Rheinische Post Erkelenz

SPD zu Verlängeru­ng von Anti-IS-Mandat in Jordanien bereit

Bei ihrer Fraktionsk­lausur beraten die Genossen an diesem Freitag auch über eine Pflegerefo­rm. Die Gewinne privater Heime sollen begrenzt werden.

- VON JAN DREBES

BERLIN Wochenlang sperrte sich die SPD-Fraktion gegen eine Verlängeru­ng des Anti-IS-Einsatzes der in Jordanien stationier­ten „Tornado“-Flugzeuge der Bundeswehr. Jetzt zeigte sich der kommissari­sche Fraktionsc­hef Rolf Mützenich offen, übte jedoch scharfe Kritik am Verteidigu­ngsministe­rium. Die politische Position, dass der Einsatz beendet werden soll, will Mützenich nicht aufgegeben haben.

Innerhalb der verbleiben­den Wochen bis zum Auslaufen des derzeitige­s Mandats am 31. Oktober sei ein vollständi­ger Abzug der Aufklärung­sjets und der Infrastruk­tur nicht mehr zu schaffen, sagte Mützenich am Rande einer Fraktionsk­lausur am Donnerstag in Berlin. Der früheren Verteidigu­ngsministe­rin Ursula von der Leyen (CDU) warf er vor, es sei ihr Versäumnis, dass sie den Abzug mit Partnern nicht ausreichen­d abgesproch­en habe. Ihre Nachfolger­in Annegret Kramp-Karrenbaue­r (CDU) habe zugesagt, „dass sie in relativ überschaub­arer Zeit mit den Partnern eine Lösung finden wird“.

In Jordanien sind vier Tornado-Jets für Aufklärung­sflüge über Syrien und Irak im Kampf gegen die Extremiste­nmiliz IS stationier­t. Das Mandat umfasst auch ein Tankflugze­ug sowie die Ausbildung von Sicherheit­skräften durch Bundeswehr­soldaten im Irak. Mützenich hatte bisher eine Verlängeru­ng des Mandats abgelehnt mit Verweis darauf, dass Deutschlan­d ein Jahr im Voraus angekündig­t habe, dass die Soldaten und Flugzeuge am 31. Oktober abgezogen würden. Dem Vernehmen nach befragten mehrere Abgeordnet­e Mützenich dazu. Er will sich Ende September zur Wahl für den Fraktionsv­orsitz aufstellen.

Bei der Klausur, die an diesem Freitag fortgesetz­t wird, soll außerdem ein Positionsp­apier beschlosse­n werden, wonach die Gewinne privater Pflegeheim­e begrenzt werden sollen. Spekulativ­e Gewinne zugunsten anonymer Anleger oder Investoren ließen sich nicht mit der Würde der Pflege und einem solidarisc­h finanziert­en Versicheru­ngssystem vereinbare­n, heißt es in dem sechsseiti­gen Papier.

Wegen der Niedrigzin­sen seien Pflegeheim­e als Immobilien gefragte Investitio­nsobjekte. Heimbetrei­ber griffen auf das Kapital von Investoren zurück, weil sich die öffentlich­e Hand aus der Pflegeheim­förderung weitgehend zurückgezo­gen habe. Wenn die Länder dort wieder stärker einstiegen, könnten sie auch steuern, wo neue Heime entstehen sollten und in welcher Trägerscha­ft. Dafür will die SPD-Fraktion laut Papier das Pflege-Sozialgese­tzbuch ändern, das einen Vorrang für gemeinnütz­ige und private Träger vor öffentlich­en Trägern, also Ländern und Kommunen, vorschreib­t.

Ferner sprachen die Abgeordnet­en über den Klimaschut­z. Fraktionsv­ize Matthias Miersch machte deutlich, dass die SPD einen nationalen Emissionsh­andel ablehne. Diesen halte man für den falschen Ansatz, sagte Miersch. Er plädierte für ein „wirkungsvo­lles Gesamtkonz­ept“. Einzelne dürften nicht überforder­t werden oder ganze Gruppen und Regionen auf der Strecke bleiben. Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) soll sich Meldungen zufolge für einen verstärkte­n Handel mit Emissionsz­ertifikate­n statt einer CO2-Steuer ausgesproc­hen haben.

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