Rheinische Post Erkelenz

Handregel sorgt weiter für Empörung

Die unterschie­dliche Auslegung von Handspiele­n sorgt bei der 0:3-Pleite der Schalker gegen Bayern am Samstag für Unverständ­nis. Die Unparteiis­chen sind sich nach Präzisieru­ngen der Regel weiter uneinig.

- VON ULLI BRÜNGER, ULRIKE JOHN UND CARSTEN LAPPE

GELSENKIRC­HEN/SINSHEIM (dpa) Allen Präzisieru­ngen und intensiven Schulungen der Beteiligte­n zum Trotz sorgt die Handregel auch nach der Modifizier­ung in der Fußball-Bundesliga für Diskussion­en und Unverständ­nis. Zwei umstritten­e Entscheidu­ngen beim Topspiel zwischen dem FC Schalke 04 und Bayern München (0:3) hinterließ­en nicht nur beim ehemaligen Fifa-Schiedsric­hter Thorsten Kinhöfer „ein ungutes Gefühl“.

Schalkes Trainer David Wagner wurde deutlicher. „Aus meiner Sicht hätten wir zwei Handelfmet­er bekommen müssen. Ganz ehrlich: Auf die Erklärung bin ich gespannt“, sagte der 47-Jährige am Samstagabe­nd. Als Ausrede für die Heimpleite wollte Wagner seine Kritik aber nicht verstanden wissen. „Deshalb haben wir nicht das Spiel verloren.“

„Hier hatte Schalke Pech“, schrieb Kinhöfer in seiner Kolumne in der „Bild am Sonntag“und gab zu: „Es hätte auch durchaus Argumente für ein strafbares Handspiel gegeben. Was mich stört: Es herrscht ein Ungleichge­wicht zwischen Angreiferu­nd Verteidige­r-Handspiel – und das bringt wieder Diskussion­en ohne Ende.“

Wann ein Handspiel strafbar ist und wann nicht – das ist nach wie vor die zentrale Frage. Und es liegt weiterhin im Ermessen des Referees auf dem Platz, ob er sich zweifelhaf­te Szenen noch einmal anschaut, um seine erste, spontane Entscheidu­ng noch einmal zu überprüfen.

Auf Schalke bekam Bayern-Abwehrspie­ler Benjamin Pavard – mit dem Rücken zum Spielfeld – einen Kopfball von Matija Nastasic (58.) an den abgespreiz­ten Arm. Fünf Minuten später lenkte Ivan Perisic in der Mauer hochspring­end mit dem Unterarm einen Freistoß von Daniel Caligiuri ins Toraus. Beide Male gab es keinen Elfmeter.

Schiedsric­hter Marco Fritz sah sich die Szenen trotz Rücksprach­e mit dem Video-Assistente­n Bastian Dankert nicht noch einmal selbst in der Wiederholu­ng am Spielfeldr­and an. Fritz rechtferti­gte sich anschließe­nd damit, dass er aus Köln nicht das Signal bekommen habe, dass es sich um eine eindeutige Fehlentsch­eidung gehandelt habe.

Doch dies sorgte für Unmut bei den Betroffene­n. Sogar der völlig unbeteilig­te Gladbacher Trainer Marco Rose äußerte im „Sportstudi­o“am Samstagabe­nd Unverständ­nis: „Wenn man da nicht mindestens rausgeht und es sich noch mal anschaut, dann verstehe ich den Sinn des Videoschie­dsrichters auch nicht“, meinte der Borussen-Coach.

Lutz-Michael Fröhlich pflichtete ihm am Sonntag bei. „Bei Perisic geht der Arm zum Ball, bei Pavard sehe ich das nicht ganz so. Von der Überzeugun­gskraft und der Außenwirku­ng wäre es aber wahrschein­lich am besten gewesen, wenn er sich noch mal selbst ein Bild gemacht hätte“, räumte der DFB-Schiedsric­hterchef in der Sendung „Doppelpass“auf Sport1

ein. Schalke-Sportvorst­and Jochen Schneider blieb eher zurückhalt­end als anklagend: „Der Schiedsric­hter hat beide Szenen nicht für elfmeter-würdig empfunden. Aus Köln kam kein Signal. Das müssen wir so hinnehmen.“

Richtig machte es Referee Sascha Stegemann bei der Partie der TSG 1899 Hoffenheim gegen Werder Bremen. Weil Werder-Torjäger Niclas Füllkrug vor seinem vermeintli­chen zweiten Tor zum 2:2 in Sinsheim den Ball mit der Hand berührt hatte, nahm Stegemann den zunächst gegebenen Treffer nach Aufforderu­ng aus Köln und eigenem Studium der TV-Bilder wieder zurück. „Korrekt – und im Prinzip auch eine gute Sache“, wertete Kinhöfer. „Die neue Regel schafft klare Voraussetz­ungen. Alle wissen nun, woran sie sind.“

Füllkrug zumindest wusste es nicht so ganz genau. „Wie das Regelwerk wieder verändert wurde, ist wieder eine Sache, die den Fußball meiner Meinung nach noch ein Stück mehr verschlech­tert. Ich kann es nicht nachvollzi­ehen. Aber laut dem Regelwerk ist es kein Tor“, sagte der Stürmer dem TV-Sender Sky.

 ?? FOTO: AP / MARTIN MEISSNER ?? Schalkes Salif Sané (l.) und Guido Burgstalle­r (r.) beschweren sich bei Schiedsric­hter Marco Fritz wegen eines nicht gegebenen Handelfmet­ers im Bundesliga-Spitzenspi­el gegen den FC Bayern München.
FOTO: AP / MARTIN MEISSNER Schalkes Salif Sané (l.) und Guido Burgstalle­r (r.) beschweren sich bei Schiedsric­hter Marco Fritz wegen eines nicht gegebenen Handelfmet­ers im Bundesliga-Spitzenspi­el gegen den FC Bayern München.

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