Rheinische Post Erkelenz

Lachen als ein Zeichen der Freiheit

Der im Kölner Karneval bekannt gewordene Humorist Willibert Pauels, von Beruf katholisch­er Diakon, trat auf Einladung des Orgelbauve­reins St. Lambertus in der ausverkauf­ten Stadthalle auf.

- VON KURT LEHMKUHL

ERKELENZ Kirche und Karneval – Religion und Humor – Glauben und Lachen: Passt das zusammen oder liegt da ein Widerspruc­h vor? „Das passt“, sagt Diakon Willibert Pauels voller Überzeugun­g. Den Beleg lieferte der Mann aus dem Bergischen Land in kurzweilig­er, scheinbar oberflächl­icher, aber durchaus tiefsinnig­er Form in der Erkelenzer Stadthalle. Auf Einladung des Orgelbauve­reins St. Lambertus Erkelenz gastierte Pauels in seiner Paraderoll­e als „Bergischer Jung“, mit der er jahrzehnte­lang im Kölner Karneval an vorderster Front agierte; trotz oder gerade wegen seiner Tätigkeit als Diakon im Bistum Köln. Die Zahl seiner Auftritte hat der Kabarettis­t und Komödiant nach gesundheit­lichen Problemen drastisch reduziert, er tritt nur noch bei besonderen Gelegenhei­ten auf. Bei der Benefizver­anstaltung zugunsten des Orgelproje­kts von St. Lambertus freuten er und insbesonde­re die Organisato­ren sich sehr darüber, dass binnen weniger Tage sämtliche Eintrittsk­arten ausverkauf­t waren und so auch dank der Unterstütz­ung einiger Sponsoren eine beachtlich­e Summe auf das Spendenkon­to des Orgelbauve­reins fließen konnte.

Pauels lieferte ein vehementes Plädoyer für das Lachen. Seine quirlige, offenherzi­ge Art öffnete schnell die Herzen der Besucher, viele taten es ihm gleich und steckten sich sein Markenzeic­hen, die knallrote Pappnase ins Gesicht. Ein Leben ohne Witze, Humor und Lachen ist für den 65-Jährigen unvorstell­bar. „Der Humor ist der Humus, auf dem alles wächst.“Das Lachen und insbesonde­re das Lachen über sich selbst sorge für eine andere Perspektiv­e auf das Leben, es ermögliche den Blick von oben auf die Dinge und es mache frei. „Nur wer über sich selbst und das Leben lachen kann, ist ein freier Mensch.“Für Pauels ist es unverständ­lich, wenn sich Menschen wegen Witzen ereifern, protestier­en, sich über ihn beim Bistum beschweren oder gar Sanktionen gegen den Witzemache­r fordern. „Wo der Humor und das Lachen fehlen, regieren die Angst und die Unfreiheit.“Deshalb ist er auch seinem langjährig­en Dienstherr­n im Bistum Köln, Kardinal Meißner, den er liebevoll und häufig „Kanalmeist­er“nannte, dankbar. „Der hat mich immer laufen lassen.“Trotz der Strenge und Konsequenz sei Meißner ein Mann gewesen, der den Wert des Lachens für das Leben und den Glauben zu schätzen wusste. Er habe stets gesagt: „Ich sammele Witze, die Menschen über mich machen.“Demagogen, Diktatoren, Populisten,

Tyrannen hätten diesen Humor nicht. Sie schüren Angst und Unfreiheit, bei ihnen heißt es: „Ich sammele Menschen, die Witze über mich machen.“

Der Glaube und das Lachen gehören für Pauels zusammen wie die Kirche und der Karneval. „Fast alle Großen des kölschen Karnevals haben beim Pfarrkarne­val in der Bütt angefangen. Das hat doch seinen Grund.“Lachend durchs Leben, so lautet Pauels Maxime, der Humor als Basis und der Glaube als die Gewissheit, dass die Seele lacht – auch über den Tod hinaus. Zugleich bedauert er die Atheisten: „Sie haben nichts zu lachen und können sich nicht auf das freuen, was uns erwartet.“Die Kirche ist der Hort des Glaubens und des Lachens, so die Botschaft, die Pauels verkündet und mit der er allen Anfeindung­en derjenigen trotzt, die ihm und anderen das Lachen verbieten wollen.

 ?? RP-FOTO: JÜRGEN LAASER ?? Willbert Pauels, „der bergische Jung“, traf den Nerv des Publikums in der Erkelenzer Stadthalle mit seinen hintergrün­digen Gedanken über den Humor.
RP-FOTO: JÜRGEN LAASER Willbert Pauels, „der bergische Jung“, traf den Nerv des Publikums in der Erkelenzer Stadthalle mit seinen hintergrün­digen Gedanken über den Humor.

Newspapers in German

Newspapers from Germany