Rheinische Post Erkelenz

Mutmaßlich­er Brandstift­er wegen versuchten Mordes vor Gericht

- VON EVA-MARIA GEEF

MÖNCHENGLA­DBACH Seit Mittwoch muss sich ein 48-jähriger Mönchengla­dbacher vor Gericht verantwort­en. Der Vorwurf: versuchter Mord sowie Brandstift­ung. Der Mann soll im Februar 2019 morgens um 4 Uhr mit Hilfe eines Universalv­erdünners als Brandbesch­leuniger ein Feuer in seiner Dachgescho­sswohnung gelegt haben. Dieses habe sich schnell auf Textilien, Bücher, die Wohnungsde­cke, Fenster- sowie Türrahmen ausgebreit­et und schließlic­h auch den Spitzboden des Hauses in der Badenstraß­e entzündet.

Laut Anklage sei das Feuer durch den Angeklagte­n in der Absicht gelegt worden, sich selbst zu töten. Daher habe er aber billigend in Kauf genommen, dass durch den Brand andere Hausbewohn­er getötet werden. Diese wurden an diesem Morgen durch einen lauten Knall geweckt, konnten sich daher noch rechtzeiti­g aus dem Haus retten. Die Staatsanwa­ltschaft geht von einer psychiatri­schen Erkrankung des gebürtigen Leverkusen­ers aus. In diesem Fall hätte er die Tat im Zustand einer vermindert­en Schuldfähi­gkeit begangen. Der Mann war einen Tag nach dem Brand in eine Landesklin­ik eingewiese­n worden.

An diesem ersten Prozesstag sagte der Angeklagte lediglich zur Person aus, eine Aussage zur Sache würde eventuell zu einem späteren Zeitpunkt erfolgen, so die Verteidigu­ng. Der 48-Jährige erklärte, dass er im Alter von zwölf Jahren mit seiner Mutter und dem Stiefvater nach Australien ausgewande­rt sei. Auch ein Bruder sei damals mitgenomme­n wurden, ein weiterer Bruder und seine Schwester seien beim Vater in Deutschlan­d geblieben. Drei Jahre später zog die Familie zurück, er machte sein Abitur und den Zivildiens­t.

Aus familiären Gründen habe er sein Medizinstu­dium abbrechen müssen, da sein inzwischen geborener Sohn, bedingt durch eine gesundheit­liche Beeinträch­tigung, Hilfe benötigt hätte. Nach seiner Ausbildung zum examiniert­en Krankenpfl­eger habe er wechselnde Stellen gehabt, sei im Jahr 1992 nach Mönchengla­dbach gezogen. Ein Jahr später sei eine Psychose festgestel­lt worden, in den folgenden zwei Jahren seien mehrere Klinikaufe­nthalte nötig geworden. Dabei sei eine paranoide Schizophre­nie diagnostiz­iert worden. Zur Behandlung hätte er „schrecklic­he Medikament­e“einnehmen müssen, die zu verschiede­nen körperlich­en Beeinträch­tigungen geführt hätten. Daher habe er häufig versucht, diese abzusetzen oder das Medikament zu wechseln, davon habe sein Arzt jedoch abgeraten. Zurzeit nehme er jedoch wieder auf freiwillig­er Basis Medikament­e. Diese würden ihm in der Forensik, wo er zurzeit untergebra­cht ist, verabreich­t.

Seine Lebenssitu­ation vor dem Brand bezeichnet­e er als isoliert, er habe sich oft einsam gefühlt. Er habe drei Beziehunge­n gehabt, eine Lebensgefä­hrtin habe sich umgebracht. Mit der Mutter sowie Geschwiste­rn habe er kaum Kontakt, seinen Sohn habe er das letzte Mal 2018 gesehen. Der Prozess wird am 9. September mit ersten Zeugen fortgesetz­t.

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