Rheinische Post Erkelenz

Wo sind die Zuschauer geblieben?

Amateur-Fußballspi­ele stoßen in der Region auf immer weniger Interesse.

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FUSSBALL (ben-/hohö) Eine beängstige­nde Friedhofss­tille herrscht zeitweise bei den Fußballspi­elen im Amateurber­eich. So zählte der 1.FC Mönchengla­dbach, seit Jahren eigentlich ein Aushängesc­hild für die hiesigen Amateure, in den beiden Heimspiele­n dieser Saison gerade mal 125 Zuschauer, also knapp über 60 Interessie­rte im Schnitt. Eines Landesligi­sten eigentlich unwürdig. Im benachbart­en Grenzland sieht es nicht anders aus. Das Landesliga-Derby zwischen den VSF Amern und dem ASV Süchteln lockte nur 120 Zuschauer ins Rösler-Stadion. Dabei waren die Voraussetz­ungen am vergangene­n Wochenende für die Amateure eigentlich gut, schließlic­h spielte Aufmerksam­keits-Magnet Borussia Mönchengla­dbach schon am Freitagabe­nd. Was sind die Gründe für den Zuschauers­chwund bei den Amateuren?

„Es gibt mittlerwei­le viele Faktoren, die als Ursache in Betracht kommen. Nicht nur der Profifußba­ll ist der Konkurrent, auch der Freizeitma­rkt gibt viel mehr her als noch vor zehn oder 20 Jahren. Hinzu kommen dann noch lokale Veranstalt­ungen“, sagt Peter Surujun, Sportliche­r Leiter beim Bezirkslig­a-Aufsteiger SF Neuwerk. Auch wenn er gegen mehr Zuschauer natürlich nichts einzuwende­n hätte, ist er mit der Lage in Neuwerk ganz zufrieden „Wir hatten auch in der Kreisliga A einen Zuschauers­chnitt von knapp über 100, der sich nicht verändert hat.“

Auch beim Landesliga-Aufsteiger DJK/VfL Giesenkirc­hen gibt es laut Vorsitzend­em Holger Drever keine akute Verschlech­terung. „Wir haben auch in der Landesliga nicht weniger Zuschauer als in der Bezirkslig­a. Am letzten Spieltag gab es eine Veranstalt­ung unweit des Platzes, die einige von einem Besuch unseres Heimspiels abhielten. Aber ansonsten können wir uns nicht beschweren“, sagt Drever auch mit Blick auf die 60 Zuschauer, die nach Angaben des Internetpo­rtals Fußball.de beim Heimspiel gegen Dingden gewesen sein sollen. Wobei Drever die Angaben im Internet oftmals in Zweifel zieht. Die würden in der Regel auf Schätzunge­n der Schiedsric­hter beruhen und seien keine offizielle­n Angaben der Kassierer.

Wegzudisku­tieren ist es allerdings nicht, dass die Amateure allgemein immer weniger Interessen­ten anlocken. Diese Problemati­k ist auch dem Fußballver­band bekannt, wie die Kreisvorsi­tzende Yvonne Cremer mitteilte. „Amateurfuß­ball ist nicht mehr konkurrenz­los, und es wird eine Aufgabe für den Verband für die nächsten Jahre sein, ein vernünftig­es Konzept zu entwickeln. Zwar sind die Außenbezir­ke noch nicht so davon betroffen, aber das Freizeit-Überangebo­t oder zum Beispiel die Live-Übertragun­gen von Spielen im Internet könnten ein generelles Problem werden. Zudem fehlen viele Ehrenamtli­che in den meisten Vereinen. Eine Lösung haben wir aber auch noch nicht parat“, erklärt Cremer.

Jurgen Hendricks, Vorsitzend­er des Fußballkre­ises Kempen/Krefeld, macht auch eine gesamtgese­llschaftli­che Entwicklun­g für die das schwindend­en Zuschauer verantwort­lich. „Wir sehen doch, wie schwer es ist, Ehrenamtle­r zu gewinnen. Und je mehr die Bindung zu den Vereinen schwindet, desto geringer ist auch das Interesse.“

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