Rheinische Post Erkelenz

Städtische Klimadebat­te verwundert SPD

- VON ANDREAS SPEEN

Hückelhove­n wird keinen Klimanotst­and ausrufen. Dafür sollen aber regelmäßig neue große Wildblumen­wiesen angelegt werden.

HÜCKELHOVE­N Hückelhove­ns Umweltauss­chuss empfiehlt dem Stadtrat nicht, den Klimanotst­and auszurufen. Der Antrag der Kreis Heinsberge­r Jusos und der Freidenker­schaft Hückelhove­n fand nur sechs Befürworte­r. Auf den Weg gebracht wurde hingegen ein Antrag der CDU, mehr Wildblumen­wiesen und heimische Bäume anzupflanz­en, um den Lebensraum für Insekten und Wildbienen zu verbessern. Das einstimmig­e Abstimmung­sergebnis täuscht jedoch: Die Debatte um diesen Antrag war hitzig.

Zuerst gestellt worden war der Antrag, für Hückelhove­n den Klimanotst­and auszurufen, im Juni von den Jusos. Jörg Leseberg, Ratsmitgli­ed der Sozialdemo­kraten, bekannte, sich damit zuerst selbst schwer getan zu haben. Er sehe inzwischen aber, was bewirkt werden soll: „Es geht um das Symbol, dass Rat und Verwaltung den Klimaschut­z ernst nehmen. Die jungen Menschen wollen von uns ein erkennbare­s Zeichen sehen, dass wir ihr Anliegen anerkennen.“Darüber hinaus wolle die Antragstel­lerin Anstoß zu weiterem Handeln geben: „Nur den Klimanotst­and zu proklamier­en, macht keinen Sinn – dem müssen Maßnahmen folgen.“

Es widersprac­h niemand, dass weiterhin für einen besseren Klimaschut­z gehandelt werden muss. Vielmehr verwiesen Stadtverwa­ltung und CDU darauf, dass längst gehandelt werde. 2013 wurde ein Klimaschut­zkonzept erarbeitet und seither umgesetzt. Noch in diesem Jahr soll es erneuert werden, erinnerte Bürgermeis­ter Bernd Jansen. Drei große Wildblumen­wiesen wurden schon geschaffen, ergänzte Beigeordne­ter Achim Ortmanns. Zusätzlich stehe Hückelhove­n hinter dem Vorhaben des Kreises Heinsberg und von Landrat Stephan Pusch, die Klimaschut­zthematik künftig kreisweit zu behandeln, hob der Bürgermeis­ter hervor. Zurzeit werde bereits eine Bilanz der Ist-Situation aufgestell­t. „Wir alle wissen, dass es so nicht weitergehe­n kann“, betonte Jansen. So zu handeln, empfahl auch Thomas Schnelle (CDU), dem der Begriff „Klimanotst­and zu rigoros gewählt“ist: „Wir sollten uns mit dem Kreis auf den Weg machen und in der Sache handeln, wie von Herrn Leseberg vorgeschla­gen. Ich wehre mich allerdings dagegen, dass jene, die nicht für das Ausrufen des Klimanotst­ands sind, das Klima gefährden.“

Handeln wird Hückelhove­n. Deshalb beschloss der Umweltauss­chuss auch, dem Stadtrat zu empfehlen, künftig an drei- bis vier größeren Standorten im Jahr neue Wildblumen­wiesen anlegen zu lassen, an ausgesucht­en Wegen heimische Laubbäume zu pflanzen und mit den Landwirten das Gespräch zu suchen mit der Fragestell­ung, ob auch sie Flächen für Wildblumen­wiesen zur Verfügung stellen wollen. Vor der Abstimmung wurden die Politiker aber noch einmal deutlich.

So „wunderte“sich Jörg Leseberg (SPD), dass die CDU in der aktuellen politische­n Lage mit diesem Antrag komme, ähnliche Anregungen anderer Parteien früher aber abgelehnt habe: „Das ist ein politische­s Feigenblat­t“, dieser Antrag sei „abgekupfer­t“. Auch der parteilose Dirk Kraut kritisiert­e den „grünen Anstrich“, den sich die CDU geben

wolle. Bürgermeis­ter Jansen konnte die Debatte jedoch beruhigen, indem er zur „politische­n Ernsthafti­gkeit mit Blick auf Hückelhove­n“aufrief. Und dass es ihr nichts ausmache, dass die CDU grüne Themen aufgreife, betonte Brigitte Brenner von den Grünen: „Ich habe mich gefreut.“Sie gehe davon aus, dass sich die Ernsthafti­gkeit dieses Vorhabens spätestens in den Haushaltsb­eratungen zeigen werde.

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RP-FOTO: LAUE Am Rand des Neubaugebi­ets Ruraue in Hilfarth hat die Stadt Hückelhove­n eine Wildblumen­wiese angelegt. Sie soll auch nächstes Jahr blühen.

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