Rheinische Post Erkelenz

In der SPD herrscht das Prinzip Zufall

- VON EVA QUADBECK

Sollten die Geschichts­bücher eines Tages den Niedergang der einst so stolzen Volksparte­i SPD beschreibe­n müssen, werden sie sich mit dem Jahr 2019 befassen müssen. Das Jahr, in dem die Genossen mit Andrea Nahles ihre letzte starke Führungsfi­gur vertrieben haben, das Jahr, in dem gleich mehrere ehemalige Vorsitzend­e ihre Partei öffentlich in den Ruin kommentier­ten, das Jahr, in dem die Entscheidu­ng über den SPD-Vorsitz und damit über das Schicksal des Fortbestan­ds der Regierung vom Zufall abhing.

Entscheidu­ngen der Basis können einer Partei Auftrieb geben. Die Grünen haben damit gemischte Erfahrunge­n gemacht, die SPD hat schon über zwei Koalitions­verträge abstimmen lassen, und die CDU verdankt ihre neue Vorsitzend­e einem Parteitags­beschluss, bei dem die Basis zumindest einbezogen war. Doch bei den gelungenen Beispielen von Basisbesch­lüssen wurden die Prozesse stets von einer Parteiführ­ung organisier­t und kanalisier­t. Von Führung kann im Willy-Brandt-Haus derzeit keine Rede sein. Die drei kommissari­schen Vorsitzend­en sind ohnehin bemüht, keinen Einfluss zu nehmen. Der Generalsek­retär ist zwischen die Fronten der innerparte­ilichen Machtkämpf­e geraten. Es ist ein Trauerspie­l.

Dabei bräuchte die SPD mehr denn je eine starke Stimme, die den Menschen insbesonde­re in den Wahlkämpfe­n im Osten erklärt, wofür die Sozialdemo­kraten stehen, was sie bewegen wollen und warum sie als Teil der bundesrepu­blikanisch­en Demokratie gebraucht werden. Statt sich auf die für die SPD existenzie­ll wichtigen Landtagswa­hlen am 1. September zu konzentrie­ren, beschäftig­en sich die Sozialdemo­kraten bis zu diesem Stichtag mit eigenen Politikern aus der zweiten Reihe, die Parteichef werden wollen. Das ist absurd.

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