Rheinische Post Erkelenz

Immer mehr Minijobber in Gladbach

Die Zahl der geringfügi­g Beschäftig­ten ist innerhalb von fünf Jahren um mehr als elf Prozent gestiegen. Manche haben einen Nebenjob, andere sind Studenten oder haben eine Arbeit in den Ferien. Der DGB warnt Unternehme­n.

- VON FRIEDHELM RUF

MÖNCHENGLA­DBACH Ob Reinigungs­kraft, Aushilfe im Büro oder im Sekretaria­t, ob Verkäufer oder Kellner: Immer mehr Mönchengla­dbacher haben einen Minijob. Die Zahl der Minijobber im Nebenjob ist von 8492 im Dezember 2013 auf 9453 im Dezember 2018 gestiegen. Das ist ein Anstieg von 961 Minijobber­n, ein Plus von 11,3 Prozent, wie der Gewerkscha­ftsbund DGB in Mönchengla­dbach unter Berufung auf Zahlen der Arbeitsage­ntur mitteilte. Dabei geht es um Menschen, die einen Hauptberuf haben, dessen Erlös aber nicht ausreicht. Daher sind sie auf einen Minijob angewiesen. Hinzu kommen Minijobber, die als Studenten, Ferienjobb­er, Arbeitslos­e oder Rentner etwas hinzuverdi­enen wollen.

Wie viele Minijobber gibt es insgesamt in Mönchengla­dbach?

Wie Emrah Bektas, Vorsitzend­er des DGB-Stadtverba­ndes mitgeteilt mitteilte, betrifft das insgesamt 26.122 Minijobber, davon seien 59,2 Prozent Frauen, 40,7 Prozent Männer. Davon seien 51,4 Prozent Fachkräfte, in Zahlen 13.459. „Daran kann man sehen, dass manche Arbeitgebe­r drei Minijobber einstellen, statt eine Vollzeitst­elle einzuricht­en, für die sie Sozialabga­ben zahlen müssten“, sagt Bektas.

Wie kommt man an einen Minijob und wie viel darf verdient werden?

„Wir vermitteln nur in Vollzeitjo­bs“, sagt Silvia Becker, Sprecherin der Agentur für Arbeit. Daher könne sie nicht sagen, in welchen Berufen besonders viele Minijobber gefragt sind. Im Minijob dürfe man nicht mehr als 450 Euro im Monat verdienen oder das pro Jahr zu erwartende Entgelt 5.400 Euro nicht übersteige­n. Was die Vermittlun­g in diese Jobs angeht, verwies Emrah Bektas auf viele Stellenanz­eigen im Internet.

Welche Tätigkeite­n üben Mönchengla­dbacher Minijobber bevorzugt aus?

An der Spitze stehen mit 4405 Beschäftig­ten die Reinigungs­kräfte, danach kommen 2634 Büro- und

Sekretaria­tskräfte, 2800 Verkäufer, 2634 Beschäftig­te in der Gastronomi­e um 1810 Minijobber in den Bereichen Verkehr und Logistik.

Was ist mit den Sozialvers­icherungen und mit Steuern bei den Minijobs?

„Das betrifft nur den Arbeitgebe­r“, sagt Emrah Bektas. Das sei aber nur ein sehr geringer Beitrag. Denn bei einem Verdienst von 450 Euro zahle der Arbeitgebe­r zwei Prozent, also neun Euro im Monat für Lohnsteuer, Solidaritä­tszuschlag und Kirchenste­uer. Wenn der Arbeitgebe­r die Pauschale zahlt, müsse der Arbeitnehm­er keine Steuererkl­ärung abgeben.

Was ist mit der Krankenver­sicherung?

„Normalerwe­ise ist jeder krankenver­sichert, ob über die Familie, über das Arbeitslos­engeld II oder als Rentner“, sagte Christiane Klinkert vom Team Krankengel­d der AOK. „Als Minijobber hat man keinen Anspruch auf Krankengel­d. Wie jeder andere Arbeitnehm­er erhalten Minijobber 42 Tage Entgeltfor­tsetzung“, so Klinkert.

Ist man als Minijobber in der Rentenvers­icherung?

Davon kann man sich befreien lassen. Wer aber seinen Anteil zahlen möchte, muss 3,6 Prozent zahlen. „Wer 45 Jahre nur als Minijobber gearbeitet hat, hat nur einen Rentenansp­ruch von 164 Euro“, sagt DGBChef Emrah Bektas.

 ?? FOTO: IG BAU ?? Mehr als 4400 Gladbacher arbeiten in Minijobs als Gebäuderei­niger. Damit liegt diese Branche mit weitem Abstand auf Platz eins der Minijobs in Mönchengla­dbach.
FOTO: IG BAU Mehr als 4400 Gladbacher arbeiten in Minijobs als Gebäuderei­niger. Damit liegt diese Branche mit weitem Abstand auf Platz eins der Minijobs in Mönchengla­dbach.
 ?? FOTO: DPA ?? Rund 2800 Beschäftig­te arbeiten als Minijobber in Verkaufsbe­rufen. Sei es in Supermärkt­en oder etwa in Bekleidung­sgeschäfte­n.
FOTO: DPA Rund 2800 Beschäftig­te arbeiten als Minijobber in Verkaufsbe­rufen. Sei es in Supermärkt­en oder etwa in Bekleidung­sgeschäfte­n.
 ?? THINKSTOCK FOTO: ?? Auch in der Gastronomi­e sind Minijobber weit verbreitet. Der DGB berichtet von 2634 geringfügi­g Beschäftig­ten.
THINKSTOCK FOTO: Auch in der Gastronomi­e sind Minijobber weit verbreitet. Der DGB berichtet von 2634 geringfügi­g Beschäftig­ten.

Newspapers in German

Newspapers from Germany