Kampfkunst: Philosophie auf Schritt und Tritt
Die rund 100 Mitglieder von Han Kook Hückelhoven haben sich koreanischen Kampfkünsten und deren Mentalitäten verschrieben.
HÜCKELHOVEN Ruhe und Gelassenheit mit Reaktion und Geschwindigkeit in eine Waagschale zu werfen, scheint auf den ersten Blick vielleicht widersprüchlich. Der Kampfsport verlangt seinen Anhängern unter höchster Konzentration aber genau dies ab: „Es ist wie eine Schachpartie, die mit dem ganzen Körper gespielt wird – man muss den Gegner einschätzen, vorausdenken und schnell auf unerwartete Wendungen reagieren“, sagte Dieter Bransch, Vorstandsvorsitzender und Trainer des Kampfsportvereins Han Kook in Hückelhoven. Der Verein hat sich auf das Angebot der koreanischen Kampfkünste Taekwondo und Hapkido spezialisiert und lehrt diese über alle Altersklassen hinweg: Neben den breit gefächerten Angeboten für Kinder und Jugendliche gibt es auch Trainingseinheiten für Eltern und Kinder, Erwachsene, sowie Senioren ab 60 – die „Masterclass“, wie Bransch sie gerne mit einem Augenzwinkern nennt.
An fünf Terminen in der Woche bietet Han Kook Taekwondo, Hapkido und „Fit with Fun“-Kurse unter der Anleitung von insgesamt zehn ausgebildeten Trainern an. Mit einer bestimmten Themenorientierung werden nach dem Aufwärmen Techniken geschult, die auf Prüfungen und Wettkämpfe vorbereiten. Übungen zur Standfestigkeit und zur Fallschule spielen dabei eine ebenso große Rolle wie Schläge und Tritte. Auch das Trainieren von „Formen“steht auf dem Programm, bei diesen anspruchsvollen Kampfchoreografien gegen einen unsichtbaren Gegner geht es vor allem um präzise Ausführung von Techniken. Die erlernten Fähigkeiten und Philosophien sind nicht nur während des Trainings, sondern auch im Alltag von großem Nutzen. Körperbewusstsein, Koordination und Selbstvertrauen werden gestärkt, und Bransch selbst erinnert sich daran, wie der vollkommene Fokus des Kampfsports ihm beispielsweise über die Prüfungsangst vor dem Abitur hinweg half.
Einmal mit dem Kampfsport angefangen, scheint es sowohl für langjährige Mitglieder als auch hellauf begeisterte Neulinge kein Halten mehr zu geben. Sie gehen leidenschaftlich im Vereinsgeschehen auf, und so ist es kaum verwunderlich, dass die Hückelhovener Kampfsportler Mittel und Wege gefunden haben, die für andere Vereine trainingsfreie Zeit in den Sommerferien doch mit einigen sportlichen Angeboten zu überbrücken. Seit einigen Jahren besteht ein Übereinkommen mit der Stadt Hückelhoven, welches dem Verein erlaubt, bereits zwei Wochen vor Ferienende einen reduzierten Trainingsbetrieb in der Sporthalle der Ratheimer Grundschule „Im Weidengrund“wiederaufzunehmen.
Zudem feierte in diesem Jahr ein weiteres Novum Premiere: „Auf eifrige Nachfrage von Kindern und Erwachsenen kam eine junge Kollegin auf die Idee, in den ersten vier Wochen der Ferien ein Outdoor-Training auszurichten, um den Trainingsbetrieb während dieser Zeit nicht komplett einstellen zu müssen“, erklärte Bransch. Die „Daheimgebliebenen“trafen sich freitags bei gutem Wetter, um Formen und Techniken an der frischen Luft zu üben.
„Im Verein sind wir eins, das Gemeinschaftsgefühl ist mein größter Ansporn“, sagte Jasmin Kruschwitz, die auch als Trainerin im Verein fungiert. Julia Massen stimmte ihr zu: „Ich bin schon hier, seit ich sieben bin, also fast 20 Jahre. Der harte Kern des Vereins ist wie eine zweite Familie“. Viele Mitglieder wahren über Jahre hinweg eine starke Bindung zu Han Kook, einige ehemalige Jugendliche bringen inzwischen ihre eigenen Kinder als „Zweite Generation“zum Training. Gegenseitige Unterstützung oder die Umsetzung von Wünschen aus den Reihen der Mitglieder gehören genauso selbstverständlich dazu wie Grillfeste und Zeltlager. Jugendliche werden ermutigt, innerhalb des Vereins Verantwortung zu übernehmen, indem sie beispielsweise zwischen 14 und 16 Jahren zum Sporthelfer ausgebildet und an das Übungsleiter-System herangeführt werden.
Der älteste Taekwondo-Verein
im Kreis Heinsberg darf in diesem Jahr offiziell sein 25. Jubiläum feiern. Inoffiziell besteht der Verbund aus Hückelhovener Kampfsportlern aber schon länger als ein Vierteljahrhundert: Zuvor war die Kampfkunst sieben Jahre lang an den TuS Jahn Hilfarth angegliedert, bevor die einvernehmliche Trennung erfolgte und Han Kook Hückelhoven zu einem eigenständigen Verein wurde. In all den Jahren hat sich eines nicht geändert – der Kampfkunstverein, der Breiten- und Leistungssport miteinander vereint, legt Wert auf gegenseitigen Respekt und Integration. Verschiedenste Altersklassen und Ethnien schließen sich zu einer Gemeinschaft zusammen, die geprägt wird durch die Liebe zum Kampfsport und ambitionierte Leistungssportler genauso willkommen heißt wie solche, die vermehrt Gesundheitsund Spaßsport betreiben wollen.
Han Kook Hückelhoven lädt Interessierte ein, an einem Probetraining teilzunehmen und in das Vereinsleben hineinzuschnuppern. In der Masterclass sind noch Plätze frei. Weitere Infos zum Verein, zu Erfolgen und Trainingsterminen unter www.hankook-hueckelhoven.de.