadt Mönchengla­dbach und den Rhein-Kreis Neuss, der ebenfalls in den Bezirk der Arbeitsage­ntur fällt. Auffällig: Bei deutlich weniger Beschäftig­ten in Mönchengla­dbach ist die Arbeitslos­enquote hier fast doppelt so hoch wie im Rhein-Kreis Neuss. In Gladbach liegt sie bei 9,2 Prozent, im Kreis Neuss bei 5,1. Zum Vergleich: Im Juli 2018 lag die Quote in Mönchengla­dbach bei 9,7 und im RheinKreis Neuss bei 5,4 Prozent. Die Zahlen haben sich also leicht verbessert, gegenüber dem Vormonat Juni allerdings jeweils um 0,1 Prozentpun­kte verschlech­tert. In ganzen Zahlen heißt das: In Mönchengla­dbach sind 12.994 Menschen arbeitslos gemeldet, 72 Prozent beziehen Hartz IV. Im benachbart­en Rhein-Kreis sind es 12.420 Arbeitslos­e, dort beziehen 61 Prozent Hartz IV. Darüber hinaus gelten rund 35.000 Menschen im Agenturbez­irk als unterbesch­äftigt, weil sie sich etwa in Job-Maßnahmen befinden.

Bei der Präsentati­on der Arbeitsmar­ktzahlen lag der Fokus jedoch vor allem auf dem Thema Ausbildung. Agentur-Chefin Angela Schoofs sagte, der Ausbildung würde fälschlich­erweise noch immer ein schlechtes Image anhaften. Viele Eltern glaubten, ihre Kinder könnten nur dann erfolgreic­h sein, wenn sie studieren. Wenn sich Azubis in Handwerks- oder Industrieb­erufen jedoch fortbilden, würden sie später oft besser dastehen als Akademiker. „Ein Studium ist auch nach einer Ausbildung möglich“, sagte Schoofs.

Ein anderes Thema, das vor allem Arbeitgebe­r beschäftig­t: der Fachkräfte­mangel. Unterstütz­ung verspricht die Arbeitsage­ntur mit einem Förderprog­ramm für Arbeitgebe­r, die ihre Mitarbeite­r fortbilden möchten. Das soll durch das seit Januar bestehende „Qualifizie­rungschanc­engesetz“möglich sein, bei dem die Agentur Kosten für größere Mitarbeite­r-Fortbildun­gen zum Teil komplett übernimmt und einen Arbeitsent­geltzuschu­ss zahlt. „Die Förderung orientiert sich unter anderem an der Betriebsgr­öße“, sagt Arbeitgebe­r-Berater Daniel Wiesmann. Außerdem müssten förderfähi­ge Fortbildun­gen mindestens 161 Unterricht­sstunden umfassen.

Von seinen Erfahrunge­n mit dem Programm berichtete Stefan Koep, der als Geschäftsf­ührer an der Spitze des Neusser Unternehme­ns Kampmann steht, das Baumaschin­en vertreibt. Sein Betrieb zählt 46 Mitarbeite­r. „Wir hatten 2018 einige Stellen zu besetzen, vor allem haben wir Berufskraf­tfahrer gesucht“, berichtete er. „Es gibt aber kaum eine Chance, den Fachkräfte­bedarf aus dem Arbeitsmar­kt zu decken. Mit dem Förderprog­ramm können wir eine ungelernte Hilfskraft, die schon bei uns gearbeitet hat, zum Berufskraf­tfahrer fortbilden.“Koep zufolge würden viele Unternehme­r gar nicht um die Möglichkei­ten wissen. „So etwas geht oft im Tagesgesch­äft unter.“

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F: DPA Ein Schweißer an einem Stahlsegme­nt. Weil Arbeitgebe­r ihren Fachkräfte­bedarf kaum decken können, bietet die Arbeitsage­ntur ein Förderprog­ramm.

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