Wie sicher fühlen sich die Erkelenzer?
Erkelenz zählt zu den 81 in NRW ausgewählten Kommunen, die das Land zu den Themen Gewalt und Sicherheit befragt. Die Dunkelfeldstudie soll Antworten geben auf Fragen, welche die Kriminalstatistik nicht beantworten kann.
ERKELENZ Thomas Schnelle hört es immer wieder. „Viele Menschen im Kreis Heinsberg fühlen sich nicht sicher. Vor allem ältere Leute sagen mir häufig, dass sie sich nachts nicht mehr aus dem Haus trauen“, berichtet der CDU-Landtagsabgeordnete. Wenn der Kriminalhauptkommissar a.D. aus Hückelhoven-Kleingladbach, der bis 2017 als Dienstgruppenleiter der Kriminalwache im Polizeipräsidium Mönchengladbach tätig war, dann in die Statistik seiner Kollegen schaut, spiegelt sich dieses subjektive Unsicherheitsempfinden dort in keinster Weise wider. Im Gegenteil. „Die Kriminalitätszahlen in unserer Region sind seit Jahren rückläufig“, erklärt Thomas Schnelle.
Um dieses Phänomen besser ausleuchten zu können, hat das Land NRW eine Dunkelfeldstudie angestoßen. Im Auftrag des Ministeriums des Innern und des Ministeriums für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung befragt das Landeskriminalamt Personen im Alter über 16 Jahren in Nordrhein-Westfalen über ihr Sicherheitsempfinden. Im August wurden mit einem Ankündigungsschreiben zur bevorstehenden Befragung 60.000 Briefe in ganz NRW verschickt. Der Fragebogen mit Begleitschreiben und frankiertem Rückumschlag wird Anfang dieses Monats an die per Zufallsprinzip ausgewählten Bürger versandt. 81 Kommunen in ganz NRW wurden für die Befragung repräsentativ ausgewählt, darunter auch die Stadt Erkelenz als einzige im Kreis Heinsberg.
Die Dunkelfeldstudie soll Antworten geben auf Fragen, die Kriminalstatistiken nicht beantworten können. Unabhängig von tatsächlichen Anzeigen oder Strafverfahren können die Teilnehmenden sich zur Gewaltkriminalität in NRW äußern. Mit den Ergebnissen aus der Befragung ist im Sommer 2020 zu rechnen. Fragen werden beispielsweise beinhalten, wie wohl sich die Befragten in ihrem Wohngebiet fühlen, ob ihnen bereits einmal Gewalt widerfahren ist und auch, wie gut sie sich über Hilfeangebote für Betroffene informiert sehen. Die Studie soll das sogenannte Dunkelfeld der Gewaltstraftaten, welche der Polizei nicht bekannt sind, erkennbar machen. Mit Hilfe der gewonnenen Erkenntnisse sollen zudem präventive Maßnahmen und Unterstützungsangebote weiterentwickelt werden.
„Die Studie dient uns als Scheinwerfer, um das Dunkelfeld bei der Gewalt gegen Mädchen, Frauen, Jungen und Männern auszuleuchten. Wir sind dabei auf die Teilnahme der Bürgerinnen und Bürger angewiesen und bitten alle Befragten um Unterstützung. Mit ihren Antworten liefern sie einen wesentlichen Beitrag, um zukünftig die Sicherheitsund Präventionsarbeit in Nordrhein-Westfalen zu verbessern“, sagt Ina Scharrenbach, Ministerin für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung.
Ob die Ergebnisse aus Erkelenz mit den Antworten in den übrigen Landesteilen übereinstimmen, bleibt abzuwarten. Thomas Schnelle geht davon aus, dass es im westlichsten Kreis Deutschlands durch die Grenznähe durchaus besondere Themen gibt, die Einfluss auf das subjektive Sicherheitsempfinden der Menschen im Erkelenzer Land haben. Dass beispielsweise im
deutsch-niederländischen Grenzgebiet besonders häufig Geldautomaten gesprengt werden, wie erst vor wenigen Tagen mitten in der Erkelenzer Innenstadt geschehen, verunsichere die Menschen erheblich, sagt Schnelle. Es sei offensichtlich, dass diese Tätergruppe aus den benachbarten Niederlanden heraus operiere. Auch die Drogenproblematik sei im deutsch-niederländischen Grenzgebiet eine ganz besondere.
NRW-Innenminister Herbert Reul äußert sich zu der Studie mit einem Veröffentlichung Der Fragebogen wird erst nach Abschluss der Feldphase veröffentlicht. Eine frühere Veröffentlichung ist laut NRW-Innenministerium nicht möglich.
Kosten Die kalkulierten Kosten für die Studie belaufen sich auf 500.000 Euro, die vom NRW-Heimatministerium bereitgestellt werden.
Blick auf die gefühlte Sicherheit der Bürger: „Die nachweislich verbesserte Kriminalitätslage bei uns in Nordrhein-Westfalen ist die eine Sache, das Empfinden der Bürgerinnen und Bürger die andere. Wir müssen nicht nur für eine bessere objektive Sicherheit sorgen, sondern wir müssen den Menschen auch die Angst nehmen, Opfer einer Straftat werden zu können. Es bringt doch nichts, wenn es auf dem Papier sicher ist, die Leute aber Sorgen haben, wenn sie die eigenen vier Wände verlassen.“