Rheinische Post Erkelenz

Elvedi will wieder in Mainz siegen

In der vergangene­n Spielzeit gab es bei den 05ern einen 1:0-Erfolg für Gladbach. Das Tor erzielte der Innenverte­idiger aus der Schweiz nach einer Ecke. Er denkt nicht oft an die Szene, doch eine Wiederholu­ng würde ihm gefallen.

- VON KARSTEN KELLERMANN

Nico Elvedi stand ziemlich richtig. Tobias Strobl hatte den Ball verlängert nach der Hereingabe von Thorgan Hazard und Borussias Innenverte­idiger aus der Schweiz schoss das Spielgerät aus kurzer Distanz ins Mainzer Tor. Da Vergleichb­ares keinem anderen Spieler an diesem Tag gelang, gewann Gladbach 1:0 in Mainz.

Nun sollte man meinen, dass einer, der in vier Bundesliga­jahren und 128 Pflichtspi­elen für Gladbach vier Tore erzielt hat, seine Einschüsse aufgrund ihres Seltenheit­swerts nicht so schnell gedanklich ad acta legt. Doch Elvedi versichert­e glaubhaft auf Borussias Internetse­ite, dass er nicht ständig an jenen Augenblick denke, in dem er den Sieg, der auf dem Weg nach Europa einige Wichtigkei­t hatte, möglich machte. „Um ehrlich zu sein, denke ich daran aber kaum noch, selbst jetzt nicht, wo das Spiel bevorsteht. Denn seitdem sind bereits wieder so viele Spiele gespielt worden, dass dieser Treffer längst Geschichte ist“, sagte Elvedi.

Da spricht ganz der eidgenössi­sche Vernunftsm­ensch, der er ist. Und der war auch am Samstag beim 0:0 gegen Schalke 04 zu sehen. Elvedi und sein Mit-Innenverte­idiger Matthias Ginter waren das Zentrum des Gladbacher Defensivko­nstrukts, das zum zweiten Mal in dieser Saison ein Pflichtspi­el zu Null gestaltete und in dieser Statistik somit eine hundertpro­zentige Bilanz hat. Elvedi trug mit seiner gewohnten Passsicher­heit (95 Prozent) und einer ordentlich­en Zweikampfq­uote (60 Prozent) dazu bei. „Ich fühle mich sehr wohl auf dem Platz, gerade auch in der Zusammenar­beit mit Matze in der Innenverte­idigung. Ich finde, dass wir sehr gut miteinande­r harmoniere­n“, sagte Elvedi.

Die Defensive ist derzeit das Prunkstück der Borussen, auch, was die Umsetzung des neuen Ansatzes unter Trainer Marco Rose angeht. Gegen den Ball und im Nach-vorn-Verteidige­n, befand Rose am Donnerstag, habe seine Mannschaft große Schritte nach vorn gemacht. „Wir konnten bereits einiges umsetzen, was der Trainer von uns sehen will, etwa das Gegenpress­ing und die frühe Ballerober­ung“, sagte Elvedi.

Das soll auch am Samstag in Mainz so sein – bei einem Gegner, der zweimal verloren hat bisher und entspreche­nd erpicht darauf sein dürfte, erstmals zu siegen. Rose vermutet, dass die Mainzer „sehr aggressiv auftreten und kämpferisc­h alles reinhauen werden“. Was für sein Team heißt: dagegenhal­ten.

Weswegen Nico Elvedi auch nicht nach hinten schaut und sich an vergangene­n Erfolgserl­ebnissen ergötzt, sondern allein auf das nächste Spiel fokussiert ist: „Für uns geht es jetzt nicht um die Vergangenh­eit, sondern nur darum, den ersten Sieg in dieser Saison einzufahre­n“, sagte er. Dass es recht körperlich zugehen wird am Samstag, davon ist auszugehen. Sandro Schwarz, Roses Kumpel, pflegt einen ähnlichen Stil wie der neue Gladbach-Trainer. Weswegen nicht wenige Experten erwarten, dass die Partie ähnlich sein wird wie die torlose zwischen Gladbach und Schalke.

Was gerade in engen Spielen, und ein solches könnte es werden, hilfreich sein kann, sind Standards. Beim letzten Mainz-Ausflug der Borussen spielte Jonas Hofmann die Ecke kurz auf den im Sommer nach Dortmund entschwund­enen Hazard, und nach dessen Flanke nahm Elvedis Heldengesc­hichte ihren Lauf. Ansonsten

waren die zuvor viermal sieglosen Borussen an jenem Tag recht unbeholfen im Spiel nach vorn. Da kam der Standard gerade recht. „Standardsi­tuationen sind immer ein Thema, wenn Spiele eng sind auf hohem Niveau, um ein Spiel zu entscheide­n. Beide Mannschaft­en haben Qualitäten, Standards zu verwerten und zu verteidige­n. Wir sollten uns nicht darauf verlassen, sondern versuchen, auch aus dem Spiel heraus Tore zu erzielen“, sagte Rose.

Geübt haben die Borussen natürlich auch die Standards ausführlic­h, gegen Schalke indes gab es in dieser Disziplin noch nicht viel Effektives zu sehen. Doch wie alles derzeit geht es auch hier um Automatism­en, um Überzeugun­g, um Präzision, und was all das angeht, soll es von Spiel zu Spiel besser werden. „Wir befinden uns in einem Prozess“, sagte Rose.

In diesem Prozess sind Siege hilfreich. Und einen solchen will Elvedi aus Mainz mitbringen. „Sollte mir dabei ein Treffer gelingen, hätte ich wohl nichts dagegen. Ich habe habe mir in der Tat das Ziel gesetzt, in dieser Saison öfter zu treffen als in der vergangene­n. Mindestens drei Tore sollten es also werden. Ich denke nicht, dass das übermütig ist. Schließlic­h bekommen wir in jedem Spiel genügend Eckbälle, so dass sich mir als kopfballst­arker Spieler auch die Chance bietet, einen Treffer zu erzielen“, sagte er. Vielleicht schaut er sich als Anregung dann doch nochmal jene Szene an, in der er Borussia am 9. März zum 1:0-Sieger machte. Gute Geschichte­n aus der Vergangenh­eit zu wiederhole­n, muss nicht schlecht sein.

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FOTO: TORSTEN SILZ/DPA Wiedersehe­n am Samstag? Borussias Nico Elvedi gegen den Mainzer Moussa Niakhate.
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