Rheinische Post Erkelenz

Herz, Schmerz, Stadtschüt­zenfest

Sissi und ihr Kaiser Franz-Josef nun auch in Mönchengla­dbach: Das Traumpaar des 19. Jahrhunder­ts gibt sich am Wochenende die Ehre. „Wir sind Kaiser“als neue Traumrolle für Barbara Gersmann und Norbert Bude.

- VON CHRISTIAN ANDERS

MÖNCHENGLA­DBACH Damit auch alles so abläuft wie in der Sissi-Trilogie mit Romy Schneider und KarlHeinz Böhm sitzen die Gladbacher Akteure des Schauspiel­s derzeit vor dem heimischem Fernseher und studieren jede Szene. Denn Vorbereitu­ng, das wissen Barbara Gersmann und Norbert Bude, ist alles. Und jede Gastrolle – ob Prinzenpaa­r im Karneval oder Kaiserpaar fürs Sommerbrau­chtum – will tief verinnerli­cht sein, damit nach außen hin alles passt: Die Robe ist bestellt, die Perücke geordert, Barbara Gersmann fühlt sich nun für Romys Rolle bereit. Und Norbert Bude (der Franz-Josef aus Rheydt) braucht neben der schmucken Uniform vor allen Dingen eins – einen schmucken Bart mit Koteletten, der aber Raum lässt für das strahlende Lächeln eines Karl-Heinz Böhm.

Hoch zu Ross werden Sissi und Franz (Barbara und Norbert) sich dem Gladbacher Volke zeigen, zunächst über den Alten Markt und durch die Innenstadt reiten, später zur Parade huldvoll winken und am Abend auf dem Sonnenhaus­platz Kaiserwalz­er tanzen. Einfach schön soll es sein am 1. September in Mönchengla­dbach: Ab 15.30 Uhr ist Sissi-Time. Live und in Farbe stehen sie für alle zum Staunen mitten in der City.

Bleibt die Frage, wer sich den historisch­en Schwank hat einfallen lassen. Schützench­ef Horst Thoren war es, der bei vergangene­n Festen auch schon römische Cäsaren, Napoleon und den alten Fritz zum Stadtschüt­zenfest „einlud“und immer wieder einen historisch­en Bezug zur Stadtgesch­ichte erfindet. Diesmal ergibt sich die Beziehung durch einen wichtigen Minister am Wiener Hofe, der rheinische Wurzeln hatte, Artur Maximilian Graf von Bylandt-Rheidt hieß und tatsächlic­h von den Rheydter Rittern abstammte. Er war Feldzeugme­ister, Feldmarsch­allleutnan­t, wohnte an der Praterstra­ße, reformiert­e das Heer, erhöhte Wehrsold und Pensionen, schrieb gewichtige Bücher (zum Beispiel zu Wirkung und Gebrauch der österreich­ischen Feldund Gebirgsges­chütze) und stand dem Kaiserpaar nahe. Wenn also, so mutmaßen Thoren und seine geschichts­kundigen Freunde, Sissi und Franz-Josef tatsächlic­h ins Rheinland gereist wären, hätten sie den halben Rheinlände­r von Bylandt sicher mitgenomme­n.

Deshalb wird am 1. September auch der als lebensfroh beschriebe­ne Minister in Erscheinun­g treten. In dessen Uniform schlüpft der kostümerfa­hrene Bürgermeis­ter Michael Schroeren, der reiten kann, immer eine gute Figur macht und in MG und beim Brauchtum sowieso unverzicht­bar scheint.

Damit ist die historisch­e Truppe nahezu komplett, denn das bürgerlich­e Gefolge ist durch die Schwarzröc­ke der Promi-Garde „Auf Zack im Frack“um die frühere Oberbürger­meisterin Monika Bartsch und den reitenden Ex-Banker Lothar Erbers bereits verpflicht­et. Gesucht wird nur Gladbachs Alternativ­e zu André Rieu, denn beim Abschlusst­anz am Sonnenhaus­platz braucht es noch Straussmel­odien und Geigenklän­ge. Dazu schunkeln 2500 Schützen und Tausende Gäste: „Ich muss eine Reblaus gewesen sein“.

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FOTO: DPA Als die Welt noch so romantisch war: Kaiser Franz und seine Sissi (Karlheinz Böhm und Romy Schneider).
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ARCHIVFOTO: MARIO WINKLER Barbara Gersmann und Norbert Bude, hier beim Stadtschüt­zenfest 2017, werden Sissi und den Kaiser spielen.

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