Unbekannte zerstören Jesusfiguren
Erneut sind in Wegberg Jesusfiguren beschädigt worden. Die blinde Zerstörungswut sorgt für Frust bei vielen Bürgern. Die Pfarrei St. Martin sieht sich gezwungen, ihr Videoüberwachungssystem an der Wegberger Kirche zu erneuern.
WEGBERG Arnold Krekelberg kann es nicht fassen. Schon wieder ist das schmucke Wegekreuz, um das er und die Wohngemeinschaft Forst sich seit 1995 kümmern, beschädigt worden. Gewaltsam haben Unbekannte in der Nacht zu Sonntag, 1. September, die Jesusfigur vom Kreuz gerissen, dabei einen Arm und die Füße der Figur abgerissen und den Korpus in den wenige Meter entfernten Ophover Mühlenweiher geworfen. „Die Jesusfigur hing keine 24 Stunden am Kreuz“, sagt Arnold Krekelberg mit geknickter Stimme. Nach dem letzten Vandalismusschaden Mitte Juli hatte er den neuen Korpus aus Kunststoff stundenlang zurechtgemacht und erst tags zuvor an dem Wegekreuz befestigt.
Vandalismus in und um Kirchen und an Sakralgegenständen wird auch im katholisch geprägten Kreis Heinsberg ein zunehmendes Problem. Diebstähle, Graffiti, Zerstörungen – damit müssen sich auch die Verantwortlichen der Pfarrei St. Martin Wegberg immer wieder beschäftigen. Eingeworfene Kirchenfenster, Urin und Kot auf den Treppen, niedergetretene Zäune – im Jahr 2008 wusste sich die Pfarrei nicht mehr anders zu helfen und installierte für 4500 Euro eine Überwachungsanlage rund um die Kirche St. Peter und Paul Wegberg. Danach wurde es ruhiger, doch in den vergangenen Wochen sind auch an St. Peter und Paul wieder vermehrt Vandalismusschäden zu beobachten. Kürzlich wurde eine massive Jesusfigur aus Blei an einem großen Kreuz vor der Kirche durchgeschnitten. Pfarrer Franz Xaver Huu Duc Tran vermuttet, dass die Figur mit einem Winkelschleifer abgetrennt wurde. Seitdem hängt der halbe Korpus nur wenige Meter entfernt von der Kirchenmauer, auf der ein Schild auf die Videoüberwachung auf dem Gelände hinweist. Regelmäßig werden Kirchenwände und -eingänge mit Farbe beschmiert. Zwar seien einige Taten von der Überwachungsanlage dokumentiert, berichtet Pfarrer Tran, die Täter dennoch nicht ermittelt worden, weil die Aufnahmen zu unscharf und die Verantwortlichen nicht eindeutig zu identifizieren sind. Die Pfarrei ist derzeit dabei, technisch aufzurüsten. Ein neues Kamerasystem soll künftig hochauflösende Bilder liefern. Damit dürften auch die Möglichkeiten, die Täter überführen zu können, deutlich steigen.
Solche Optionen gibt es am Wegekreuz der Wohngemeinschaft Forst nicht. Arnold Krekelberg weiß, dass die Chancen, die Täter zu erwischen, äußerst gering sind. Die Taten geschehen meist nachts, häufig an Wochenenden. Dann treffen sich an der benachbarten Motte und rund um den Skaterplatz viele Leute.
Die Nachbarschaft in der Straße In Forst ist sauer über den neuerlichen Fall von Vandalismus. Das Holzkreuz mit Dach und gemauertem Sockel war 1995 errichtet worden, nachdem die Nachbarschaft das notwendige Geld dafür gesammelt hatte. Als Schreiner war Arnold Krekelberg zusammen mit einem Architekten
an der Gestaltung beteiligt. An dem Forster Kreuz am Parkplatz der Ophover Mühle macht auch die Prozession Station. Zum mittlerweile fünften Mal muss Arnold Krekelberg nun erleben, wie Unbekannte an der Jesusfigur ihre blinde Zerstörungswut auslassen. Krekelberg ist ratlos: „Was soll ich noch machen? Ich kann nicht alle vier Wochen einen neuen Korpus installieren, der dann innerhalb weniger Stunden wieder zerstört wird.“Er hat die demolierte Figur aus dem Weiher gefischt und im beschädigten Zustand unten am Wegekreuz befestigt. „Die Leute sollen sehen, was passiert ist. Es ist einfach furchtbar. Warum macht man so was?“, sagt er.
Arnold Krekelberg bittet um Nachricht (02434 7555), sollte es Zeugen des Geschehens oder Hinweise auf den oder die Täter geben. Der ideelle Schaden ist in solchen Fällen um ein Vielfaches höher als der materielle. Über Vandalismus an oder in Kirchen oder religiöse Einrichtungen führt die Polizei keine separate Statistik, erklärt Polizeisprecherin Angela Jansen auf Anfrage. Wenn solche Taten angezeigt werden, gilt das für die Statistik üblicherweise als Sachbeschädigung. Für die Betroffenen ist es viel mehr als das. Das weiß Arnold Krekelberg aus leidvoller Erfahrung zu berichten.