Rheinische Post Erkelenz

Neuer Name für Lettow-Vorbeck-Straße?

- VON ANDREAS GRUHN

Erneut entscheide­t die Bezirksver­tretung, ob die Straße am Bunten Garten den umstritten­en Namen behält.

EICKEN/WINDBERG Die Diskussion ist nicht neu, aber sie beschäftig­t immer wieder Politiker im Stadtbezir­k Nord: Am kommenden Mittwoch muss die Bezirksver­tretung Nord erneut darüber entscheide­n, ob die Lettow-Vorbeck-Straße umbenannt werden soll. Grund ist ein Bürgerantr­ag, der dies fordert. Der Antragstel­ler verweist auf die Beteiligun­g des deutschen Offiziers Paul Emil von Lettow-Vorbeck, Kommandeur der deutschen Truppen in Deutsch-Ostafrika (heutiges Namibia), am Völkermord an bis zu 100.000 Afrikanern der Völker Herero und Nama zwischen 1904 und 1908. Als Adjutant des Generalleu­tnants Lothar von Trotha war damals Lettow-Vorbeck an dem Massaker beteiligt. Er trug nicht die direkte Verantwort­ung, war aber für die Umsetzung mit verantwort­lich. Zu der gehörte es, die Herero in die Wüste zu treiben und dort verhungern zu lassen. Tausende Nama überlebten die Arbeit in Konzentrat­ionslagern nicht; andere starben wegen vergiftete­r Wasserquel­len. Später verteidigt­e Lettow-Vorbeck von Trothas Vernichtun­gsstrategi­e.

Die Umbenennun­g der Straße war schon mehrmals im Gespräch, zuletzt lehnte die Bezirksver­tretung dies vor vier Jahren ab. Damals hatte die Stadt die Anwohner der Straße am Bunten Garten befragt, 90 Prozent sprachen sich gegen eine Umbenennun­g aus. Das Rathaus verweist in der aktuellen Beratungsv­orlage auf diese vier Jahre alte Umfrage, bekennt aber auch, dass eine Neubenennu­ng der Straße nach Lettow-Vorbeck heute „zweifelsoh­ne nicht mehr in Frage“käme. Eine Umbenennun­g könne nur aus Gründen der öffentlich­en Sicherheit und Ordnung erfolgen. Und da lässt das Rathaus Spielraum, denn bei der „öffentlich­en Sicherheit und Ordnung“könne es auch darum gehen, sich „von nationalso­zialistisc­hem Gedankengu­t“zu distanzier­en.

In vielen anderen Städten ist das Gedenken an Lettow-Vorbeck bereits von den Straßensch­ildern verschwund­en, auch Kasernen wurden umbenannt. „Diesen Beispielen sollte auch die Stadt Mönchengla­dbach endlich folgen und sich damit insbesonde­re im Interesse des öffentlich­en Ansehens der Stadt unmissvers­tändlich von einem Kriegsverb­recher abgrenzen, der maßgeblich an einem Völkermord beteiligt war und bis zum Lebensende keine Reue zeigte“, fordert der Antragstel­ler.

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FOTO: ANDREAS GRUHN Die Lettow-Vorbeck-Straße am Bunten Garten.

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