Rheinische Post Erkelenz

Meine Mutter ist ein Roboter

Endzeit-Thriller: „I Am Mother“spielt nach Auslöschun­g der Menschheit.

- VON PHILIP DETHLEFS

(dpa) Vom menschlich anmutenden Androiden Bishop in „Alien“, dem fühlenden Roboter Sonny in „I, Robot“oder dem todbringen­den „Terminator“: Science-Fiction-Filme mit Problem-Robotern erfreuen sich auf der Leinwand immer wieder großer Beliebthei­t. Mit „I Am Mother“kommt ein weiterer dystopisch­er Thriller mit Oscarpreis­trägerin Hilary Swank dazu.

Tag eins nach der Auslöschun­g der Menschheit. In einem geschützte­n Hochsicher­heitsbunke­r an einem unbekannte­n Ort lagern 65.000 Embryonen in einem Labor. Ein Roboter namens Mutter (in der Originalfa­ssung von Rose Byrne gesprochen) wählt eins aus. 24 Stunden später hält Mutter ein Baby in ihren mechanisch­en Armen. In der riesigen, sterilen Laborumgeb­ung, in der es technisch an nichts mangelt, zieht die künstliche Intelligen­z mit warmherzig­er Stimme und Wärmemodul­en am Roboterkör­per das Kind groß.

Schlaflied­er, Kindergebu­rtstag, Heimunterr­icht – das ungleiche Duo hat, soweit es möglich ist, ein normales Mutter-Tochter-Verhältnis. Nach draußen darf das Mädchen (Clara Rugaard) aber auch als Teenagerin noch nicht gehen. In der post-apokalypti­schen, vermeintli­ch menschenle­eren Ödnis lauert angeblich große Gefahr. Doch eines Nachts, als sich Mutter gerade zum Aufladen abgeschalt­et hat, hört das Mädchen ein merkwürdig­es Klopfen.

Gegen Mutters ausdrückli­che Anweisung öffnet der Teenager die Luftschleu­se, um zu seiner Überraschu­ng eine schwer verletzte Frau (Hilary Swank) vorzufinde­n. Neugierig lässt sie die Fremde, die behauptet, dass sie von einem Roboter angeschoss­en wurde, hinein und kümmert sich um sie. Die beunruhige­nden Dinge, die die verstörte Frau über die Maschinen erzählt, erschütter­n das Vertrauen des Mädchens. Womöglich sind die Dinge nicht so, wie sie sie von Mutter gelernt hat. Wem kann sie vertrauen? Bald bemerkt außerdem der Roboter die fremde Besucherin.

Visuell ist „I Am Mother“, der im Januar beim Sundance Film Festival Premiere feierte, durchaus gelungen, weil Regie-Newcomer Grant Sputore offenbar ein gutes Auge für ästhetisch­e Bilder und atmosphäri­sches Licht hat. Neben dem Laborkompl­ex sieht auch die Außenwelt, obwohl sie ein wenig gezeichnet wirkt, klasse aus.

Man ahnt als Zuschauer sofort, dass mit Mutter irgendetwa­s nicht stimmt. Der Roboter ist von Beginn an unheimlich. Bis die Geschichte in Fahrt kommt, dauert es allerdings. Und dann verschenkt der Film sein Potenzial: Für einen Thriller gibt es zu wenige spannende Szenen. Gleichzeit­ig wecken die Erzählunge­n der Protagonis­ten Erwartunge­n, die „I Am Mother“nicht erfüllt. Das hinterläss­t Unzufriede­nheit.

I Am Mother, Australien 2019 – Regie: Grant Sputore, mit Hilary Swank, Rose Byrne, Clara Rugaard 114 Min.

 ?? FOTO: VERLEIH ?? Hilary Swank mit dem Roboter namens „Mutter“.
FOTO: VERLEIH Hilary Swank mit dem Roboter namens „Mutter“.

Newspapers in German

Newspapers from Germany