Das Neusser Schützenfest boomt
Am Sonntag zogen zur Königsparade 7719 Marschierer auf. So viele wie noch nie.
NEUSS Wir statt Ich. Das ist eine Botschaft, die seit 1823 von den Neusser Schützen ausgeht. Das spürte auch Landtagspräsident André Kuper, der am Sonntag als Ehrengast an der Königsparade in der rheinischen Schützenhauptstadt teilnahm. „Ich bin begeistert“, sagte Kuper vor seiner Abreise. Er habe zwar schon größere Schützenaufzüge erlebt, so beim Europa-Schützenfest 2018 im niederländischen Leudal, aber Neuss verfüge über eine besondere Ausstrahlung, weil dort ein Verein den Bürgersinn einer ganzen Stadt lebe.
Dieses Wir-Gefühl der Schützen wünscht sich Martin Flecken für die gesamte Gesellschaft. „Die positiven Früchte der Aufklärung“, sagte der Schützenpräsident in seiner Rede zur große Königsparade auf dem Markt, „dürfen nicht emotionsgesteuerten Egoismen Platz machen und weichen.“So stellte sich Flecken gegen Rufer am Straßenrand, die offenbar beim Fackelumzug am Samstag „Schützen nicht weißer Hautfarbe dumm angemacht“hatten. Diese Zuschauer sollten „da bleiben, wo sie herkommen“. Das Schützenwesen basiere auf christlichen Werten der Nächstenliebe. Beifall von mehr als 10.000 Besuchern auf dem Markt.
Das Neusser Schützenwesen boomt. 7719 Marschierer ziehen unter der Leitung von Oberst Walter Pesch seit Samstag durch die niederrheinische Stadt. Das fröhliche Gesicht der Stadt lockt mehr und mehr auswärtige Gäste an. Zur Königsparade am Sonntag kamen neben Landtagspräsident Kuper auch noch der Kölner Generalvikar Markus Hofmann und Pierburg-Chef Rene Gansauge als Ehrengäste.
Diese unbeschwerte Feierstimmung sorgt für eine große Zahl Königsbewerber. Sicher ist, dass am Dienstag (18.15 Uhr, Innenraum der Galopprennbahn), zumindest vier Schützen an die Vogelstange antreten werden. Über weitere Aspiranten wird spekuliert; sie können sich noch bis zum Montag um 15 Uhr melden. Einen König für ein Jahr verträgt das Neusser Wir-Gefühl.