Rheinische Post Erkelenz

Vom Wert des Wassers

Die Nitratbela­stung erreicht Rekordwert­e. Politiker sitzen das Thema aus.

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Die Qualität des Grundwasse­rs zählt in manchen Regionen Nordrhein-Westfalens zu den schlechtes­ten in Europa. Ursache dafür ist vor allem Nitrat. Mancherort­s ist das Grundwasse­r so stark belastet, dass der zulässige Wert von 50 Milligramm pro Liter deutlich überschrit­ten wird. Die EU-Kommission dringt seit Längerem auf Einhaltung der Grenzwerte.

Trotzdem ist das NRW-Umweltmini­sterium kurzfristi­g nicht in der Lage, die Nitratbela­stung des Grundwasse­rs zu beziffern. Anders die Umweltverb­ände. Der VSR-Gewässersc­hutz nahm 2018 landesweit Gewässerpr­oben: Ein Fünftel lag über den zulässigen

50 Milligramm. Besonders dramatisch ist demnach die Lage am Niederrhei­n: Das Örtchen Brüggen erreichte den sagenhafte­n Spitzenwer­t von

264 Milligramm pro Liter Grundwasse­r – als Folge der Massentier­haltung und der Düngung mit Gülle. Dennoch tut sich bisher zu wenig.

Dabei bringt die übermäßige Aufnahme von Nitrat, etwa durch belastetes Gemüse, gesundheit­liche Gefahren mit sich. Im Körper können krebserreg­ende Nitrosamin­e oder Nitrit entstehen. Auch muss das Grundwasse­r aufwendig aufbereite­t werden, um die gute Trinkwasse­rqualität zu erhalten. Das alles scheint die Bundesregi­erung kaum zu bekümmern, obwohl der Europäisch­e Gerichtsho­f (EuGH) im Juni 2018 bereits ein klares Urteil gesprochen hat. Danach verstößt Deutschlan­d permanent gegen seine Verpflicht­ungen zum Schutz des Grundwasse­rs. Jetzt läuft die Zeit. Bis zum

25. September erwartet die EU einen genauen Plan. Ansonsten drohen hohe Strafzahlu­ngen von über

300 Millionen Euro. Dass Deutschlan­d ein Urteil des EuGH nicht umsetzt, wäre ein Novum. Übrigens: Dänemark und die Niederland­e haben längst reagiert: Dort wurde die Massentier­haltung eingeschrä­nkt.

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