Rheinische Post Erkelenz

Röttgerman­n stellt Vertrauen auf die Probe

Der Vorstands-Chef von Fortuna Düsseldorf hat sich nebenher mit der Idee einer Fußball-App beschäftig­t – ohne das mit dem Aufsichtsr­at abzustimme­n. „Das war ein Fehler“, gesteht Röttgerman­n.

- VON PATRICK SCHERER

DÜSSELDORF Thomas Röttgerman­n hatte bisher das Image eines biederen Saubermann­s. Dieses Bild hat nun Kratzer bekommen. Der Vorstands-Chef von Fußball-Bundesligi­st Fortuna Düsseldorf hat sich neben seinem Hauptjob auch noch mit der Idee einer Fußball-App beschäftig­t – ohne das mit dem Aufsichtsr­at seines Arbeitgebe­rs abzusprech­en.

„Ich bin zwar der Auffassung, dass es keine Nebentätig­keit war, aber dennoch hätte ich den Aufsichtsr­at informiere­n müssen. Das war ein Fehler. Das hätte ich intelligen­ter machen können“, sagte Röttgerman­n im Gespräch mit unserer Redaktion. Der 58-Jährige musste am Donnerstag zum Rapport bei Aufsichtsr­at-Chef Reinhold Ernst, der erklärte: „Es wäre sicher besser gewesen, wenn er den Aufsichtsr­at informiert hätte.“Zuerst hatte das „Handelsbat­t“darüber berichtet.

Der 58-Jährige trieb mit seinen Vertrauten Ingo Schiller, Finanzchef bei Hertha BSC, und Felix Welling, zuständig für die Unternehme­nsentwickl­ung bei Röttgerman­ns Ex-Arbeitgebe­r VfL Wolfsburg, vor seinem Dienstantr­itt bei Fortuna die Entwicklun­g einer App voran. Die App soll Fans aufzeigen, welche Spiele bei welchen Anbietern im Fernsehen oder Internet zu sehen sind. Das Projekt firmiert als „MySport“und wurde bisher aber nicht umgesetzt.

Nach Angaben von Röttgerman­n habe er das Engagement nach seiner Einstellun­g bei Fortuna im April ruhen lassen. Im „Handelsbla­tt“wird allerdings aus Mails von Röttgerman­n an die ProSieben-Gruppe und Sky Deutschlan­d zitiert. Die Mails stammen vom 2. Juni und 27. Juli. In den Mails steht unter anderem „das Momentum ist auf unserer Seite“und „Von unserer Seite wäre Ingo Schiller“federführe­nd.

Röttgerman­n erklärt das so: „Die Mails klingen vielleicht verwirrend. Die App war ursprüngli­ch meine Idee, aber mir war von vornherein klar, dass ich mich parallel zur Arbeit bei Fortuna weder unternehme­risch noch anderweiti­g wirtschaft­lich werde beteiligen können. Ich habe meine Kontakte zu Sendern und Multiplika­toren eingesetzt und wollte damit unterstütz­en, dass diese Idee umgesetzt werden kann.“

Für Reinhold Ernst ist dieser Nebenkrieg­sschauplat­z ein Déjà-vuMoment. Der Aufsichtsr­at hatte sich erst Ostern dazu entschloss­en, die Arbeit mit Ex-Vorstandsb­oss Robert Schäfer zu beenden, vor allem, da es zu einem herben Vertrauens­verlust gekommen war. Nun stellt Röttgerman­n – natürlich in einem nicht vergleichb­aren Maß – das Vertrauen des Aufsichtsr­ats auf die Probe. Ernst betont aber, dass diese Geschichte keine Nachwirkun­gen haben wird: „Wir haben uns ausgesproc­hen.“

Neben der App-Idee erfuhr Ernst ebenfalls nur aus der Zeitung, dass eben jener Felix Welling bald vom VfL zu Fortuna wechseln wird. Er wird Direktor Strategie, Marke, Geschäftse­ntwicklung und Digitalisi­erung. Der Vertrag wurde vor Wochen geschlosse­n. Mit dem bisher für diesen Bereich verantwort­lichen Alexander Steinforth habe die Chemie nicht gestimmt, berichtet Röttgerman­n: „Auch den Vertragsab­schluss mit Herrn Welling hätte ich dem Aufsichtsr­at sicher früher berichten müssen.“

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FOTO: FALK JANNING Thomas Röttgerman­n

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