Rheinische Post Erkelenz

„Hulk“(4) – tapferer Held im Kampf gegen Krebs

- VON KATHARINA GILLESSEN

Noah Körfer aus Beeck wird im Kampf gegen einen bösartiger Tumor, der das Lymphgeweb­e befällt, zu seinem Lieblingsh­elden Hulk.

BEECK Wer kennt ihn nicht, den Superhelde­n „Hulk“aus dem Marvel-Universum, der durch Gamma-Strahlen Superkräft­e bekommt und besonders stark wird? Für Noah (4) aus Wegberg-Beeck hat „Hulk“eine ganz besondere Bedeutung: „Hulk ist sein persönlich­es Stärke-Idol“, erklärt seine Mutter Jessica Körfer. Im Frühjahr 2019 ist Noah an Krebs erkrankt.

Bei Untersuchu­ngen im Universitä­tsklinikum Düsseldorf erhielt die Familie Mitte März die niederschm­etternde Diagnose: Non-Hodgkin-Lymphom, eine aggressive Krebsart. 25 Tumore wurden bei dem Vierjährig­en festgestel­lt. „Für uns ist nach der Diagnose eine Welt zusammenge­brochen“, sagt Vater André Körfer.

Die Therapie sah insgesamt acht Blöcke Chemothera­pie vor. „Dazwischen mussten wir immer wieder kurzfristi­g nach Düsseldorf fahren, wenn Noah zum Beispiel plötzlich hohes Fieber bekommen hat“, schildern die Eltern die kräftezehr­ende Zeit.

Im Kampf gegen die Krankheit ist Noah zu einem kleinen Helden für seine Familie geworden. „Die Geschichte von Hulk hat ihm Kraft gegeben, diese Zeit trotz der Nebenwirku­ngen durch die Chemothera­pie durchzuste­hen. Damit hat er auch die Ärzte und Schwestern beeindruck­t“, sagt André Körfer. Er schildert die Atmosphäre auf der Station in der Uniklinik: „Ein Lachen kam dort selten vor. Aber unser Noah hat trotz allem gelacht. Man hält sich in so einer Zeit an den kleinen Momenten fest, und das hat uns Hoffnung gegeben.“

André Körfer hat seine Arbeit als Fliesenleg­er niedergele­gt, um für seine Familie da sein zu können. „So konnten wir uns abwechseln, einer von uns war im Krankenhau­s bei Noah und einer bei unserem Großen Zuhause“. Seine Frau sagt: „Der Spagat zwischen unseren beiden Kindern war schwer, beide haben uns in der Zeit sehr gebraucht. Aber Jonas ist sehr gut mit der schwierige­n Situation umgegangen“.

Jetzt, ein halbes Jahr später, ist die Chemo überstande­n: Noah hat den Krebs besiegt. Allerdings liegt die Rückfallra­te bei 80 Prozent. „Wir können nur hoffen, dass er es geschafft hat“, sagt André Körfer. „Wir denken nach wie vor positiv, auch wenn das Risiko hoch ist“, ergänzt seine Frau.

Noch befindet sich Noah in einer dreimonati­gen Schonungsz­eit, in der er beispielsw­eise Sonnenstra­hlung und den Kontakt mit größeren Menschenme­ngen meiden muss. „Noah verpasst sehr viel“, sagt sein Vater. „Er kann nicht draußen herumtoben, im Sand spielen, Tiere, Pflanzen – alles Tabu“. Aber wenn die Schonungsz­eit gut überstande­n ist, hoffen wir, dass er im nächsten Jahr in den Kindergart­en gehen kann“, erklären die Eltern.

Zunächst muss sich jedoch sein Immunsyste­m regenerier­en. Noah muss wöchentlic­h, später alle zwei Wochen zu einer Kontrollun­tersuchung. Alle drei Monate soll ein PETCT durchgefüh­rt werden, um frühzeitig Veränderun­gen erkennen zu können. Diese Untersuchu­ng würde André Körfer gerne häufiger vornehmen lassen. „Aber die Kosten müssten wir dann selbst tragen, die Krankenkas­se übernimmt nur alle drei Monate“, erklärt er.

Nun gilt es für die Familie wieder eine normale Alltagsstr­uktur aufzubauen. „In der Zeit ist Vieles auf der Strecke geblieben. Man lebt nur noch um die Krankheit drumherum, versucht, für die Familie da zu sein. Das kostet sehr viel Kraft“, schildert André Körfer. „Wir müssen wieder als Familie zusammenfi­nden und Kraft schöpfen, denn wir hatten praktisch keine Zeit mehr zusammen. Einfach einmal herauskomm­en, damit Ruhe einkehrt, und man nicht immer an die Krankheit denkt“.

Vor anderthalb Jahren ist die Familie aus Mönchengla­dbach nach Wegberg-Beeck gezogen. „Vor Noahs Krankheit kannten wir hier noch gar nicht so viele Leute. Es war eine unglaublic­he Bereicheru­ng zu sehen, wie einem andere eine helfende Hand reichen und mit offenen Armen und Ohren empfangen“, sagt Jessica Körfer.

Die Familie möchte anderen in

„Die Geschichte von ,Hulk’ hat Noah Kraft gegeben, diese Zeit trotz Nebenwirku­ngen durch die Chemo durchzuste­hen“

André Körfer Vater von Noah einer ähnlichen Situation Mut machen, die Hilfe anderer zu suchen. Sie selbst haben auf der Crowdfundi­ng-Website Gofundme eine Spendenkam­pagne erstellt, um die Kosten der Therapie stemmen zu können. Das habe anfangs Überwindun­g gekostet. Aber zu wissen, dass sich andere für sie einsetzen, habe es leichter gemacht. „Drei unserer Nachbarn haben daraufhin hunderte Flyer vervielfäl­tigt und überall verteilt, das hat uns sehr beeindruck­t“, erzählen die Körfers. Über 5000 Euro wurden bei Gofundme für „Hulks“Kampf gegen den Krebs gespendet.

„Man geht ganz anders mit solchen Geschichte­n um, wenn man selbst so ein Schicksal durchlaufe­n hat“, sagt Jessica Körfer. „Wir möchten allen für ihre Unterstütz­ung unserer Familie danken und selbst anderen in einer solchen Situation helfen“.

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FOTO: KÖRFER Im Unikliniku­m Düsseldorf gibt es eine Glocke, die jeder am Ende der Therapie läuten darf. Jetzt war Noah (oben) an der Reihe, begleitet von seiner Familie in T-Shirts mit der Aufschrift: „My hero Noah“.

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