Der neue Pfarrer setzt auf Teamarbeit
Ulrich Henschel ist der neue evangelische Pfarrer in Wegberg. Die Projektarbeit ist seine Leidenschaft, möglichst nah am Menschen.
WEGBERG Auf dem Schreibtisch von Ulrich Henschel steht eine bunte Postkarte. „Ich habe keine Lösung, aber ich bewundere das Problem“, steht darauf geschrieben. Im Grundsatz beschreibt der Spruch die Methodik, mit der Ulrich Henschel auf Menschen zugeht. „Ich höre erst einmal aufmerksam zu, und helfe den Menschen in gemeinsamen Gesprächen dabei, Lösungen für ihre Probleme zu finden“, sagt der 57-Jährige. Seit Mitte August ist er als Pfarrer in der evangelischen Kirchengemeinde Wegberg tätig.
Henschels Vorgängerin Ulrike Leppert, die seit 1991 als Pfarrerin in der Gemeinde Wegberg und im Kirchenkreis Jülich tätig war, hatte sich im Januar in den Ruhestand verabschiedet. Jetzt ist der Neue da. Ulrich Henschel ist 57 Jahre alt, hat zwei Kinder im Alter von 23 und 20 Jahren. Zuletzt hat er mehrere Jahre lang in der Schweiz gearbeitet. Die niederrheinische Mentalität ist ihm dennoch vertraut, denn als Heimatstadt gibt er Kempen an. Geboren in Gelsenkirchen, ist er im Ruhrgebiet aufgewachsen und hat mehrere Jahre in Krefeld verbracht. „Es war und ist ein Leben in Bewegung, das meine Frau und ich – ja unsere ganze Familie – führen. Alles fließt, und in allem wohnt ein Zauber inne“, sagt Ulrich Henschel. Dieses Lebensphilosophie spiegelt sich auch in seiner Arbeit als Pfarrer wider, in „dem schönsten, erfüllendsten und abwechslungsreichsten Beruf, den es für mich gibt.“
Die Projektarbeit ist seine Leidenschaft, möglichst nah am Menschen jeder Altersstufe und Lebensphase. Dabei sieht der neue Pfarrer sich ausdrücklich nicht als Alleinunterhalter,
sondern er möchte „als Team in der Herberge Gottes“agieren. Die Kirche soll für die Menschen ein zweites Zuhause sein, das eine abwechslungsreiche „Speisekarte“zu bieten hat. „Diese Speisekarte möchte ich mit dem Presbyterium und den Menschen aus Wegberg, mit Freiwilligen und hauptberuflich Tätigen reich und gut leserlich gestalten“, erklärt Ulrich Henschel. Ganz wichtig ist ihm dabei, dass neben vielen innovativen Angeboten für alle Altersstufen „auch die traditionelle Küche nicht zu kurz kommt, denn eine allein auf Molekularküche ausgerichtete Gastronomie reicht in meinen Gedanken nicht aus.“Pfarrer Henschel möchte zunächst erfahren, welche Bedürfnisse die Menschen in seiner Gemeinde haben. Ab Januar wird er dann die ersten Projekte auf den Weg bringen, beispielsweise einen Jugendgottesdienst.
Geboren wurde Ulrich Henschel in Gelsenkirchen. „Meine Familie war Kohle und Stahl – mein Vater Kohle, meine Mutter Stahl“, sagt Pfarrer Henschel. Er machte eine Ausbildung zum Elektroinstallateur und ließ sich auf Wunsch des Vaters zum Schankanlagenfachwart weiterbilden. Was ihn aber schon damals wirklich bewegte, war das Religiöse. Neben der Ausbildung zum Krankenpfleger machte er das Abitur. Eigentlich wollte er Religionswissenschaftler werden. Eine evangelische Krankenhausseelsorgerin aus Krefeld habe ihn dann davon überzeugt, Theologie und Philosophie in Bochum zu studieren. „Es war eine tolle Zeit“, sagt Ulrich Henschel rückblickend, das Studium habe noch mehr Fragen in ihm geweckt. Henschel hörte sich auch Vorlesungen zum Thema Astrophysik an, weil er mehr wissen wollte über den Urknall. Auch bei den Medizinern saß er im Hörsaal, als es ihm um ethische Fragen ging, beispielsweise zum Thema Sterbehilfe.
Das Vikariat absolvierte er in seiner Heimatstadt Kempen, dort unterrichtete er auch Religion und Biologie am Berufskolleg. Die Zeit als Pfarrer zur Anstellung verbrachte er in Krefeld-Fischeln, dann kam der Umzug mit seiner Familie in die Schweiz, wo er zunächst als „Hochtalpfarrer“auf 1500 Höhenmetern in Graubünden tätig war, anschließend als Gemeindepfarrer im Züricher Unterland in der Gemeinde Oberglatt. Er ließ sich in der Trauma- und Pastoralpsychologie und zum Mediator und Krisenmanager fortbilden. Mit großer Leidenschaft war er in der Feuerwehr Oberglatt und als Ausbilder im Feuerwehr-Care-Team Kanton Zürich, als leitender Notfallseelsorger und als Dekan des Pfarrbezirks Dilsdorf tätig. Mit Stolz trägt Henschel seinen neongelben Feuerwehrhelm und die Einsatzjacke, die ihm seine Kollegen zum Abschied schenkten.
Ulrich Henschel war in seinem Leben stets bereit, das eine loszulassen und den Neubeginn zu wagen. Diesmal wartet das Neue in Wegberg auf den Pfarrer.