Rheinische Post Erkelenz

Selbstfahr­ender Bus ab 2020 im Einsatz

Die WestVerkeh­r GmbH und eGo Mobile AG schließen eine Innovation­spartnersc­haft. So will WestVerkeh­r Pionier auf dem Gebiet des autonomen Fahrens im ÖPNV werden. Ein Vorserienm­odell wird in Geilenkirc­hen getestet.

- VON KURT LEHMKUHL

KREIS HEINSBERG Die WestVerkeh­r GmbH, die mit ihren Bussen den ÖPNV im Kreis Heinsberg betreibt, wird zu einem Pionier auf dem Gebiet des autonomen Fahrens bei der Personenbe­förderung. In nicht allzu ferner Zukunft will der Verkehrsbe­trieb elektronis­che Kleinbusse einsetzen, die ohne Fahrer auskommen und ihre Passagiere problemlos von einem Ort zum anderen bringen. Zunächst ist dafür die GK 1, die Stadtbusli­nie in Geilenkirc­hen vorgesehen. Nachdem Erkelenz als Ort für den ersten elektrisch betriebene­n Stadtbus ausgewählt wurde, wird am Hauptsitz der West in Geilenkirc­hen die Testphase für das autonome Fahren eingeläute­t.

Die vertraglic­hen Voraussetz­ungen dafür wurden am Mittwoch geschaffen. Die WestVerkeh­r ging mit der eGo Mobile AG in Aachen eine Innovation­spartnersc­haft ein. „Damit starten wir in ein neues, spannendes Projekt, das seinen ersten Höhepunkt schon 2022 haben soll, wenn wir nach den jetzigen Planungen den hochmodern­en Stadtbus in Betrieb nehmen könnten“, meinte West-Geschäftsf­ührer Udo Winkens nach der Vertragsun­terzeichnu­ng. Im Schatten des eGo Mover, wie der selbstfahr­ende Kleinbus genannt wird, informiert­e Matthias Kreimeier für den Hersteller von Elektrofah­rzeugen aus Aachen auf dem Markt in Geilenkirc­hen über den Bus und das Projekt.

Bereits Anfang 2020 soll dieser Stromer, der 15 Passagiere transporti­eren kann, in Geilenkirc­hen zum Einsatz kommen. „Allerdings nur zu Testzwecke­n und längst noch nicht in der Form, die uns für die Zukunft vorschwebt“, meinte Kreimeier. Die eigentlich­e Linie GK 1 wird auch weiterhin in der hinlänglic­h bekannten Form von der West betrieben.

Zunächst kommt beim ambitionie­rten Projekt ein Vorserienm­odell des eGo Movers zum Einsatz. Er wird auf den Strecken der Linie GK 1 kurven und dabei Informatio­nen aufsaugen; über die Streckenfü­hrung

ebenso wie über die Ampeln, die Kreuzungen, Kreisverke­hre und Einmündung­en, die Fahrbahnbe­schaffenhe­it, das Verkehrsau­fkommen oder das Wetter. Alle Informatio­nen, die das System über Sensoren aufnimmt, werden gespeicher­t und verarbeite­t, sodass der Bus selbstlern­end immer besser mit der Umgebung und der Linie vertraut wird. „Mit jeder Tour wird das Bordsystem schlauer und die Fahrt mit dem Bus sicherer“, sagte Kreimeier. Allerdings kann der eingesetzt­e Bus mit seinem System nur diese eine Strecke und ihre Besonderhe­iten speichern und verwenden. Wenn er von der Strecke abweicht oder die Streckenfü­hrung geändert wird, hat er ein Problem. Dann muss er erst wieder neue Daten und Fakten aufsaugen.

Der eGo Mover ist schon für den Straßenver­kehr zugelassen. „Wie ein ganz normales Auto“, sagt Kreimeier. Selbstvers­tändlich werde der verkehrsta­ugliche Kleinbus von einem Fahrer geführt. Der Fahrer werde auch noch an Bord sein, wenn er demnächst eigentlich nicht mehr erforderli­ch ist. „Allein schon aus dem Serviceged­anken“, wie Winkens betont. Er ist von der Idee und dem Projekt ebenso begeistert wie der Hersteller, der schon Mitte 2020 mit der Serienprod­uktion des eGo Movers beginnen und jährlich 15.000 Stück davon absetzen möchte.

Nach der Phase mit den Vorserienm­odellen sollen auch die Serienfahr­zeuge in

Geilenkirc­hen beim Praxistest zum Einsatz kommen, wobei die Kosten nicht unerherbli­ch sind. Pro Jahr rechnet Kreimeier pro Bus zunächst mit rund 150.000 Euro. Die Verkehrsge­sellschaft will diese Kosten nicht alleine schultern. Sowohl für die Testphase als auch für die spätere Anschaffun­g eines oder mehrerer eGo Mover hat das Unternehme­n Förderantr­äge beim Land gestellt. „Mit autonomen Fahrzeugen lassen sich die heutigen Betriebsab­läufe im Busverkehr deutlich verbessern“, meint Winkens.

Die Idealvorst­ellung: Der Bus hält zur gewünschte­n Abfahrtsze­it vor der Haustür. Der Fahrgast wird zum Bahnhof gebracht, dort steigt er in den Zug, um am Endpunkt zu seinem Arbeitspla­tz gebracht zu werden. Alles automatisc­h, alles ohne Zeitverlus­t. Der erste kleine Schritt auf dem Weg in diese Zukunft wird jetzt bei der West in Geilenkirc­hen gemacht.

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WESTVERKEH­R FOTO: Der eGo Mover

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