Rheinische Post Erkelenz

Die Spaltung ist da

- VON KRISTINA DUNZ

Drei Jahre liegen zwischen diesen Erklärunge­n zweier US-Präsidente­n: „Es wird kein bilaterale­s Handelsabk­ommen zwischen Großbritan­nien und den USA in absehbarer Zeit geben.“Und: „Wir werden bald ein Handelsabk­ommen abschließe­n können.“2016 warnte Barack Obama den damaligen Premiermin­ister David Cameron vor einem Ausstieg seines Landes aus der Europäisch­en Union – das Vereinigte Königreich stünde nach einem Brexit am „Ende der Schlange“, weil für die USA Verträge mit der wesentlich größeren EU Priorität hätten. Londons damaliger Bürgermeis­ter fand das „empörend“. Sein Name: Boris Johnson.

Camerons Nachnachfo­lger frühstückt am Sonntag beim G7-Gipfel in Biarritz mit dem US-Präsidente­n, der Obama abgelöst hat. Donald Trump schwärmt von einem bevorstehe­nden „fantastisc­hen Handelsabk­ommen“. Die Koordinate­n haben sich verschoben. Bei Trump ist es die EU, die am Ende der Schlange steht. Obama setzte auf Zusammenha­lt, Trump steht für Alleingäng­e.

Die Rolle der USA als stabilisie­rende Weltmacht gerät ins Wanken. Trump ist der destabilis­ierende Faktor. Sein Handelskon­flikt mit China eskaliert. Es geht schon lange nicht mehr nur um Washington und Peking, sondern um die Weltwirtsc­haft. Die Konjunktur schwächelt, Strafzölle bremsen Wachstum.

In Biarritz haben sich die vier Europäer unter den G7 – Frankreich, Italien, Großbritan­nien und Deutschlan­d – immerhin trotz Brexits bei den großen Konflikten wie um das Atomabkomm­en mit dem Iran, den Umgang mit Russland und die Handelspol­itik nicht auseinande­r dividieren lassen. Mit Japan und Kanada ziehen sie an einem Strang. Gegen Trump. Aber deshalb kann man eben nicht mehr von G7 sprechen. Das Format ist jetzt: G6 plus 1. Die Spaltung ist da.

BERICHT

KALT ERWISCHT IN BIARRITZ, POLITIK

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