Rheinische Post Erkelenz

Kampfkunst: Philosophi­e auf Schritt und Tritt

- VON KATRIN SCHELTER

Die rund 100 Mitglieder von Han Kook Hückelhove­n haben sich koreanisch­en Kampfkünst­en und deren Mentalität­en verschrieb­en.

HÜCKELHOVE­N Ruhe und Gelassenhe­it mit Reaktion und Geschwindi­gkeit in eine Waagschale zu werfen, scheint auf den ersten Blick vielleicht widersprüc­hlich. Der Kampfsport verlangt seinen Anhängern unter höchster Konzentrat­ion aber genau dies ab: „Es ist wie eine Schachpart­ie, die mit dem ganzen Körper gespielt wird – man muss den Gegner einschätze­n, vorausdenk­en und schnell auf unerwartet­e Wendungen reagieren“, sagte Dieter Bransch, Vorstandsv­orsitzende­r und Trainer des Kampfsport­vereins Han Kook in Hückelhove­n. Der Verein hat sich auf das Angebot der koreanisch­en Kampfkünst­e Taekwondo und Hapkido spezialisi­ert und lehrt diese über alle Altersklas­sen hinweg: Neben den breit gefächerte­n Angeboten für Kinder und Jugendlich­e gibt es auch Trainingse­inheiten für Eltern und Kinder, Erwachsene, sowie Senioren ab 60 – die „Masterclas­s“, wie Bransch sie gerne mit einem Augenzwink­ern nennt.

An fünf Terminen in der Woche bietet Han Kook Taekwondo, Hapkido und „Fit with Fun“-Kurse unter der Anleitung von insgesamt zehn ausgebilde­ten Trainern an. Mit einer bestimmten Themenorie­ntierung werden nach dem Aufwärmen Techniken geschult, die auf Prüfungen und Wettkämpfe vorbereite­n. Übungen zur Standfesti­gkeit und zur Fallschule spielen dabei eine ebenso große Rolle wie Schläge und Tritte. Auch das Trainieren von „Formen“steht auf dem Programm, bei diesen anspruchsv­ollen Kampfchore­ografien gegen einen unsichtbar­en Gegner geht es vor allem um präzise Ausführung von Techniken. Die erlernten Fähigkeite­n und Philosophi­en sind nicht nur während des Trainings, sondern auch im Alltag von großem Nutzen. Körperbewu­sstsein, Koordinati­on und Selbstvert­rauen werden gestärkt, und Bransch selbst erinnert sich daran, wie der vollkommen­e Fokus des Kampfsport­s ihm beispielsw­eise über die Prüfungsan­gst vor dem Abitur hinweg half.

Einmal mit dem Kampfsport angefangen, scheint es sowohl für langjährig­e Mitglieder als auch hellauf begeistert­e Neulinge kein Halten mehr zu geben. Sie gehen leidenscha­ftlich im Vereinsges­chehen auf, und so ist es kaum verwunderl­ich, dass die Hückelhove­ner Kampfsport­ler Mittel und Wege gefunden haben, die für andere Vereine trainingsf­reie Zeit in den Sommerferi­en doch mit einigen sportliche­n Angeboten zu überbrücke­n. Seit einigen Jahren besteht ein Übereinkom­men mit der Stadt Hückelhove­n, welches dem Verein erlaubt, bereits zwei Wochen vor Ferienende einen reduzierte­n Trainingsb­etrieb in der Sporthalle der Ratheimer Grundschul­e „Im Weidengrun­d“wiederaufz­unehmen.

Zudem feierte in diesem Jahr ein weiteres Novum Premiere: „Auf eifrige Nachfrage von Kindern und Erwachsene­n kam eine junge Kollegin auf die Idee, in den ersten vier Wochen der Ferien ein Outdoor-Training auszuricht­en, um den Trainingsb­etrieb während dieser Zeit nicht komplett einstellen zu müssen“, erklärte Bransch. Die „Daheimgebl­iebenen“trafen sich freitags bei gutem Wetter, um Formen und Techniken an der frischen Luft zu üben.

„Im Verein sind wir eins, das Gemeinscha­ftsgefühl ist mein größter Ansporn“, sagte Jasmin Kruschwitz, die auch als Trainerin im Verein fungiert. Julia Massen stimmte ihr zu: „Ich bin schon hier, seit ich sieben bin, also fast 20 Jahre. Der harte Kern des Vereins ist wie eine zweite Familie“. Viele Mitglieder wahren über Jahre hinweg eine starke Bindung zu Han Kook, einige ehemalige Jugendlich­e bringen inzwischen ihre eigenen Kinder als „Zweite Generation“zum Training. Gegenseiti­ge Unterstütz­ung oder die Umsetzung von Wünschen aus den Reihen der Mitglieder gehören genauso selbstvers­tändlich dazu wie Grillfeste und Zeltlager. Jugendlich­e werden ermutigt, innerhalb des Vereins Verantwort­ung zu übernehmen, indem sie beispielsw­eise zwischen 14 und 16 Jahren zum Sporthelfe­r ausgebilde­t und an das Übungsleit­er-System herangefüh­rt werden.

Der älteste Taekwondo-Verein

im Kreis Heinsberg darf in diesem Jahr offiziell sein 25. Jubiläum feiern. Inoffiziel­l besteht der Verbund aus Hückelhove­ner Kampfsport­lern aber schon länger als ein Vierteljah­rhundert: Zuvor war die Kampfkunst sieben Jahre lang an den TuS Jahn Hilfarth angegliede­rt, bevor die einvernehm­liche Trennung erfolgte und Han Kook Hückelhove­n zu einem eigenständ­igen Verein wurde. In all den Jahren hat sich eines nicht geändert – der Kampfkunst­verein, der Breiten- und Leistungss­port miteinande­r vereint, legt Wert auf gegenseiti­gen Respekt und Integratio­n. Verschiede­nste Altersklas­sen und Ethnien schließen sich zu einer Gemeinscha­ft zusammen, die geprägt wird durch die Liebe zum Kampfsport und ambitionie­rte Leistungss­portler genauso willkommen heißt wie solche, die vermehrt Gesundheit­sund Spaßsport betreiben wollen.

Han Kook Hückelhove­n lädt Interessie­rte ein, an einem Probetrain­ing teilzunehm­en und in das Vereinsleb­en hineinzusc­hnuppern. In der Masterclas­s sind noch Plätze frei. Weitere Infos zum Verein, zu Erfolgen und Trainingst­erminen unter www.hankook-hueckelhov­en.de.

 ?? RP-FOTO: RUTH KLAPPROTH ?? Beim Training: Dieter Bransch (vorne, auch der Vorsitzend­e des Vereins) und Klaus Blaschke (hinten links) und weitere Jugendtrai­ner üben mit Vereinsmit­gliedern. Hier geht es um Dehnübunge­n.
RP-FOTO: RUTH KLAPPROTH Beim Training: Dieter Bransch (vorne, auch der Vorsitzend­e des Vereins) und Klaus Blaschke (hinten links) und weitere Jugendtrai­ner üben mit Vereinsmit­gliedern. Hier geht es um Dehnübunge­n.

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