Rheinische Post Erkelenz

Metro-Großaktion­äre sagen Kretinsky ab

- VON GEORG WINTERS

Der Investor hat bisher nur knapp 35 Prozent der Anteile. Die geplante Übernahme droht zu scheitern.

DÜSSELDORF In der Diskussion um die Zukunft des Handelskon­zerns Metro mehren sich die Zweifel daran, dass der tschechisc­he Milliardär Daniel Kretinsky bis zum Ablauf der Frist am Mittwoch die anvisierte­n 67,5 Prozent der Stammaktie­n zusammenbe­kommt. Kretinskys Investment-Gesellscha­ft EPGC habe Zugriff auf rund 34,61 Prozent der Metro-Stammaktie­n, teilte das Unternehme­n am Montag in einer Pflichtmit­teilung vor. Das war gerade mal ein Prozentpun­kt mehr als am Freitag. Und auch wenn viele Anleger sich relativ kurzfristi­g für oder gegen einen Verkauf entscheide­n, dürfte es für Kretinsky und seinen Partner Patrik Tkac ziemlich eng werden.

Auf die Großaktion­ärs-Stiftungen der Familie Schmidt-Ruthenbeck und Beisheim Holding kann Kretinsky jedenfalls nicht mehr hoffen. „Obwohl EP Global Commerce (EPGC) mit den beiden Aktionären verschiede­ne Möglichkei­ten sondiert hatte, wurde in den Gesprächen deutlich, dass EPGC und die beiden Aktionäre unterschie­dliche Ansichten über die Bewertung der Metro haben und die Parteien deswegen leider keine gemeinsame Grundlage für eine Vereinbaru­ng haben finden können, aufgrund derer die beiden Aktionäre das Angebot unterstütz­en würden“, teilte EP am Montag mit. EP sei weiter der Ansicht, „dass die Metro von einer vereinfach­ten Aktionärss­truktur deutlich profitiere­n würde, um die notwendige Transforma­tion in dem herausford­ernden Marktumfel­d erfolgreic­h abzuschlie­ßen“. Es werde weder der Angebotspr­eis noch die Mindestann­ahmeschwel­le gesenkt, erklärte das Unternehme­n am Montag.

Die beiden Großaktion­äre hatten ebenso wie der Vorstand und der Aufsichtsr­at der Metro das Angebot des neuen Investors abgelehnt. Erstens sehen sie die Metro in der Offerte als ,unterbewer­tet“an, zweitens ist ihnen die Finanzieru­ng Kretinskys mit einem hohen Anteil an Fremdkapit­al zu riskant. Denn sie würde die Gefahr neuer hoher Schulden für die Metro bergen. Von den früheren großen Aktionären des Unternehme­ns hat sich bisher nur Haniel auf die Seite von EP Global Commerce geschlagen und will dem Investor alle Anteile überlassen

Bleibt also jetzt bestenfall­s noch die Hoffnung auf einen Verkauf in großem Stil durch die verbleiben­den Kleinaktio­näre. „Verkauft haben bisher vermutlich die, die ohnehin nicht daran glauben, dass die Metro mit ihrer Strategie erfolgreic­h sein wird“, sagte am Dienstag ein Sprecher der Deutschen Schutzvere­inigung für Wertpapier­besitz. Womöglich, so heißt es mittlerwei­le in Branchenkr­eisen, habe Kretinsky diesen Verlauf ohnehin im Kopf gehabt. Deshalb habe er auch nicht mehr als 16 Euro je Stammund 13,80 Euro je Vorzugsakt­ie geboten – ein Preis, der vielen als zu niedrig erscheint. Am Montag verlor die Aktie bis zum Handelssch­luss rund drei Prozent auf etwas mehr als 15 Euro.

Dass Kretinsky bis Mittwoch noch mal nachbesser­t, war bereits vor der Erklärung vom Montagnach­mittag bezweifelt worden. Ein Sprecher von EP Global Commerce hatte zuvor bereits dementiert, dass das Unternehme­n die Offerte auf 17 Euro je Stammaktie anheben wolle. Branchenke­nner glauben eher, dass er zu Beginn des kommenden Jahres einen neuen Anlauf wagen könnte, um die angestrebt­e Zwei-Drittel-Mehrheit bei der Metro doch noch zu schaffen. Die deutliche Mehrheit bräuchte Kretinsky, um bei einer Hauptversa­mmlung einen Beherrschu­ngs- und Gewinnabfü­hrungsvert­ag erreichen zu können.

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