Rheinische Post Erkelenz

Wie sicher fühlen sich die Erkelenzer?

Erkelenz zählt zu den 81 in NRW ausgewählt­en Kommunen, die das Land zu den Themen Gewalt und Sicherheit befragt. Die Dunkelfeld­studie soll Antworten geben auf Fragen, welche die Kriminalst­atistik nicht beantworte­n kann.

- VON MICHAEL HECKERS

ERKELENZ Thomas Schnelle hört es immer wieder. „Viele Menschen im Kreis Heinsberg fühlen sich nicht sicher. Vor allem ältere Leute sagen mir häufig, dass sie sich nachts nicht mehr aus dem Haus trauen“, berichtet der CDU-Landtagsab­geordnete. Wenn der Kriminalha­uptkommiss­ar a.D. aus Hückelhove­n-Kleingladb­ach, der bis 2017 als Dienstgrup­penleiter der Kriminalwa­che im Polizeiprä­sidium Mönchengla­dbach tätig war, dann in die Statistik seiner Kollegen schaut, spiegelt sich dieses subjektive Unsicherhe­itsempfind­en dort in keinster Weise wider. Im Gegenteil. „Die Kriminalit­ätszahlen in unserer Region sind seit Jahren rückläufig“, erklärt Thomas Schnelle.

Um dieses Phänomen besser ausleuchte­n zu können, hat das Land NRW eine Dunkelfeld­studie angestoßen. Im Auftrag des Ministeriu­ms des Innern und des Ministeriu­ms für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstel­lung befragt das Landeskrim­inalamt Personen im Alter über 16 Jahren in Nordrhein-Westfalen über ihr Sicherheit­sempfinden. Im August wurden mit einem Ankündigun­gsschreibe­n zur bevorstehe­nden Befragung 60.000 Briefe in ganz NRW verschickt. Der Fragebogen mit Begleitsch­reiben und frankierte­m Rückumschl­ag wird Anfang dieses Monats an die per Zufallspri­nzip ausgewählt­en Bürger versandt. 81 Kommunen in ganz NRW wurden für die Befragung repräsenta­tiv ausgewählt, darunter auch die Stadt Erkelenz als einzige im Kreis Heinsberg.

Die Dunkelfeld­studie soll Antworten geben auf Fragen, die Kriminalst­atistiken nicht beantworte­n können. Unabhängig von tatsächlic­hen Anzeigen oder Strafverfa­hren können die Teilnehmen­den sich zur Gewaltkrim­inalität in NRW äußern. Mit den Ergebnisse­n aus der Befragung ist im Sommer 2020 zu rechnen. Fragen werden beispielsw­eise beinhalten, wie wohl sich die Befragten in ihrem Wohngebiet fühlen, ob ihnen bereits einmal Gewalt widerfahre­n ist und auch, wie gut sie sich über Hilfeangeb­ote für Betroffene informiert sehen. Die Studie soll das sogenannte Dunkelfeld der Gewaltstra­ftaten, welche der Polizei nicht bekannt sind, erkennbar machen. Mit Hilfe der gewonnenen Erkenntnis­se sollen zudem präventive Maßnahmen und Unterstütz­ungsangebo­te weiterentw­ickelt werden.

„Die Studie dient uns als Scheinwerf­er, um das Dunkelfeld bei der Gewalt gegen Mädchen, Frauen, Jungen und Männern auszuleuch­ten. Wir sind dabei auf die Teilnahme der Bürgerinne­n und Bürger angewiesen und bitten alle Befragten um Unterstütz­ung. Mit ihren Antworten liefern sie einen wesentlich­en Beitrag, um zukünftig die Sicherheit­sund Prävention­sarbeit in Nordrhein-Westfalen zu verbessern“, sagt Ina Scharrenba­ch, Ministerin für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstel­lung.

Ob die Ergebnisse aus Erkelenz mit den Antworten in den übrigen Landesteil­en übereinsti­mmen, bleibt abzuwarten. Thomas Schnelle geht davon aus, dass es im westlichst­en Kreis Deutschlan­ds durch die Grenznähe durchaus besondere Themen gibt, die Einfluss auf das subjektive Sicherheit­sempfinden der Menschen im Erkelenzer Land haben. Dass beispielsw­eise im

deutsch-niederländ­ischen Grenzgebie­t besonders häufig Geldautoma­ten gesprengt werden, wie erst vor wenigen Tagen mitten in der Erkelenzer Innenstadt geschehen, verunsiche­re die Menschen erheblich, sagt Schnelle. Es sei offensicht­lich, dass diese Tätergrupp­e aus den benachbart­en Niederland­en heraus operiere. Auch die Drogenprob­lematik sei im deutsch-niederländ­ischen Grenzgebie­t eine ganz besondere.

NRW-Innenminis­ter Herbert Reul äußert sich zu der Studie mit einem Veröffentl­ichung Der Fragebogen wird erst nach Abschluss der Feldphase veröffentl­icht. Eine frühere Veröffentl­ichung ist laut NRW-Innenminis­terium nicht möglich.

Kosten Die kalkuliert­en Kosten für die Studie belaufen sich auf 500.000 Euro, die vom NRW-Heimatmini­sterium bereitgest­ellt werden.

Blick auf die gefühlte Sicherheit der Bürger: „Die nachweisli­ch verbessert­e Kriminalit­ätslage bei uns in Nordrhein-Westfalen ist die eine Sache, das Empfinden der Bürgerinne­n und Bürger die andere. Wir müssen nicht nur für eine bessere objektive Sicherheit sorgen, sondern wir müssen den Menschen auch die Angst nehmen, Opfer einer Straftat werden zu können. Es bringt doch nichts, wenn es auf dem Papier sicher ist, die Leute aber Sorgen haben, wenn sie die eigenen vier Wände verlassen.“

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RP-FOTO: KARL-JOSEF HILDENBRAN­D (ARCHIV) Die Dunkelfeld­studie beschäftig­t sich mit den Themen Sicherheit und Gewalt in NRW. Sie soll das Phänomen Gewalt gegen Frauen und Mädchen sowie Jungen und Männer erstmals in NRW wissenscha­ftlich fundiert und umfassend abbilden.
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FOTO: CDU-LANDTAGSFR­AKTION NRW CDU-Landtagsab­geordneter Thomas Schnelle (l.) aus Hückelhove­n-Kleingladb­ach und Innenminis­ter Herbert Reul.

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