Lainer war der Motor des Gladbacher Sieges
Stefan Lainer ist es also geworden. Der Neu-Borusse aus Österreich hat den ersten Gladbacher Bundesliga-Treffer dieser Saison erzielt. Der Zufall kam ihm zu Hilfe, sicherlich, doch entscheidend war die Konsequenz, mit der der Verteidiger den Ball, der nach dem Kopfballversuch Alassane Pleas von Alexander Hacks Arm vor seine Füße prallte, mit links ins Netz knallte. Es war kein schönes, aber psychologisch sehr wertvolles Tor. Borussia war schnell zurück im Spiel und Lainer war es, der sie zurückholte nach dem Rückstand.
Die Art und Weise dieses Tores passte zum Tage: Es war ein Sieg, der einen glanzvollen Höhepunkt
hatte mit dem Spielzug, der das
3:1 brachte. Ansonsten aber war es ein kämpferisches Spiel – und Lainer war Borussias Vorkämpfer. Er rannte und rackerte und schlug in der Schlussphase dann eine Flanke nach der anderen in den Mainzer Strafraum, frei nach dem Motto: steter Tropfen höhlt den Stein. Er ist einer, der nicht locker lässt, und genau das ist es, was dem Prinzip von Trainer Marco Rose zugrunde liegt.
In den Zeiten des Ballbesitzfußballs ging es um die nötige Geduld, darum, den Gegner mürbe zu spielen durch ständige Ballzirkulation, ihm das Gefühl zu geben, dass er gar nicht mitmachen darf, ihm nichts zu gönnen, außer hinterherlaufen. Jetzt geht es um Hartnäckigkeit. Dran bleiben, immer da sein, den Gegner regelrecht bearbeiten, ihn auch mal anzugehen, den Körperkontakt suchen, Unruhe erzeugen, unangenehm sein. All das bringt Lainer mit, typisch für ihn ist, dass er sich quasi reinwickelt in den Gegner, sich in ihn regelrecht festbeißt. Berti Vogts ist mit dieser Terrier-Spielweise einst zum Weltklassespieler geworden in Mönchengladbach, von daher gibt die vergleichende Borussia-Wissenschaft ein herausragendes Beispiel her, wie wichtig das kämpferische Element ist für den Erfolg.
Lainer ist derzeit mit seiner Spielweise der Borusse, der beispielhaft ist für das, was Gladbach sein will unter Rose. Lange Jahre waren es Gegner wie Mainz, die Gladbach weh taten und damit beeindruckten, nun hielt Borussia dagegen und ließ sich nicht beeindrucken. Dafür war auch das „lainern“, das nach Lainer selbst Denis Zakarzia, für die Fans der beste Borusse in Mainz, am besten beherrscht, verantwortlich. Es tut weh, es mit ihnen zu tun zu haben.
Lainer macht zudem vor, dass Fußball und Kampf einhergehen können, schließlich war es des Österreichers Spieleröffnung tief in der eigenen Hälfte, die das 3:1 auf den Weg brachte. Dass er nebenbei Borussias Stürmer anspornte mit seinnem Tor, war ein Nebeneffekt seines 1:1. Nein, sie wollten es nicht auf sich sitzen lassen, dass Verteidiger die Tore machen. Und legten zwei Treffer nach. Ergo: Lainer war in Mainz der Motor des Borussen-Sieges.
Karsten Kellermann