Die Euphorie könnte Roses Team tragen
Analyse Der große Teamcheck, wie bereit Borussia für den Bundesligastart gegen Schalke ist. Wie steht es um das Personal? Wie fit ist die Mannschaft? Wie gut hat sie schon die Taktik des neuen Trainers drauf? Wie ist die Stimmung bei den Fans?
Patrick Herrmann dürfte allen Borussen aus der Seele gesprochen haben. „Endlich“, sagte er bezogen auf den bevorstehenden Start in der Bundesliga. Gegen Schalke 04 (Samstag, 18.30 Uhr) geht es für Gladbach erstmals unter Marco Rose um drei Punkte. Der 42-Jährige soll eine neue Ära prägen, die nun den Startschuss erlebt. Doch wie bereit ist Borussia für die Bundesliga?
Personal: Nach Vereinsangaben fallen Jonas Hofmann (Innenbandriss), Christoph Kramer (trainert nach einem Bänderriss noch individuell), Tony Jantschke (Rückenprobleme), Lars Stindl, Julio Villalba (beide im Aufbautraining) und Torben Müsel (Knieprobleme) aus. Ibrahima Traoré dürfte wegen seines Trainingsrückstandes auch noch keine Alternative sein, Neuzugang Ramy Bensebaini ebenfalls nicht. Die Formtabelle der Spieler weist dagegen Unterschiede auf. Yann Sommer und Alassane Plea sind richtig gut drauf, Matthias Ginter, Nico Elvedi, Tobias Strobl und Marcus Thuram zeigten zuletzt auch eine gute Frühform. Weniger stark waren Stefan Lainer und Florian Neuhaus. Die Defensivreihe funktionierte zuletzt, im Spiel nach vorne haperte es jedoch.
RP-Urteil: Insgesamt ist Borussia personell nicht schlecht für den Bundesligastart aufgestellt. Bei keinem Klub werden alle Spieler zu Beginn in Bestform sein, in Gladbach sind aber zumindest einige wichtige Säulen richtig gut drauf.
Fitness: Gegen Sandhausen war zu erkennen, dass Borussia dem Zweitligisten in der Schlussphase körperlich unterlegen war. Da die Sandhäuser aber schon zwei Wochen lang im Liga-Betrieb waren, ist dies auch zu erwarten gewesen. Gladbach hat dennoch bis zum Spielende auf sehr intensivem Niveau kämpfen und rennen können. Das bestätigte die Eindrücke der Vorbereitung, dass das harte Training von Rose gewirkt hat und die Mannschaft fit ist. Gegen Rayo Vallecano und SCO Angers (beide 2:1) drehte das Team in der Schlussphase das Spiel.
RP-Urteil: In Sachen Fitness ist Borussia bereit für die Bundesliga.
Taktik: Pressing und Vertikalität sind die neuen Zauberwörter in Roses Spielidee. In Ansätzen hat Borussia das bereits sehr gut umgesetzt, gerade die erste halbe Stunde gegen den FC Chelsea (2:2) verlief so, wie sich der Trainer es wünscht. Die Konstanz fehlt jedoch noch. In Sandhausen war vom neuen Stil so gut wie nichts zu sehen, das war ein Rückschritt. Gerade in schwierigen Phasen scheint den Spielern noch das hunderprozentige Vertrauen zu fehlen. Das werden sie sich in den nächsten Wochen durch Erfolgserlebnisse aneignen müssen.
RP-Urteil: Taktisch ist noch Nachholbedarf. Das Gute für Borussia ist, dass viele Bundesligisten vor einem Neustart stehen, auch Schalke.
Fans: Laut Rose hatten die Anhänger der Gladbacher einen großen Anteil am Sieg in Sandhausen. Die Euphorie ist groß, die Unterstützung auch, der Borussia-Park wird gegen Schalke restlos gefüllt sein,
das Stadion ist ausverkauft. Die Pyro-Aktion im Pokal hat geschadet, sie war für die Mannschaft jedoch kein Faktor, aus ihrer Sicht war die Stimmung durchweg positiv. Interessant wird es sein, wie die Fans die neue Struktur im Vorprogramm annehmen. „Die Seele brennt“ist nun das Einlauflied, „Die Elf vom Niederrhein“ertönt vor der Durchsage der Gladbacher Aufstellung.
RP-Urteil: Die Borussia-Fans sind bereit für die Bundesliga.
Fazit: Nach sechs Wochen befindet sich Gladbach in einem Zustand, der für diese Phase normal ist. Einige Dinge klappen schon gut, andere noch nicht. Wichtig wird es sein, sich durch diese Zeit, in der Verbesserungsbedarf herrscht, durchzubeißen, genauso wie beim Spiel in Sandhausen. Tragen könnte das Team dabei die große Euphorie im Umfeld. Um die aufrechtzuerhalten, sind aber Erfolge nötig.