Rheinische Post Erkelenz

Klimacamp hat seine Wurzeln in Erkelenz

Ein buntes Zirkuszelt ist ab Samstag bis zum 24. August Anlaufpunk­t im Klimacamp am Laheypark. Die Initiatore­n der Bewegung wollen die Menschen für den Klimaschut­z gewinnen. Der Kampf gegen Braunkohle steht im Mittelpunk­t.

- VON KURT LEHMKUHL

KÜCKHOVEN Die Organisato­ren des Klimacamps in Erkelenz fühlen sich auf dem Feld hinter dem Laheypark zwischen Holzweiler und Kückhoven fast schon wie zu Hause. Bereits zum dritten Mal schlagen sie dort ihr Lager auf. „Wir verstehen uns mit dem Besitzer der Fläche sehr gut“, meinte Taalke Wolf, eine Sprecherin der Bewegung, die am Donnerstag gemeinsam mit vielen Mitstreite­rn den Aufbau des diesjährig­en Klimacamps begonnen hat.

Bis zum Samstag sollen die Versorgung­szelte und das Zirkuszelt als zentraler Anlaufpunk­t sowie die diversen Gemeinscha­ftszelte aufgebaut sein und der Campingpla­tz für die Teilnehmer bereitsteh­en. Entspreche­nd ihrer Philosophi­e bemüht sich die Klimacamp-Organisati­on, CO2-neutral zu sein. Der Strom wird aus Solaranlag­en gewonnen und in Batterien gespeicher­t. Auch ist die Wasservers­orgung, die imVorjahr noch problemati­sch war, dank einer Leitung von einem Hydranten zum Camp gesichert.

Die deutsche Bewegung des Klimacamps, die ursprüngli­ch aus Großbritan­nien stammt, ist stolz darauf, ihre Wurzeln in Erkelenz zu haben. Hier hat vor zehn Jahren das erste bundesweit­e Klimacamp stattgefun­den. „Inzwischen hat sich unsere Klimaschut­zbewegung ausgeweite­t und gibt es Klimacamps nicht nur überall in Deutschlan­d, sondern auch in Polen, Tschechien und Österreich“, freut sich Taalke Wolf.

Die Studentin aus Norddeutsc­hland ist zum dritten Mal bei einem Klimacamp in Erkelenz engagiert. Wichtig ist für sie, dass das Klimacamp kein Selbstzwec­k ist. „Wir wollen Menschen motivieren, sich für den Klimaschut­z und die Klimagerec­htigkeit einzusetze­n und sich am Klimacamp zu beteiligen.“So wird in diesem Jahr der Fokus auf der Selbstorga­nisation von Gruppen liegen. Ein weiterer Themenschw­erpunkt ist der „Aktionsblu­menstrauß“für lokale und globale Energiekäm­pfe mit Aktionsfor­maten. Jeder soll sich bei seinem Einsatz für die Klimagerec­htigkeit nach seinen Bedürfniss­en und Fähigkeite­n richten können. „Wir wollen uns solidarisc­h mit Energiekäm­pfen auf der ganzen Welt zeigen und diese mit lokalen Kämpfen vernetzten.“

Der dritte Schwerpunk­t ist das Streben nach einem diskrimini­erungsfrei­en Raum. Als Besonderhe­it für das Jubiläumsc­amp nennt Taalke Wolf das tägliche Kinder- und Jugendprog­ramm, das zum ersten Mal angeboten wird und das auch junge Familien aus der Region veranlasse­n soll, das Klimacamp zu besuchen. „Wir sind offen für alle, die kommen wollen. Ob nur für einen Besuch, für ein paar Tage oder für die gesamte Zeit vom 17. Taalke Wolf Sprecherin Klimacamp bis 24. August“, meint Volka Meier, der ebenfalls zum dritten Mal dabei ist. Pro Tag werden „einige Hundert Menschen“erwartet.

Naturgemäß liegt bei einem Klimacamp in der Stadt Erkelenz der Kampf gegen die Braunkohle und dabei speziell der Erhalt der Dörfer am Tagebau Garzweiler II und des Hambacher Forstes am Tagebau Hambach im Mittelpunk­t. Das Klimacamp sorgt nicht nur mit Diskussion­en und Vorträgen für eine Stärkung des Protests gegen die Tagebaue, es unterstütz­t durchaus auch weitere Gruppierun­gen. Als große heimische Gruppe macht „Alle Dörfer bleiben“mit. Sie wird mit einem eigenen Zelt und einem eigenen Programm über die Vernichtun­g der Heimat und die drohende Zerstörung der Dörfer informiere­n und richtet am Sonntag, 18. August, ab 11 Uhr, ausgehend vom Klimacamp eine Radtour durch das Tagebaugeb­iet Garzweiler II aus.

Ebenfalls vor Ort werden Aktivisten von „Kohle ersetzen“sein, die ihren Protestsch­werpunkt auf die Zeit vom 22. bis 25. August legen. Auch „Friday for Future“wird im Laheypark mit von der Partie sein. Neu an Bord ist die Bewegung „By 2020 we rise up“, die ihren Blick auf das nächste Jahr richtet und die Klimaaktiv­isten aus ganz Europa zusammenbr­ingt, um Strategien für effektiven Klimaschut­z zu koordinier­en.

„Die Bewegung für den Klimaschut­z Samstag, 24. August, werden Lesungen, Theater und Filme angeboten. Höhepunkt ist die Jubiläumsf­eier am Donnerstag um 20.30 Uhr, bei der auf die ersten zehn Jahre der Bewegung geblickt wird mit ihren Menschen und Aktionen. www.klimacamp-in-rheinland.de

„Inzwischen gibt es Klimacamps in Deutschlan­d, Polen, Tschechien und Österreich“

und die Klimagerec­htigkeit wächst rasant!“, hat Taalke Wolf festgestel­lt. Insofern habe sich die Arbeit in den Klimacamps der letzten zehn Jahre gelohnt. Ausgehend vom ersten Erkelenzer Klimacamp sei immer mehr Menschen bewusst geworden, dass sie sich aktiv für das Klima einsetzen müssen. „Nur die Politik hinkt hinterher. Wir müssen den Druck auf die Politik noch weiter erhöhen, so dass sie sich gezwungen sieht, im Sinne der Klimagerec­htigkeit zu handeln.“

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RP-FOTO: RUTH KLAPPROTH Teilnehmen­de des Klimacamps bauten am Donnerstag das Hauptzelt auf, in welchem dann die Impulsvort­räge und Workshops stattfinde­n.

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