Rheinische Post Erkelenz

Ein neues Zuhause im zweiten Leben

Die Stiftung Hephata hat das zweite Haus eröffnet, in dem Menschen mit erworbenen Hirnschädi­gungen leben.

- VON ANGELA RIETDORF

GIESENKIRC­HEN Es kann jeden treffen: Heute noch gesund, morgen schädigt ein Unfall, ein Schlaganfa­ll, ein Herzinfark­t das Gehirn und hinterläss­t einen Menschen, dessen Fähigkeite­n nicht mehr dieselben sind. Erworbene Hirnschädi­gungen nennt man diese Folgen. Lange Zeit wurden die Betroffene­n, die nicht zu Hause bleiben konnten, in Altenheime­n und Pflegeheim­en untergebra­cht. Aber es gibt bessere Lösungen. Die Evangelisc­he Stiftung Hephata hat jetzt das zweite Haus eröffnet, in dem Menschen mit erworbenen Hirnschädi­gungen leben. Der Neubau steht in Meerkamp auf dem Grundstück des ehemaligen Pfarrhause­s St. Mariä Himmelfahr­t und bietet Platz für zwölf Bewohner.

Einer von ihnen wird Stephan Krüger sein. Der 51jährige lebt seit Juni auf dem Hephata-Zentralgel­ände und freut sich schon sehr auf den Einzug. „Ich konnte mir vieles aussuchen, auch die Farbe an der Wand“, erzählt er. Es ist ein dunkler Rot-Ton geworden, der ihm sehr zusagt. Zu seinem Zimmer gehört ein eigenes Bad. Außerdem gibt es eine Küche und einen Gemeinscha­ftsraum. Neben zehn Zimmern umfasst das Angebot auch zwei Apartments. Es gibt auch ein Pflegebad und einen Liegendauf­zug.

15 Mitarbeite­r werden sich um die Bewohner kümmern. Rund um die Uhr an 365 Tagen im Jahr ist jemand vor Ort. Bis zum 1. Oktober wird sich das Haus füllen. „Ich unterhalte mich gern und verstehe mich mit allen“, sagt Stephan Krüger, dem Epilepsie und Gedächtnis­verlust zu schaffen machen. „Zuhause zu leben wäre zu riskant.“Man merkt ihm die Vorfreude auf das neue Leben an.

Christian Dopheide, Vorstand der Stiftung Hephata, nannte es bei der Eröffnung des Hauses ein zweites Leben, das den Bewohnern geschenkt sei und das mit Lebensqual­ität gefüllt werden könne. „Wir haben gelernt, die Menschen so zu nehmen, wie sie sind und ihnen mit Respekt zu begegnen“, erklärte er. Bezirksvor­steher Hermann-Josef Krichel-Mäurer freut sich über die Neubürger in seinem Bezirk. „Herzlich willkommen in unserer Mitte“, sagte er. „Die Wohngemein­schaft ist eine Bereicheru­ng für die Nachbarsch­aft.“Aber auch die Nachbarn haben schon das Ihre getan – sie haben gegossen. Als Ersatz für die wegen des Baus gefällte Magnolie habe es auf Wunsch der katholisch­en Gemeinde eine Neupflanzu­ng gegeben, berichtet die Architekti­n Susanne Tillmann. „Nachbarn haben während des heißen Sommers bei der Bewässerun­g der Gartenanla­ge geholfen“, lobt sie. Und zum Pfarrfest wurden die neuen Nachbarn auch schon eingeladen.

 ?? FOTO JANA BAUCH ?? Stephan Krüger (links) und Marco Klaassen bei der Eröffnung. Krüger freut sich über den Umzug vom Hephata-Zentralgel­ände nach Meerkamp.
FOTO JANA BAUCH Stephan Krüger (links) und Marco Klaassen bei der Eröffnung. Krüger freut sich über den Umzug vom Hephata-Zentralgel­ände nach Meerkamp.

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