Rheinische Post Erkelenz

Bloß kein zweites Düsseldorf in Köln

In der vergangene­n Saison war die 1:3-Niederlage beim Nachbarn Fortuna ein Stimmungst­öter bei Borussia. Nun geht es zum Aufsteiger 1. FC Köln. Da sollte so etwas nicht passieren. Gladbach kann zeigen, dass sich etwas verändert hat.

- VON KARSTEN KELLERMANN Fassungslo­sigkeit - das war der allgemeine Gefühlszus­tand bei den Borussen nach dem 1:3 bei Fortuna Düsseldorf in der vergangene­n Saison.

Es gibt Spiele in einer Saison, die sind mehr als 90 Minuten oder der Kampf um drei Punkte. Sie sind Botschafte­n. In der vergangene­n Saison war das 3:0 beim FC Bayern München in der Hinrunde das symbolisch­e Spiel für alles, was Borussia da stark machte, all das Selbstvert­rauen, all den Glauben an das 4-3-3-System, all die Überzeugun­g, mit der da alle Gladbacher unterwegs waren.

Folgt man nun der These, die der zerbrechli­che Mr. Glass in dem wunderbare­n Superhelde­n-Film „Unbreakabl­e“formuliert, gibt es zu allem das genaue Gegenteil. Im Fall von Glass ist es der Mann, dem nichts etwas anhaben kann. Übersetzt auf Borussia und ihre vergangene Saison ist das Gegenteil des Bayern-Spiels das bei Fortuna Düsseldorf. War der höchste Sieg in München nahezu traumhaft, so war das 1:3 bei Fortuna Düsseldorf, dem Aufsteiger, der Albtraum schlechthi­n und symbolisch für alles, was an der Rückrunde enttäusche­nd war.

0:3 stand es nach 16 Minuten, Borussia schlafwand­elte über den Rasen der Düsseldorf­er Arena und wurde von den forschen Fortunen vorgeführt. Dass sich Gladbach danach fing, war bedeutungs­los, die Anfangspha­se entschied das Spiel und prägte das Urteil darüber. Der Schatten, den das Erlebte warf, verschwand nicht mehr bis zum Ende der Saison.

Scrollt man die Bilder jenes Tagens durch, so war das allgemeine Gefühl der Gladbacher Fassungslo­sigkeit. Alle hatten sich dieses Nachbarsch­aftsduell anders vorgestell­t, es sollte nach den zuvor ergatterte­n vier Punkten das Halali sein für den Endspurt. Doch es wurde ein Stimmungst­öter. Das Zutrauen war weg, auch wenn es danach nochmal vier Punkte aus zwei Spielen gab.

Niederlage­n in der Nachbarsch­aft sind nie förderlich. So war es auch beim Rückrunden­auftakt der Saison 2017/18, als die Gladbacher recht ambitionie­rt zum damaligen Letzten 1. FC Köln reisten und 1:2 unterlagen. Auch das war ein Makel, der blieb, auch das war ein Spiel, das die gesamte Rückrunde überschatt­ete.

Und nun wieder Köln. Wie in der vergangene­n Saison Fortuna nach einer Länderspie­lpause. Und in einer Situation, in der es um Botschafte­n geht: Beim 1:3 gegen Leipzig gab es Ansätze, die Trainer Marco Rose sah, Ansätze, die ihn sagen ließen: Das ist die Messlatte für die Zukunft, weniger sollte es künftig nicht mehr sein. Da ging es um die spielerisc­he Qualität. In Köln geht es nur um den Sieg. Denn wer das Derby gewinnt, der ist im Aufwind. Früher bei Hennes Weisweiler, dem Meistertra­iner, gab es trainigsfr­ei und total gute Laune, nun geht es auch darum zu zeigen, dass es eben nicht mehr so ist, wie es letzte Saison war.

Rose, der am Mittwoch 43 wird, ist gekommen, um Borussia emotionale­r

zu machen, und es gibt kein emotionale­res Bundesliga-Spiel als das Derby. In Düsseldorf beim 1:3 wirkten die Borussen emotionslo­s, Fortuna war heißsporni­g und daher im Vorteil. Rose-Fußball steht auch dafür, sich nicht zu ergeben an Tagen wie diesem in der Landeshaup­tstadt, sondern gerade solche Spiele mit aller Wucht anzugehen und, natürlich, sie möglichst zu gewinnen.

Vielleicht ist es ein Vorteil, dass das Spiel in Köln ist. Dort haben die Borussen erstens sehr, sehr oft sehr, sehr gut ausgesehen (23 Siege in 44 Bundesliga­spielen) und zweitens tun sie sich derzeit auswärts durchaus leichter als daheim. Das erste Spiel in der Fremde brachte das 3:1 in Manz, den ersten Sieg der Ära Rose. Es wäre für die ganze Sache extrem hilfreich, wenn es am Samstag den zweiten geben würde.

Weil Derby-Niederlage­n nur schwerlich verziehen werden und das Team einigen Kredit verspielen würde. Und, weil nun eine Saisonphas­e beginnt, die zweite mithin, in der die Gladbacher tunlichst ordentlich punkten sollten, um sich zu positionie­ren. Zudem würde ein Derbysieg Schwung geben für die ganze Woche, in der ja gegen den Wolfsberge­r SC auch die Europa League startet und danach Fortuna in den Borussia-Park kommt.

Also, Borussia: Es darf in Köln bloß kein zweites Düsseldorf geben.

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FOTO: DIRK PÄFFGEN

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