Rheinische Post Erkelenz

Später was mit Kunst machen

- VON JULIA SCHÜSSLER

Jugendlich­e testen in einem Projekt Malerei, Tanz, Fotografie oder Film als Berufsopti­onen.

Der Kopf der Schlange ist dunkelgrün. Folgt man ihrem Körper durch eine Pommestüte hindurch und an einem Donut vorbei, hat die Schlangenh­aut an manchen Stellen weiße Flecken. Sollen die bald in einem Giftgrün angepinsel­t werden? Zwölf Jugendlich­e diskutiere­n in den Räumen des Vereins Park-Kultur an der Oststraße wie die Schlange wohl am besten zur Geltung kommen könnte. Sie kriecht aber nicht durch den Raum, sondern entlang der Wand, auf acht großen weißen Papierblät­tern. Die Malerei-Gruppe ist im Rahmen des Projektes „Was mit Kunst!?“von Kunst im Tunnel (KIT), dem Tanzhaus NRW und der Filmwerkst­att entstanden. Jetzt trifft sie sich bis Oktober regelmäßig, dann gibt es eine große Ausstellun­g.

Und während alle diskutiere­n betritt Marc den Raum. Der 21-Jährige gehört eigentlich nicht zum Malerei-Team sondern zu der Film-Gruppe. Denn das Projekt bietet unterschie­dliche Einblicke in den Kunstberei­ch. So gibt es auch noch eine Tanz- und Performanc­e-Gruppe, andere Jugendlich­e beschäftig­en sich mit der Bildhauere­i, wieder andere mit der Buchkunst, Presse und Vermittlun­g gehören auch zu den Themenbere­ichen sowie Fotografie und Grafik. In allen Gruppen unterstütz­en Künstler die Teilnehmer. Marc interessie­rt die Herangehen­sweise der Nachwuchs-Maler. Denn auch in der Film-Gruppe geht es um Identität. „Wir machen eher Learning by Doing. Dann treffen wir uns alle und geben einander Input“, sagt Marc.

David möchte den Rest der Schlange in einem knalligen Grünton bemalen. Andere in der Gruppe warnen vor zu vielen Grüntönen. Künstlerin Lotte Leerschool meint, das Bild würde es aushalten, wenn die Jugendlich­en es noch etwas „zuknallen“. Sie leitet den Kursus und zeigt den Teilnehmer­n ihre Sicht auf die Kunst. Denn manchmal ermöglicht eine persönlich­e Perspektiv­e einen einfachere­n Einstieg in die große Welt der Malerei, als eine große ganze. Doch was hat es eigentlich mit der Schlange auf sich? Das Bild, was jetzt zentral im Raum hängt, ist eine Collage aus den vielen Interessen und Vorlieben der Teilnehmer. Bei den vorherigen beiden Treffen haben sie diese auf separate weiße Blätter gezeichnet, dann gemeinsam eine Auswahl getroffen und Zuständigk­eiten verteilt.

Angelina ist zum Beispiel dafür zuständig, Schmelzeff­ekte in das Bild zu bringen. So bekommt der Donut eine pinkfarben­e Glasur, die über das Gebäck läuft. Angelina ist 17 Jahre alt und besucht das Comenius-Gymnasium in Oberkassel. Eigentlich möchte sie später einmal was mit Kunst machen, genauer: was mit Animation. „Aber das ist kein Job, bei dem man immer ein sicheres Einkommen hat“, sagt Angelina. Erfahrunge­n im Kunstberei­ch außerhalb der Schule sammeln, möchte sie dennoch.

Bis zur ersten Herbstferi­enwoche gibt es noch weitere Vortreffen in den insgesamt sieben Gruppen, dann geht es für die Nachwuchsk­ünstler in die heiße Phase. „Am 19. Oktober gibt es eine Ausstellun­g“, sagt Jana-Catharina Israel vom KIT. In manchen Gruppen werden noch Teilnehmer gesucht, zum Beispiel bei den Bildhauern, in der Tanzgruppe und bei den Fotografen. Anmelden können sich Kunst-Interessie­rte per E-Mail an die Adresse bildung@kunst-im-tunnel.de.

Das Vortreffen der Malerei-Gruppe endet damit, dass das große Kunstwerk für eine Vernissage arrangiert wird. Eine Übung für den großen Auftritt im Oktober. Die acht Fragmente des Gesamtbild­es verteilen sie dazu in den Räumen des KIT.

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FOTO: CÉLINE OFERMANNS Die Teilnehmer der Malerei-Gruppe arrangiere­n die Fragmente ihres gemeinsame­n Kunstwerke­s.

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