Mit großen Sprüngen zur Europameisterschaft
Der Zufall brachte Lenny Kyek (11) aus Erkelenz im Jahr 2016 aufs Wakeboard. Nun geht der Junior bei der Europameisterschaft in Beckum an den Start.
ERKELENZ Zufälle gibt’s: Es war eigentlich als Familien- und Freundeausflug gedacht, der im August 2016 zum Effelder Waldsee und Amici Beach führte. Lenny Kyek, damals acht Jahre jung, sah zwei Wakeboarder und fing schnell die Begeisterung ein. „Das will ich unbedingt mal ausprobieren“, sagte er damals
„Ich hab’ schon alles im Kopf, was ich bei der Europameisterschaft zeigen werde“
Lenny Kyek startet bei der Wakeboard-EM
einfach zu seinem Vater Mike Kyek – vielen Sportinteressierten im Kreis Heinsberg bestens bekannt als legendärer Fußball-Torwart. Drei Jahre ist das gerade mal her. Nun steht der mittlerweile elfjährige Erkelenzer und Sechstklässler des Cornelius-Burgh-Gymnasiums vor seiner größten sportlichen Herausforderung, denn in diesen Tagen startet Lenny in Beckum bei den Wakeboard-Europameisterschaften.
„Wir hatten das zunächst als normale Freizeitgestaltung gesehen“, sagen Lennys Eltern Andrea und Mike Kyek übereinstimmend. Doch in dem Filius steckte schnell eine ganze Menge mehr, was über das bloße Talent hinausgeht. Papa Mike erinnert sich an die ersten Versuche seines Sohnes: „Sicherlich hatte er schnell Spaß an der Sache gefunden und wollte unbedingt Tricks lernen, die er sich zunächst abgeguckt hat. Später stellte sich heraus, dass er, bezogen auf sein Alter, bereits viel zeigen konnte.“Lennys erster Contest war dann im September 2017 die hessische Meisterschaft in Marburg. Mike Kyek: „Von sechs, sieben Kindern schaffte er den dritten Platz.“So sammelte der Junior sehr viel Erfahrung, wurde im Juni 2018 Zweiter bei der Meisterschaft Berlin-Brandenburgs, siegte kurz darauf in Süsel/Schleswig-Holstein und fuhr auch bei der NRW-Meisterschaft ins Finale. Bei der Deutschen Meisterschaft ergatterte Lenny Platz vier (von zehn Teilnehmern) und siegte noch bei der hessischen Meisterschaft.
Bei der Deutschen Meisterschaft übrigens war Lenny Kyek der erste Miniboy, so der Titel seiner Altersklasse, in der die Teilnehmer bis zu elf Jahre alt sind, der drei so genannte Inverts in einem Run präsentiert hat. „Inverts sind Sprünge in der Luft“, erklärt Lenny und wirkt dabei völlig tiefenentspannt – quasi so, als hätte er nie etwas anderes gemacht als auf dem Wakeboard zu stehen. Und: Zur höchsten Schwierigkeitskategorie zählt „Backroll to blind“, ein Trick, den Lenny als einziger seiner Altersklasse in Deutschland beherrscht. Auch bei der Europameisterschaft kommt es auf die Composition an, auf die die Judges, also die Kampfrichter, ganz besonders achten. Sie sind es, die beurteilen, ob die Schwierigkeiten und die Zusammensetzung des Laufs stimmen. Lenny war kürzlich beim Training des Deutschlandkaders. Der Junior sagt: „Ich hab’ schon alles im Kopf, was ich bei der Europameisterschaft zeigen werde.“
Über all’ dem steht, dass Lenny nicht ins Wasser fällt. Natürlich ist dies in der Vergangenheit schon oft passiert. „Das tut schon richtig weh, wenn man aufs Wasser knallt, aber Lenny steht immer wieder auf und lernt daraus. Überhaupt nimmt er immer viel aus seinen Start bei den Wettbewerben mit“, unterstreicht Papa Mike. Darum wohl auch die großartige Entwicklung des Sohnes. Jedoch: Wer Lennys Eltern zuhört, stellt fest, dass Wakeboard nicht die Hauptsache ist, denn: „Die Schule muss stimmen. Hier läuft es super, so dass wir mit guter Organisation Lennys Sport unterstützen können“, sagt Andrea Kyek, die ergänzt, dass die Nähe zum Homecable am Effelder Waldsee extrem vorteilhaft ist.
Welche konkreten Ziele hat Lenny denn nun, wenn in diesen Tagen die Europameisterschaft, für die er drei Tage vom Schulunterricht freigestellt ist, nach Beckum lockt? „Spaß und Erfahrung“, lautet das Motto der Familie. Weil Lenny zum ersten Mal bei den Boys (Altersklasse U15) an den Start geht, sind nicht nur große Konkurrenz, sondern auch Teilnehmer zu erwarten, die allein schon wegen ihres Alters ganz andere Voraussetzungen mitbringen. Sicher: Die Nervosität wird noch steigen, doch Lenny bleibt ganz gelassen und ist ohnehin sicher, dass vor allem seine Eltern hinter ihm stehen – völlig egal, mit welchem Ergebnis Lenny nach Hause kommt.