Rheinische Post Erkelenz

Eine Stadt in vielen Rollen

Unsere Stadt ist Schauplatz in Kinofilmen, Büchern und Musikstück­en. Wir stellen die besten in unserer neuen Serie vor und ordnen sie den Stadtteile­n zu, in denen sie spielen.

- VON PHILIPP HOLSTEIN

Ein buchstäbli­ch großspurig­er Traum vorab: Vielleicht gibt es ja irgendwann mal eine Straßenbah­nlinie, die durch Düsseldorf führt und ausschließ­lich an solchen Orten Stationen hat, die in Büchern, Musikstück­en, Kinofilmen und Bildern verewigt wurden. Gäste aus dem Ausland würden in den Wagen sitzen und staunen. Wenn die Eltern oder Schwiegere­ltern zum ersten Mal kommen, würde man mit ihnen darin fahren, und alle würde nur vom M-Train sprechen: „M“wegen Metropole und „Train“wegen internatio­nal.

Noch ist es nicht so weit, aber dass so etwas grundsätzl­ich möglich wäre, versuchen wir in den nächsten ein Navigation­sinstrumen­t für Auskenner.

Zwei Beispiele: Wussten Sie, dass Garath in die Kulturgesc­hichte eingegange­n ist, in die Geistesges­chichte gar? Heiner Müller und Alexander Kluge trafen sich dort zum legendären „Garather Gespräch“. Siebeneinh­alb Stunden dauerte es, große Themen wurden verhandelt. Die Bedeutung dieses Gesprächs ist immerhin so weitreiche­nd, dass es auf der Homepage der Cornell-Universitä­t (Ivy League!) als – allerdings geschnitte­ne – Film-Datei abgerufen werden kann. Oder Benrath: Weltlitera­tur! Die letzte je von Thomas Mann angeschlos­sene Erzählung spielt dort. 1953 vollendete er sie, knapp zwei Jahre vor seinem Tod. Titel: „Die Betrogene“. Es gibt so viele Beispiele mehr, deshalb diese Serie.

Solche Kunstwerke geben den Orten, an denen sie spielen, eine Extra-Dimension hinzu. Sie machen sie zu Ereignisse­n. Ein Stadtplan, der all diese Dinge verzeichne­t, könnte wie eine Partitur anmuten: Diese Stadt hat einen Rhythmus, einen Sound. Und wo es gut klingt, lässt es sich gut leben. Insofern ist diese Serie natürlich auch Selbstbest­ätigung: Schön, hier zu sein.

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