NRW-Firmen schlecht geschützt
Ein aktuelles Lagebild zur Wirtschaftskriminalität offenbart Sicherheitsmängel.
DÜSSELDORF Kleine und mittlere Unternehmen in NRW investieren zu wenig in ihre Sicherheit – zu diesem Ergebnis kommt der NRW-Verfassungsschutz in einem „Lagebild Wirtschaftsschutz“, das unserer Redaktion vorliegt. Für die erste Untersuchung dieser Art prüften die Verfassungsschützer 20.000 NRW-Unternehmen mit bis zu 500 Mitarbeitern.
„Auch kleine und mittlere Unternehmen können Opfer von Spionage, Sabotage oder Cyberkriminalität werden“, heißt es darin. Viele Firmen sähen sich gut geschützt – eine Fehleinschätzung, denn „tatsächlich sind sie sich oft der Möglichkeiten von Angriffen nicht genügend bewusst“.
So berichten die Verfassungsschützer anonymisiert von einem Maschinenbau-Unternehmen, das unlängst in NRW eine hochmoderne Produktionshalle errichten ließ. Für einen Zaun fehlte aber das Geld, so dass sich Spione – getarnt etwa als Handwerker – leicht von der Straße aus Zugang verschaffen könnten.
Die Wahrscheinlichkeit, Opfer von Wirtschaftsspionage, Konkurrentenausspähung oder Cyberangriffen zu werden, ist der Untersuchung zufolge sehr hoch. Der Verfassungsschutz geht von einer 50-prozentigen Angriffswahrscheinlichkeit aus. In NRW könnten damit rund 350.000 Unternehmen betroffen sein. Laut Lagebild sind rund 25 Prozent der befragten Firmen bereits Opfer von Angriffen geworden.
Für das durchschnittliche Schutzniveau hat das Lagebild auf einer Skala von 0 („gar nicht geschützt“) bis 10 („umfassend geschützt“) einen Wert von 4,8 ermittelt. Dabei weisen die Branchen „Energie/Wasser/Abwasser/Entsorgung“überdurchschnittlichen Schutz auf, während Handwerk und Gastronomie auffallend wenig in organisatorische Schutzmaßnahmen investieren.
„Die Studie zeigt, dass viele kleine und mittlere Unternehmen in NRW in puncto Sicherheit noch Luft nach oben haben“, sagte NRW-Innenminster Herbert Reul (CDU) unserer Redaktion. Er appellierte an Firmenchefs, mehr in die Sicherheit zu investieren. „Das schützt nicht nur die Kunden, sondern spart auch bares Geld“, sagte Reul.