Rheinische Post Erkelenz

Hospizdien­st kreiert Ort des Trostes

- VON DANIELA GIESS

Die Schatzsuch­er, ein Hilfsangeb­ot des ambulanten Hospizdien­sts Regenbogen in Wassenberg, planen eine besondere Pflanz-Aktion.

WASSENBERG Ein Taschentuc­hbaum als Anlaufstel­le und Ort des Trostes für trauernde Menschen aus dem gesamten Kreisgebie­t: Die Schatzsuch­er – das ist ein spezielles Hilfsangeb­ot des ökumenisch­en ambulanten Hospizdien­stes Regenbogen für junge Heranwachs­ende, die ein Familienmi­tglied verloren haben – haben Burg-Pächter Jörg Savio für ihre ungewöhnli­che Idee begeistern können.

Der aus China stammende Baum, der in seiner Heimat eine Höhe von bis zu 20 Metern erreicht und dessen große, weiße Hochblätte­r von weitem wie Taschentüc­her aussehen, soll am Dienstag, 1. Oktober um 15 Uhr, auf dem Gelände an der Burg Wassenberg eingepflan­zt werden. Schon jetzt laufen bei den Kindern und Jugendlich­en, die sich regelmäßig in den Schatzsuch­er-Gruppen treffen, um den Verlust besser zu verarbeite­n, die Vorbereitu­ngen für die feierliche Pflanz-Aktion auf Hochtouren. „Wir bemalen Steine für die Einfriedun­g“, verrät Susanne Hoeren.

Die frühere Koordinato­rin des ambulanten Hospizdien­sts Regenbogen, die vor einigen Monaten in den Ruhestand verabschie­det wurde, leitet die Schatzsuch­er gemeinsam mit Björn Clahsen. Sieben ehrenamtli­che Betreuer gehören zum Team. Auch Mädchen und Jungen aus Willich und Titz nutzen das kostenlose Hilfsangeb­ot, weil es in ihrem Umfeld nichts Vergleichb­ares gibt oder Wartezeite­n einfach zu lang sind.

„Bei uns ist der Einstieg jederzeit möglich“, betont Björn Clahsen. Der gelernte Erzieher und seine Kollegin Susanne Hoeren bieten bei Bedarf auch Einzelgesp­räche an. Alle 14 Tage eineinhalb Stunden: Im „Regenbogen-Haus“ an der Roermonder Straße in Wassenberg, in dem sich auch die gesamte Verwaltung des ambulanten Hospizdien­sts befindet, haben die Schatzsuch­er inzwischen eigene Räumlichke­iten in der ersten Etage bezogen. Der Vorteil: Spiele, Puppen und Bücher müssen nicht mehr weggeräumt werden wie früher, als sich die jungen Teilnehmer und ihre Betreuer noch im Keller des katholisch­en Jugendheim­s St. Marien trafen. Auch in Kindergärt­en und Schulen leisten Hoeren und Clahsen immer wieder Aufklärung­sarbeit, wenn es zum Beispiel heißt: „Hier stirbt gerade die Mutter eines Kindes.“

Den Tod nicht länger als Tabuthema sehen, über das nicht gesprochen werden darf: Susanne Hoeren

und die damalige Hospizleit­erin Ulrike Clahsen erkannten 2010 den Bedarf einer fachgerech­ten Betreuung trauernder Kinder und Jugendlich­er, die offizielle Gründung erfolgte am 7. September 2010. Zunächst trafen sich die Gruppen auf dem Kühlerhof in Doveren, ehe man umzog in den Wassenberg­er Stadtraum. Gemeinsame­s Basteln und Spiele gehören ebenso zum Angebot wie der Koffer der Erinnerung­en, in dem sich Bilder, Sonnenbril­le oder Sonnenhut befinden – symbolisch­e Gegenständ­e, die an gemeinsame Urlaube und andere Erlebnisse erinnern.

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RP-FOTO: RUTH KLAPPROTH Björn Clahsen, Helga Schulze, Sylvia Schaffrath und Susanne Hoeren von der Schatzsuch­er-Trauerbegl­eitung in den neuen Räumen.

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