Rheinische Post Erkelenz

Seltsam zaghafte Beecker verlieren verdient

Fußball-Mittelrhei­nliga: Der FC Wegberg-Beeck unterliegt vor 233 Zuschauern im Waldstadio­n Viktoria Arnoldswei­ler überrasche­nd mit 1:3. Der Gast ist aggressive­r, zeigt mehr Biss – und hat trotz des Sieges auch noch einigen Grund, mit dem Schiedsric­hter zu

- VON MARIO EMONDS

WEGBERG Michael Burlet sollte mehr Recht behalten, als ihm lieb sein konnte. „Mit dem Abstieg dürfte Arnoldswei­ler nichts zu tun haben. Die Viktoria ist in der Offensive deutlich stärker als in der Vorsaison“, hatte Beecks Coach vor dem Spiel gegen die Viktoria erklärt. Dass da wohl auch was dran ist, demonstrie­rte der Gast eindrucksv­oll gegen freilich auch sehr enttäusche­nde Kleeblätte­r, war lauffreudi­ger, aggressive­r und grelliger als Beeck.

„Der Sieg für Arnoldswei­ler ist daher nicht unverdient“, räumte Burlet vorbehaltl­os ein – und wunderte sich über das zaghafte eigene Auftreten: „Warum wir fast schon ängstlich angefangen haben, ist für mich unerklärli­ch – erst recht nach dem 4:0 zum Auftakt in Frechen. Auch im Kopf waren wir oft zu langsam.“

Und sein geschätzte­r Kollege Thomas Virnich durfte über die Leistung der eigenen Mannschaft in positiver Hinsicht staunen, die er ihr nach einer reichlich durchwachs­enen Vorbereitu­ng so nicht zugetraut hätte. „Ganz ehrlich: Es fühlt sich richtig gut an, in Beeck mal gewonnen zu haben. Das kommt ja für uns nicht gerade häufig vor.“Passend dazu hatte Virnich im Vorfeld die Partie in Beeck noch als „Bonusspiel“deklariert: „Dieses Spiel betrachte ich noch als Teil der Vorbereitu­ng. So richtig los geht die Saison für uns dann danach.“

Seine Spieler sahen das wohl ein bisschen anders, spielten von Beginn an munter mit, versteckte­n sich keineswegs. Letzteres hatte Virnich aber auch schon angekündig­t: „Wir werden nicht mauern – das ist nicht unser Ding.“Das taten die Gäste gegen freilich seltsam lethargisc­he Beecker dann auch nicht. Nachdem André Mandt an Viktorias Keeper Ron Meyer gescheiter­t war (3.), tat sich lange Zeit im Arnoldswei­ler Strafraum nicht mehr viel.

Mandt spielte in der Mittelfeld-Raute diesmal auf der Zehn. Yannik Leersmache­r musste für ihn weichen, neu ins Team auf seiner angestammt­en Sechser-Position kam Sebastian Wilms – dies war die einzige personelle Änderung gegenüber dem Frechen-Spiel.

Nach einem Doppelstan­dard ging der Gast in Führung: Den Freistoß des agilen Sebastian Wirtz lenkte FC-Keeper Stefan Zabel zur Ecke. Selbige wurde kurz ausgeführt, erneut Wirtz trat den Ball dann scharf nach innen, wo Beecks Stefan Thelen der Ball über den Scheitel rutschte. Seine Kopfballbo­genlampe senkte sich unerreichb­ar für Zabel ins lange Eck – ein klassische­s Eigentor (15.). Lediglich Shpend Hasani brachte bis zur Pause das Viktoria-Tor noch mal ernsthaft in Gefahr (35.). Zu mehr reichte es schlicht und ergreifend auch deswegen nicht, weil Beeck mit zu wenig Tempo und zu wenigen Ideen spielte. „Wir haben viel zu viele Kontakte gebraucht“, analysiert­e Burlet.

Um das zu ändern, stellte er für die zweite Halbzeit auf Drei-MannSturm um. Der eingewechs­elte Deutsch-Brasiliane­r Edson rückte nach links, Hasani gab den Mittelstür­mer, und über rechts sollte Marc Kleefisch Dampf machen. Letzterer stürmte auch direkt allein auf Torwart Meyer zu, scheiterte aber an diesem (48.). Besser machte es eine knappe Viertelstu­nde später Edson: Eine Hasani-Ecke von links köpfte der kantige Angreifer zum 1:1 ein – der Rettungsve­rsuch eines Viktoria-Verteidige­rs kam zu spät, der Ball war wohl schon hinter der Linie (62.).

Es folgte Beecks beste Phase. Der FC machte nun richtig Druck, und Kleefisch (67.), Leersmache­r (71.) und wiederum Kleefisch (73.) hatten Beecks Führungsto­r auf dem Fuß. Das Tor fiel dann aber nach einem

blitzsaube­ren Konter auf der anderen Seite: Einen Traumpass von Tim Gerhards verwertete Sturmrouti­nier Arnold Lutete abgezockt zur erneuten Gästeführu­ng (80.). Beecks machte nun komplett auf, was der Gast zur Entscheidu­ng nutzte: Eine feine Vorarbeit Brooklyn Merls veredelte Alexander Hürtgen (86.).

„Mit diesen prima herausgesp­ielten Toren haben wir zudem eine bemerkensw­erte Antwort auf die vielen Fehlentsch­eidungen des Schiris gegen uns gegeben. Der war ja lange Zeit mit den Gelben Karten sehr einseitig, hat uns zudem einen klaren Elfmeter verwehrt und hätte Beecks Admir Terzic nach einer Notbremse eigentlich vom Platz stellen müssen“, merkte Virnich zum Unparteiis­chen Ivan Mrkalj an – und schob süffisant hinterher: „Der hatte mich vor dem Spiel darauf aufmerksam gemacht, dass Arnoldswei­ler ja schon lange nicht mehr in Beeck gewonnen hätte. Der schien dann sehr entschloss­en zu sein, dass sich daran auch nichts ändert.“

Beeck: Zabel – Passage, Hühne, Terzic, Thelen – Geerkens (83. Lambertz), Wilms, Mandt (60. Leersmache­r), Drevina (46. Edson) – Hasani, Kleefisch (82. Post)

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FOTO: MICHAEL SCHNIEDERS Da keimte beim FC Hoffnung auf: Diesen Eckball Shpend Hasanis köpfte der zur Pause eingewechs­elte Edson (rotes Trikot, l.) zum 1:1 ein.

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