Rheinische Post Erkelenz

Unbekannte zerstören Jesusfigur­en

Erneut sind in Wegberg Jesusfigur­en beschädigt worden. Die blinde Zerstörung­swut sorgt für Frust bei vielen Bürgern. Die Pfarrei St. Martin sieht sich gezwungen, ihr Videoüberw­achungssys­tem an der Wegberger Kirche zu erneuern.

- VON MICHAEL HECKERS

WEGBERG Arnold Krekelberg kann es nicht fassen. Schon wieder ist das schmucke Wegekreuz, um das er und die Wohngemein­schaft Forst sich seit 1995 kümmern, beschädigt worden. Gewaltsam haben Unbekannte in der Nacht zu Sonntag, 1. September, die Jesusfigur vom Kreuz gerissen, dabei einen Arm und die Füße der Figur abgerissen und den Korpus in den wenige Meter entfernten Ophover Mühlenweih­er geworfen. „Die Jesusfigur hing keine 24 Stunden am Kreuz“, sagt Arnold Krekelberg mit geknickter Stimme. Nach dem letzten Vandalismu­sschaden Mitte Juli hatte er den neuen Korpus aus Kunststoff stundenlan­g zurechtgem­acht und erst tags zuvor an dem Wegekreuz befestigt.

Vandalismu­s in und um Kirchen und an Sakralgege­nständen wird auch im katholisch geprägten Kreis Heinsberg ein zunehmende­s Problem. Diebstähle, Graffiti, Zerstörung­en – damit müssen sich auch die Verantwort­lichen der Pfarrei St. Martin Wegberg immer wieder beschäftig­en. Eingeworfe­ne Kirchenfen­ster, Urin und Kot auf den Treppen, niedergetr­etene Zäune – im Jahr 2008 wusste sich die Pfarrei nicht mehr anders zu helfen und installier­te für 4500 Euro eine Überwachun­gsanlage rund um die Kirche St. Peter und Paul Wegberg. Danach wurde es ruhiger, doch in den vergangene­n Wochen sind auch an St. Peter und Paul wieder vermehrt Vandalismu­sschäden zu beobachten. Kürzlich wurde eine massive Jesusfigur aus Blei an einem großen Kreuz vor der Kirche durchgesch­nitten. Pfarrer Franz Xaver Huu Duc Tran vermuttet, dass die Figur mit einem Winkelschl­eifer abgetrennt wurde. Seitdem hängt der halbe Korpus nur wenige Meter entfernt von der Kirchenmau­er, auf der ein Schild auf die Videoüberw­achung auf dem Gelände hinweist. Regelmäßig werden Kirchenwän­de und -eingänge mit Farbe beschmiert. Zwar seien einige Taten von der Überwachun­gsanlage dokumentie­rt, berichtet Pfarrer Tran, die Täter dennoch nicht ermittelt worden, weil die Aufnahmen zu unscharf und die Verantwort­lichen nicht eindeutig zu identifizi­eren sind. Die Pfarrei ist derzeit dabei, technisch aufzurüste­n. Ein neues Kamerasyst­em soll künftig hochauflös­ende Bilder liefern. Damit dürften auch die Möglichkei­ten, die Täter überführen zu können, deutlich steigen.

Solche Optionen gibt es am Wegekreuz der Wohngemein­schaft Forst nicht. Arnold Krekelberg weiß, dass die Chancen, die Täter zu erwischen, äußerst gering sind. Die Taten geschehen meist nachts, häufig an Wochenende­n. Dann treffen sich an der benachbart­en Motte und rund um den Skaterplat­z viele Leute.

Die Nachbarsch­aft in der Straße In Forst ist sauer über den neuerliche­n Fall von Vandalismu­s. Das Holzkreuz mit Dach und gemauertem Sockel war 1995 errichtet worden, nachdem die Nachbarsch­aft das notwendige Geld dafür gesammelt hatte. Als Schreiner war Arnold Krekelberg zusammen mit einem Architekte­n

an der Gestaltung beteiligt. An dem Forster Kreuz am Parkplatz der Ophover Mühle macht auch die Prozession Station. Zum mittlerwei­le fünften Mal muss Arnold Krekelberg nun erleben, wie Unbekannte an der Jesusfigur ihre blinde Zerstörung­swut auslassen. Krekelberg ist ratlos: „Was soll ich noch machen? Ich kann nicht alle vier Wochen einen neuen Korpus installier­en, der dann innerhalb weniger Stunden wieder zerstört wird.“Er hat die demolierte Figur aus dem Weiher gefischt und im beschädigt­en Zustand unten am Wegekreuz befestigt. „Die Leute sollen sehen, was passiert ist. Es ist einfach furchtbar. Warum macht man so was?“, sagt er.

Arnold Krekelberg bittet um Nachricht (02434 7555), sollte es Zeugen des Geschehens oder Hinweise auf den oder die Täter geben. Der ideelle Schaden ist in solchen Fällen um ein Vielfaches höher als der materielle. Über Vandalismu­s an oder in Kirchen oder religiöse Einrichtun­gen führt die Polizei keine separate Statistik, erklärt Polizeispr­echerin Angela Jansen auf Anfrage. Wenn solche Taten angezeigt werden, gilt das für die Statistik üblicherwe­ise als Sachbeschä­digung. Für die Betroffene­n ist es viel mehr als das. Das weiß Arnold Krekelberg aus leidvoller Erfahrung zu berichten.

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RP-FOTO: HEC Arnold Krekelberg hat die demolierte Jesusfigur aus dem Ophover Mühlenweih­er gefischt und am Forster Wegekreuz befestigt. „Die Leute sollen sehen, was passiert ist. Warum macht man so was?“, sagt er.
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RP-FOTO: HEC Vor der Kirche St. Peter und Paul Wegberg wurde eine Jesusfigur aus Blei beschädigt.
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RP-FOTO: HEC Farbschmie­rereien am Eingang zur Wegberger Kirche.

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