Der neue FVM-Präsident nennt seine Ziele
Förderung des Mädchen- und Frauenfußballs sowie Ausbau der Digitalisierung: Zwei Bereiche, die Bernd Neuendorf vorantreiben möchte.
HENNEF Wenn Bernd Neuendorf, der neue Präsident des Fußball-Verbands Mittelrhein (FVM), seinem Erkelenzer Gesprächspartner versichert, dass er Erkelenz gut kenne und da speziell den Ort Lövenich, so ist das beileibe keine höfliche Floskel, sondern entspricht aus einem überaus nachvollziehbaren Grund der Realität: „Meine Frau Bärbel stammt aus Lövenich, hat am damaligen Erkelenzer Mädchengymnasium Bernd Neuendorf FVM-Präsident
auch ihr Abitur gemacht”, sagt Neuendorf. Mit Mädchennamen heißt seine Frau Frohnhofen – und da dürfte es bei dem ein oder anderen alteingesessenen Lövenicher klick machen: Deren Vater Hans Frohnhofen war lange Jahre Rektor der Lövenicher Grundschule, der heutigen Nysterbachschule.
In der Sportschule Hennef, dem Verbandssitz des FVM, stellte sich der frühere NRW-Staatssekretär der SPD, der nach der verlorenen Landtagswahl 2017 als Politischer Beamter zwangsläufig in den Ruhestand geschickt worden war, am Donnerstagabend im kleinen Kreis sich selbst und seine Ziele vor.
Das tat er unter einem ganz frischen Eindruck. Denn tags zuvor weilte Neuendorf in Berlin – so wie alle anderen Landes- und Regional-Verbandspräsidenten auch. Dort lernten sie den designierten DFB-Präsidenten Fritz Keller (62) vom SC Freiburg kennen. Der stellte sich da den Verbandsvertretern vor. Beim DFB-Bundestag am 27. September in Frankfurt soll Keller zum 13. DFB-Präsidenten gewählt werden.
„Keller hat eine sehr überzeugende Präsentation hingelegt. Dabei hat er auch sehr deutlich gemacht, dass er beileibe nicht nur die Interessen des Profifußballs in Blick hat, sondern auch ein sehr guter Vertreter für den Amateurfußball ist”, sagte Neuendorf. Folge: „Wir werden auf dem Bundestag Kellers Kandidatur einstimmig unterstützen”, kündigte der neue FVM-Präsident an.
Kellers SC Freiburg sei zudem ein herausragendes Beispiel für das, was auch ihm grundsätzlich für den Mittelrhein vorschwebe, führte Neuendorf im Anschluss aus: „Der SC Freiburg ist im Frauen- und Mädchenfußball ganz stark, hat da schon lange eine Vorreiterrolle inne. Diesen Bereich möchte ich auch im FVM erheblich fördern und weiter ausbauen.”
Ein weiteres Feld, das es intensiv zu bearbeiten gelte, sei der Ausbau der Digitalisierung. „Wir müssen unseren Ehrenamtlern da einfach moderne Kommunikationsmittel an die Hand geben.” Zudem müsse man sich verstärkt für Formen von E-Football öffnen, also der digitalen Form von Fußball. „Damit möchte ich nicht fördern, dass die jungen Leute noch mehr daddeln, sondern, dass sie dies im Verein tun. Ich denke, das wäre eine Möglichkeit, junge Leute so auch zum richtigen Fußballspielen in die Vereine zu bringen. Und so, wie früher nach Training oder Spiel im Vereinsheim Skat gespielt wurde, könnte das künftig eben E-Football sein.”
Eines betonte der neue Präsi dabei auch: „Wir dürfen diesen Bereich auf gar keinen Fall der kommerziellen Schiene überlassen. Da, wo Fußball draufsteht, müssen wir uns auch drum kümmern.”
Zu diesem Thema veranstaltet der FVM am 31. August in der Sportschule Hennef einen Informationsabend. „Da wollen wir mit jungen Leuten darüber diskutieren, was sie wollen”, kündigte FVM-Präsdiumsreferent Moritz Fölger an.
Noch keine grundsätzliche Entwarnung konnte Neuendorf beim Thema Kunstrasen geben – Stichwort Granulat, das wegen seiner Umweltschädlichkeit in Misskredit geraten ist und dazu führen könnte, dass dieser Kunststoff verboten wird. Die Fraunhofer-Studie, die dies ausgelöst hat, bezeichnete Neuendorf aber als „schwierig” – und begründete auch warum: „Die ist so nicht haltbar, basiert auf Annahmen und Vermutungen, aber weniger auf empirischen Daten.”
Daher soll es dazu nun eine zweite Studie geben. Die in Helsinki ansässige Europäische Chemikalienagentur Echa werde sich bis zum nächsten Jahr beraten und dann einen entsprechenden Vorschlag der EU-Kommission unterbreiten. „Für eine Umsetzung dieses Vorschlags wäre dann aber die Zustimmung aller EU-Mitgliedstaaten erforderlich”, gab Neuendorf zu bedenken. „Außerdem sollte auch die Verhältnismäßigkeit berücksichtigt werden.”
Aktuell rät der Präsident auf alle Fälle davon ab, neue Kunstrasenplätze mit Granulat zu befüllen. „Man sollte da nicht ins Risiko laufen. Die Städte Köln und Bonn haben daher auch schon erklärt, keine Kunstrasenplätze mit Granulat mehr zu bauen – zumal die auch nicht mehr gefördert werden.” Ein Kunstrasenseminar – auch zu möglichen Alternativen der Befüllung – bietet der FVM am 8. Oktober in Hennef an. „Wir wollen die Vereine ja auch gerne beraten”, merkte dazu FVM-Geschäftsführer Dirk Brennecke an.
Der kündigte zugleich eine Fortschreibung des DFB-Masterplans bis 2025 an, auch wenn konkrete Handlungsempfehlungen – resultierend aus dem 3. Amateurfußball-Kongress vom Februar 2019 in Kassel – noch ausstehen würden. „Nach dem DFB-Bundestag dürfte das konkret werden”, meinte Brennecke.
Zugleich bekräftigte er, dass der Verband die sogenannten Vereinsdialoge fortführen werde. Genau 111 davon habe es bislang gegeben – 18 pro Jahr, je zwei pro Fußballkreis. Im Kreis Heinsberg hat 2019 der erste dieser Dialoge bei Viktoria Doveren stattgefunden – der zweite folgt am 29. Oktober beim SC Myhl. „Mit diesen Dialogen machen wir immer richtig gute Erfahrungen, da kommt ordentlich was bei rum. Auch die gehören ja zum Masterplan”, unterstrich Brennecke. Für diese Dialoge müssen die Verbandsvertreter stets eine Menge Zeit mitbringen: „Die dauern in den Vereinsheimen gerne auch schon mal vier Stunden. Doch diese Zeit nehmen wir uns gerne”, versicherte Brennecke.
Markus Müller, Vorsitzender des FVM-Spielausschusses, ist seit dem Verbandstag zudem der Fairplay-Beauftragte des FVM. In dieser Eigenschaft stellte er die DFB-Fairplay-Karte „Fair bleiben, liebe Eltern!” vor, die speziell
„Den E-Football dürfen wir nicht der kommerziellen Schiene überlassen“
an Eltern kickender Kinder von der E-Jugend bis runter zu den Bambini gerichtet ist. Auf der Karte stehen fünf Handlungsempfehlungen samt kurzen Erläuterungen: „Danken statt zanken”, „Vergnügen statt rügen”, „Loben statt toben”, „Erlebnis statt Ergebnis” und „Vorbild statt fuchsteufelswild”. Am Wochenende des 28./29. September werde es dazu eine verbandsweite Aktion geben, kündigte Müller an.