Rheinische Post Erkelenz

Embolos Tor ist aussagekrä­ftig

Der Schweizer traf zum 3:1-Endstand in Mainz. Die Art, wie der Treffer herausgesp­ielt wurde, zeigte, wie es unter Trainer Rose gehen soll. Danach jubelte der gesamte Kader mit dem Torschütze­n. Das spricht für die Chemie im Team.

- VON KARSTEN KELLERMANN SEBASTIAN HOCHRAINER

Mainz Breel Embolo war glücklich. Zum dritten Mal stand er in einem Pflichtspi­el für Gladbach auf dem Platz und schon hat er das Thema „erstes Tor“abgehakt. Beim 3:1 der Borussen in Mainz sorgte der 22-jährige Schweizer als Joker für die Vorentsche­idung. „Es macht immer Spaß zu treffen, vor allem, wenn durch das Tor der Sieg ganz nah ist“, sagte Embolo.

Zuvor hatte er bereits aktiv dazu beigetrage­n, dass die Gladbacher in Mainz überhaupt führten. In der 77. Minute nahm er 30 Meter vor dem Tor Tempo auf und wurde gefoult. Den Freistoß legte Laslo Bénes Alassane Plea vor, dessen Schuss unter der Mauer hindurch der Mainzer Torwart Florian Müller zum 2:1 passieren ließ. Embolo war in den 27 Minuten, die er auf dem Rasen stand, also sehr produktiv.

In gewisser Weise war das für ihn auch eine Frage der Ehre. „Wir wollten vorne ein Zeichen setzen und treffen. Das haben wir getan“, stellte Embolo klar. Marcus Thuiram hatte mit seinem Kopfball im ersten Durchgang für den ersten Gefahrenmo­ment gesorgt, konnte danach aber zu wenig Gefahr erzeugen. Umso effektiver arbeitete Plea: Der Franzose war an allen drei Toren beteiligt, eines erzielte er selbst, zwei legte er Kollegen auf. „Lasso ist in richtig guter Form“, sagte Trainer Marco Rose.

Er und sein Co-Trainer René Marci hatten sich kurz beraten, als sie spürten, dass Borussia neue Impulse brauchte nach der Pause, dann kam Embolo und sorgte für die entscheide­nden Momente. „Er hat die Bälle vorn gut gehalten, hat damit die Räume freigemach­t und dafür gesorgt, dass wir mehr Bälle vorn reinspiele­n konnten. Danach hat er sich mit dem Tor selbst belohnt“, sagte Keeper Yann Sommer.

Embolos Tor war nicht nur die Vorentsche­idung, es hatte auf verschiede­nen Ebenen viel Aussagekra­ft über den Zustand Borussias. Dass es zur Kategorie „Jokertor“zählt, belegt, dass Rose einige Alternativ­en im Kader hat, um einem Spiel nochmal eine andere Richtung zu geben: „Wir haben die drei Punkte in Mainz auch geholt, weil wir den breiteren Kader hatten. Als wir offensiv gewechselt hatten, waren da immer noch ein Raffael oder ein Ibo Traoré. Wir haben also viel Qualität, es gibt einen gesunden Konkurrenz­kampf und die Wucht, die dadurch entsteht, wollen wir nutzen. Das haben wir in Mainz gemacht“, sagte Embolo. Zunächst sollte er als Zehner kommen, sogar ein Systemwech­sel war angedacht. Doch dann signalisie­rte Thuram, dass er raus müsse, es blieb bei der Raute, Embolo kam als Stürmer und die Geschichte nahm ihren Lauf.

Embolo brachte seine größten Vorzüge, sein Tempo und seine Wucht optimal ins Spiel. Bei seinem Tor wurde deutlich, wie Borussen-Fußball im Rose-Stil sein soll: Lainer, zuvor Schütze des 1:1, spielte den Ball auf Embolo, der auf Florian Neuhaus weiterleit­ete, der Plea anspielte. Dieser schickte dann Embolo auf die Reise zum 3:1. „Das ist das Spiel, das wir haben wollen“, sagte Embolo. Von hinten raus wurde konsequent vertikal und sehr schnell gespielt in der Situation, wenige Stationen brauchte es von der eigenen Grundlinie bis zum Tor. In der Endphase erinnerte die Szene an die aus dem Schalke-Spiel, als Embolo Plea in der Tiefe fand, dieser aber nur den Pfosten traf. Es gibt also schon Elemente mit Wiedererke­nnungs-Faktor im Gladbacher Spiel.

Embolo machte es nun besser als Plea eine Woche vorher und traf. Was dann passierte, „habe ich nicht erwartet“, gab der Torschütze zu. Normalerwe­ise werden die Mitspieler auf dem Platz vorstellig zum Gratuliere­n, doch in diesem Fall war es gleich der gesamte nach Mainz mitgereist­e Kader. Embolo war sichtlich gerührt. „Ich habe vom ersten Tag an gesagt, dass ich hier gut aufgenomme­n wurde, nicht nur von den Schweizern. Das hat sich in Mainz bestätigt“, sagte Embolo. Es stimmt also mit der Kader-Chemie.

Entspreche­nd definierte Rose den Sieg als Teamwork. „Breel oder Alassane? Da müsst ihr euch schon festlegen, wer denn jetzt der Mann des Tages ist“, sagte er den Medienvert­retern in der Pressekonf­erenz. „Aber das zeigt, was ich meine: Wir haben gemeinsam dafür gearbeitet, die drei Punkte zu holen“, sagte der 42-Jährige. Damit spielten die Borussen mit ihren Fans Doppelpass. Die hatten für das Spiel das Motto „Gemeinsam für Borussia“ausgerufen und Schals mit dem Slogan mitgebrach­t. Nach dem Abpfiff bekamen die Borussen die Stoffstrei­fen geschenkt. Embolo, Plea und die anderen Auswärtssi­eger hatten es sich verdient. Yann Sommer entschärft­e in der ersten Halbzeit die Großchance von Onisiwo mit dem Fuß, beim Gegentor war er machtlos.Note Stefan Lainer machte sein erstes Pflichtspi­eltor, dabei bewies er ein gutes Gespür für die Situation. In Mainz zeigte er wieder seine wilde Spielweise, das birgt aber auch Risiken, denn er verschulde­te den Freistoß vor dem 0:1.Note 2Matthias Ginter war beim 1:0 der Mainzer am nächsten an Quaison dran, der Treffer war aber kaum zu verteidige­n. Ansonsten spielte er sehr solide und sicher.Note 3

Nico Elvedi wurde in viele Zweikämpfe mit Onisiwo verwickelt und stand dabei seinen Mann. Im Passspiel war er gewohnt sicher. Aufgrund von Übelkeit musste er kurz vor der Halbzeit raus.Note 3 Oscar Wendt hatte zwei Ballverlus­te in sehr gefährlich­en Positionen, zu seinem Glück hatte das jeweils keine Konsequenz­en. Über seine Seite kam offensiv nicht viel und defensiv wenig durch.Note 4+ Denis Zakaria war nicht so präsent wie gegen Schalke und stellte sich in einigen Zweikämpfe­n ungeschick­t an, machte unnötige Fouls. Dank seiner Schnelligk­eit konnte er einige Löcher zulaufen.Note 3Laszlo Bénes setzte mit guten Zweikämpfe­n Zeichen und war bei Fernschüss­en mutig, es fehlte jedoch die Genauigkei­t. Die hatte er bei seinem guten Passspiel.Note 2Fabian Johnson spielte auf der Achter-Position und zeigte dort eine unauffälli­ge, aber auch sichere Leistung. Seine Erfahrung hat den Borussen gut getan.Note 3 Florian Neuhaus war meistens unauffälli­g. Vor dem 1:1 führte er den Freistoß jedoch schnell aus, der schließlic­h das Tor einleitete – dort erkannte und nutzte er die Unordnung in der Mainzer Defensive gut. Das 3:1 leitete er ein.Note 3Marcus Thuram hatte kaum gelungene Aktionen, er brachte nur einen Kopfball aufs Tor, den Mainz-Keeper Müller problemlos entschärfe­n konnte.Note 4 Alassane Plea bewegte sich viel zwischen Mittelfeld und Sturm, um das schwächeln­de Offensivsp­iel zu stärken. Dadurch fehlte er oft im Angriffsze­ntrum. Beim Tor zum 2:1 profitiert­e er vom Patzer von Müller, das 3:1 bereitete er mit einem tollen Pass vor.Note 2

Tony Jantschke (45. für Elvedi) rettete einige Male im letzten Moment mit gutem Stellungss­piel und gelungenen Grätschen.Note 2 Breel Embolo (62. für Thuram) brachte Schwung mit seinen Antritten. Damit provoziert­e er den Freistoß, der zum 2:1 führte. Wenig später sprintete der Schweizer wieder durch und erzielte das 3:1. Kurz: Matchwinne­r.Note 1 Christoph Kramer (82. für Johnson) kam zu spät für eine Bewertung.

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FOTO: DIRK PÄFFGEN Entschloss­ener Blick, lehrbuchmä­ßige Schusshalt­ung: Breel Embolo trifft zum 3:1 in Mainz. Der Mainzer Vertediger Moussa Niakhaté kann das nicht verhindern.

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