Rheinische Post Erkelenz

Unterwegs mit leichtem Gepäck

Was sorgt eigentlich dafür, dass wir unseren Urlaub als gelungen empfinden?

-

Siebeneinh­alb Millionen Bundesbürg­er fliegen in den Sommerferi­en in den Urlaub, die meisten zieht es ins europäisch­e Ausland, aber immerhin jeder Zehnte unternimmt eine Fernreise. Heute scheint alles möglich – aber macht das auch glücklich? „Eines Tages fällt dir auf, dass du 99 Prozent nicht brauchst. Du nimmst all den Ballast und schmeißt ihn weg. Denn es reist sich besser mit leichtem Gepäck“, so singt die Band Silbermond. Nur noch leichtes Gepäck – das passt für mich zu den Sommerferi­en. Was brauchen wir wirklich, um uns zu erholen? Was ist Ballast, und was trägt uns wirklich auf der Lebensreis­e? Schon im Markus-Evangelium gebot

Jesus seinen Jüngern, außer einem Wanderstab nichts mit auf den Weg zu nehmen, kein Brot, keine Vorratstas­che, kein Geld im Gürtel, kein zweites Hemd und an den Füßen nur Sandalen (Mk 6,8f ). Was für ein Gottvertra­uen!

Denn es ist für alles gesorgt. Es braucht so wenig. Diese Erfahrunge­n machen in diesen Tagen viele Kinder und Jugendlich­e. Bei den von Gemeinden, Vereinen und Verbänden organisier­ten Freizeitca­mps und Ferienfahr­ten erleben sie, was zählt: Gemeinscha­ft und Miteinande­r. Möglich wird es durch das großartige Engagement von Jugendlich­en und Erwachsene­n. Eltern freuen sich, wenn die Kinder gut betreut werden, einige fahren sogar mit. Und viele können ihren Kindern Ferien ermögliche­n, selbst wenn das Geld in der Urlaubskas­se knapp ist. Außerdem ist so ein Feriencamp ökologisch gesehen meist deutlich besser als eine Flugreise.

Manchmal bekomme ich Postkarten oder E-Mails aus den Ferienlage­rn. Dann denke ich immer, wie schön und was für ein Segen. Da sind sie wieder unterwegs – mit leichtem Gepäck!

Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki schreibt hier an jedem dritten Samstag im Monat. Ihre Meinung? Schreiben Sie unserem Autor: kolumne@rheinische-post.de

Newspapers in German

Newspapers from Germany