Rheinische Post Erkelenz

Warum sich ein Glasfasera­nschluss lohnt

Der örtliche Versorger bietet den Internet-Anschluss per Glasfaser an und startet eine Ausbauakti­on. Hauseigent­ümer fragen sich dann häufig, ob sich das lohnt. Auf jeden Fall, sagen Experten: „Wer Glasfaser bekommen kann, sollte sie sich auch holen.“

- VON TILL SIMON NAGEL

Die Glasfaser ist der Internetzu­gang der Zukunft. Da sind sich Politik und Kommunikat­ionsanbiet­er einig. Doch in weiten Teilen Deutschlan­ds sind Haushalte ohne Kabelansch­luss und Glasfaser noch auf die Telefonlei­tung angewiesen. Mit etwas Glück reicht das aus, gerade in abgelegene­ren Gebieten oder kleinen Ortschafte­n gibt es aber häufig nur Schneckent­empo.

Werben dann Glasfaser-Netzanbiet­er mit Ausbauakti­onen, sorgt das häufig für Hoffnung auf flotten Netzzugang. Genauso häufig haben Hauseigent­ümer aber auch viele offene Fragen. Hier sind Antworten auf einige der wichtigste­n davon:

Was macht die Glasfaser besser als TV-Kabel und Kupfer?

Der DSL-Anschluss per Kupferkabe­l schafft einfach nicht so viel Datendurch­satz. Aktuell ist bei rund 250 Megabit pro Sekunde (Mbit/s) Schluss. Und diese Maximalwer­te erreichen die Anschlüsse selten. Das TV-Kabel schafft da schon mehr, einzelne Anbieter verspreche­n bis zu ein Gigabit pro Sekunde (Gbit/s). Das Problem: Das TV-Kabel ist ein geteiltes Medium. Sind also viele Nutzer angeschlos­sen und aktiv, bekommt keiner das Maximum.

Ähnlich sieht es beim Datenfunk über LTE aus. Sind viele Nutzer in einer Funkzelle aktiv, sinkt die Kapazität für jeden einzelnen. Der Funkverkeh­r ist außerdem anfälliger für Störungen.

Bei der Glasfaser verspreche­n die Anbieter zuverlässi­gere Anbindung, mehr Geschwindi­gkeit und geringere Reaktionsz­eiten. Rund 1,1 Millionen Glasfasera­nschlüsse bis ins Gebäude oder zum Netzabschl­usspunkt (FTTB/FTTH), weist der Jahresberi­cht 2018 der Bundesnetz­agentur aus.

Wie kommt die Glasfaser ins Haus?

Das kommt auf den Ort und vorhandene Leitungen an. Der einfachste Fall: Es gibt bereits Leerrohre vom Anschlusss­chacht an der Straße ins Haus. Dann kann die Glasfaser dadurch verlegt werden. Wer neu baut oder renoviert, kann so schon vorarbeite­n und später sparen.

Gibt es kein Leerrohr, kommen laut Glasfaserv­erband Breko die Kabel zum Beispiel mit der sogenannte­n Erdrakete oder mit einem Spülbohrer durch den Gartenbode­n bis zur Hauswand. Die Glasfaser wird oberirdisc­h ins Erdgeschos­s oder durch die Kellerwand in den Keller verlegt und mit dem Netzabschl­usskasten verbunden. Diese geschlosse­ne Verlegewei­se funktionie­rt in den meisten Fällen. Nur wenn größere Hinderniss­e wie zum Beispiel Felsen im Weg liegen, muss gegraben werden.

Was kostet mich das?

Das lässt sich pauschal nicht sagen. Einige Anbieter verlegen die Leitung kostenlos, erklärt Breko-Referent Frederik Palmer, andere verlangen

einen Beitrag. Bei manchen Anschlussa­ktionen locken Anbieter mit günstigen Konditione­n für Hauseigent­ümer, die sich früh festlegen. Wieder andere Anbieter machen die Verlegung von der Buchung eines Internetzu­gangs über Glasfaser für einen bestimmten Zeitraum abhängig oder verlegen nur bis zur Grundstück­sgrenze. Manko: Häufig muss zunächst ein bestimmter Anteil anschlussw­illiger Haushalte in einer Ortschaft erreicht werden, etwa 40 Prozent, bevor Bauarbeite­n beginnen. Die monatliche­n Preise für den Internetzu­gang per Glasfaser unterschei­den sich nicht groß von anderen kabelgebun­denen Zugängen. Je schneller der Anschluss, desto höher der Preis. Ein Anschluss mit maximal 100 Mbit/s kostet im Mittel um 45 Euro monatlich, für das Gigabit nehmen Telekom und Deutsche Glasfaser etwa 120 Euro im Monat.

Was für Fallstrick­e drohen?

„Wer Glasfaser kriegen kann, sollte sie sich holen“, sagt Jurist Boris Wita von der Verbrauche­rzentrale Schleswig-Holstein. Wachsamkei­t schadet aber nicht. Beispiel Anschlussk­osten: Hier sollte man sich alle Posten gut vorrechnen lassen. Manche Versorger verlegen die Leitungen nur bis zur Grundstück­sgrenze kostenlos. Liegt das Haus weit davon entfernt, kann die restliche Verlegung teuer werden.

Manchmal passen auch Anschlussu­nd Kündigungs­termine von Glasfaser und bisherigem Anbieter nicht zusammen. Schlimmste­nfalls zahlen Kunden dann bis zum Ablauf des Altvertrag­s doppelt. Wita rät hier: „Lassen Sie sich vom neuen Anbieter schriftlic­h bestätigen, dass er für Folgekoste­n durch Vertragsüb­erschneidu­ng aufkommt.“Einige Anbieter springen hier nämlich ein und geben für den Zeitraum der Doppelzahl­ung beispielsw­eise Gutschrift­en.

Ich brauche so schnelles Internet doch gar nicht, oder doch?

„Man sollte das auch als Zukunftsin­vestition betrachten“, sagt Breko-Mann Palmer. Vielleicht reichen die vorhandene­n 6, 16 oder 50 Mbit/S heute noch aus. Aber bei immer mehr vernetzten Geräten und Videostrea­ming in hoher Auflösung werden die Kupferleit­ungen bald an ihre Grenzen kommen. Hauseigent­ümer mit Familie oder entspreche­ndem Wunsch sollten einen höheren Bedarf einplanen.

Was habe ich sonst noch davon?

„Manches Haus ist mitunter dadurch erst verkaufbar“, sagt Corinna Kodim vom Eigentümer­verband Haus & Grund Deutschlan­d. Gerade ältere Häuser oder solche in ländlichen Gebieten können durch einen modernen Datenansch­luss an Wert zulegen. Zwischen fünf und Prozent höhere Verkaufspr­eise sind laut Haus & Grund drin.

Weitere Infos zur Verfügbark­eit unter www.bmvi.de

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