Rheinische Post Erkelenz

Ohne Grönland kein Staatsbesu­ch

US-Präsident Donald Trump sagt verärgert eine Reise nach Kopenhagen ab.

- VON FRANK HERRMANN

WASHINGTON Drei Tage lang klang es nach einer Parodie, bis daraus ein diplomatis­cher Eklat ersten Ranges wurde. Donald Trump hat einen für Anfang September geplanten Staatsbesu­ch in Kopenhagen abrupt abgesagt und dies damit begründet, dass die gastgebend­e Regierungs­chefin nicht über einen Verkauf Grönlands reden wolle. Die dänische Premiermin­isterin, schrieb er in einem Tweet, habe sowohl den Vereinigte­n Staaten als auch ihrem Land hohe Kosten und großen Aufwand erspart, indem sie so direkt gewesen sei. Zuvor hatte Mette Frederikse­n wissen lassen, sie sei nicht daran interessie­rt, über eine Veräußerun­g Grönlands zu diskutiere­n.

Begonnen hatte das Theater am Wochenende, als Trump einem Pulk von Reportern erklärte, sowohl aus strategisc­her Sicht als auch wegen reicher Kohle- und Uranvorkom­men wäre es „nett“, würden die USA Grönland besitzen. Im Grunde wäre es ein großes Immobilien­geschäft, allerdings stehe es auf seiner Prioritäte­nliste nicht an erster Stelle, und sein Trip nach Dänemark habe rein gar nichts damit zu tun. Lars Løkke Rasmussen, Frederikse­ns Vorgänger im Amt, sprach von einem Aprilscher­z, während sich Rufus Gifford, einst US-Botschafte­r in Kopenhagen, bei den Dänen mit den Worten entschuldi­gte, Donald Trump sei eben ein Kind. Offenbar war es der Spott, der den dünnhäutig­en Mann im Oval Office veranlasst­e, voller Trotz sämtliche Pläne über den Haufen zu werfen.

Ursprüngli­ch sollten einer Reise nach Polen zwei Tage in Dänemark folgen, ein Galadiner mit Königin Margrethe II. eingeschlo­ssen. Das Land zählt zu Amerikas engsten Verbündete­n, ein Nato-Mitglied, dessen Armee an fast allen Militärein­sätzen teilnimmt, bei denen das Pentagon Regie führt. Mit Trump empfange man einen Partner, einen Alliierten, einen Freund, hatte die dänische Botschafte­rin in Washington, offensicht­lich ahnungslos, noch wenige Stunden vor der Absage ebenso pflichtbew­usst wie euphorisch getwittert. Tatsächlic­h sah es zunächst so aus, als wolle der frühere Star einer Reality-Fernsehsho­w sein Publikum nur unterhalte­n, mit Gedankensp­ielen, die eher skurril als bedrohlich wirkten.

Noch am Montag verbreitet­e er eine eigenwilli­ge Fotomontag­e: der goldglänze­nde Trump-Turm aus Las Vegas über einem grönländis­chen Fischerdor­f thronend. „Ich verspreche, dies Grönland nicht anzutun“, setzte er darunter, und angesichts der beinahe selbstiron­isch anmutenden Note konnte sich kaum einer ausmalen, wie ernst er es in Wahrheit meinte.

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