Rheinische Post Erkelenz

Gelbe Ampel für Carsharing

Neue Mobilitäts­optionen haben in Deutschlan­d einen schweren Stand.

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Nach meinen drei Wochen Urlaub hat sich auf den Straßen Düsseldorf­s etwas getan: Der E-Scooter-Anbieter Lime stellt jetzt seine Roller auf, und die neue Carsharing-Marke Miles startet. Dabei gab es in der Zwischenze­it auch Schlagzeil­en, die am Image der Branche kratzen. Mazda ist erst im vergangene­n Jahr als Carsharing-Anbieter gestartet, stellt aber zum Jahresende seine Kooperatio­n mit Lidl und der Deutschen Bahn schon wieder ein. Es fehle die wirtschaft­liche Perspektiv­e. Dann berichtete die „Süddeutsch­e Zeitung“von einer neuen Studie: Entgegen der Hoffnungen vieler Anbieter ersetzt Carsharing nur selten das

Privatauto. In Deutschlan­d wird es vor allem als zusätzlich­es Verkehrsmi­ttel genutzt. Wenn alle potenziell­en Kunden konsequent Carsharing statt des eigenen Autos nutzten, könnten höchstens zwei Millionen Autos von der Straße geholt werden. Diese Studie der Unternehme­nsberatung A.T. Kearney beschäftig­t sich auch mit der wirtschaft­lichen Perspektiv­e: Nur in elf Städten sei die Besiedlung­sdichte so hoch, dass Carsharing-Angebote rentabel arbeiten könnten.

Seit dem Start von DriveNow und Car2Go im Rheinland bin ich Kunde und habe nach wie vor kein eigenes Auto. Das geht nur, da meine Lebensmitt­elpunkte komplett von den beiden Anbietern abgedeckt sind. Hätte ich ein Auto, wenn es sie nicht gäbe? Vermutlich nicht. Ich würde mehr Rheinbahn fahren — allerdings nicht nur häufiger, sondern in Summe auch deutlich länger. Für viele ist Carsharing am Ende ein ÖPNV-Ersatz. Statt dass wir uns über die Vielfalt zu freuen, haben die neuen Mobilitäts­optionen in Deutschlan­d einen schweren Stand. Die erwähnte Studie wirft aber auch einen anderen Blick auf das Thema: In kaum einem Land ist das Carsharing-Angebot so vielfältig und gut ausgebaut wie in Deutschlan­d.

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