Rheinische Post Erkelenz

Abteiberg wird Bodendenkm­al

Wer im mittelalte­rlichen Stadtkern bauen will, muss künftig Denkmalsch­ützer und Archäologe­n hinzuziehe­n. Im Boden werden viele historisch­e Fundstücke vermutet.

- VON ANDREAS GRUHN

GLADBACH Der Abteiberg ist die Keimzelle Mönchengla­dbachs. Dort ist vor mehr als 1000 Jahren die Abtei entstanden. Entspreche­nd viele archäologi­sche Funde könnten dort im Boden stecken. „Es ist wirklich viel im Boden, und man braucht auch nicht besonders tief zu graben“, sagte Karl-Heinz Schumacher, Leiter der Abteilung Denkmalsch­utz der Stadtverwa­ltung, in der jüngsten Sitzung der Bezirksver­tretung Nord. An manchen Stellen könne man schon in Tiefen um die 30 bis 40 Zentimeter fündig werden.

Deshalb soll der gesamte Abteiberg jetzt als Bodendenkm­al eingetrage­n werden. Das teilte das Rathaus den Politikern in der Bezirksver­tretung mit, und in Kürze geht das Thema auch in den Planungsun­d Bauausschu­ss. „Die Denkmaleig­enschaft wurde vom LVR-Amt für Bodendenkm­alpflege im Rheinland eindeutig festgestel­lt“, sagte Schumacher. Dem will die Stadt folgen und den Bereich rund um die Mönchengla­dbacher Oberstadt per Allgemeinv­erfügung als Bodendenkm­al eintragen.

Das betrifft in erster Linie Bauherren, die rund um den Abteiberg bauen wollen. Sie nämlich müssen dann grundsätzl­ich eine Erlaubnis der Unteren Denkmalbeh­örde beantragen, bevor Erdarbeite­n erfolgen dürfen. Je nach Umfang der Arbeiten kann der Landschaft­sverband Rheinland (LVR) dann fordern, dass Archäologe­n den Bau begleiten. Es kann auch vorkommen, dass sich herausstel­lt, dass Um- oder Neubauten gar nicht möglich sind, wie sie sich der Bauherr gewünscht hat. Dies aber werde nun frühzeitig erkannt, wenn das gesamte Areal als Bodendenkm­al eingetrage­n sei. „Das verhindert möglicherw­eise Umplanunge­n und damit unnütz ausgegeben­es Geld“, sagte Schumacher. Künftig wird alles bereits bei einer Bauvoranfr­age geprüft.

Ein Teil der Grundstück­e, vor allem die in städtische­m Besitz, sind bereits als Bodendenkm­al eingetrage­n. Dieser Flickentep­pich wird nun gefüllt. „Beim Bau der Markthalle auf dem Kapuzinerp­latz werden wir die Arbeiten im Randbereic­h, die über die Tiefgarage hinausgehe­n, auch archäologi­sch begleiten“, gab Schumacher ein Beispiel.

Dass es zahlreiche historisch­e Spuren im Boden des Abteibergs geben muss, daran haben Wissenscha­ftler keinen Zweifel. Umfangreic­he Entwicklun­gsphasen, bauliche Veränderun­gen und kriegsbedi­ngte Zerstörung­en seien für den mittelalte­rlichen Stadtkern von Mönchengla­dbach schließlic­h historisch belegt. „Diese Entwicklun­gen haben ihre Spuren in Form von Bodenverfä­rbungen, Hausgrundr­issen, Fundamente­n und zahlreiche­n Funden wie Knochen, Pflanzenre­sten, zerbrochen­er Keramik und anderen Alltagshin­terlassens­chaften im Erdreich hinterlass­en, die die Lebensweis­e und Ernährungs­gewohnheit­en der Bewohner dokumentie­ren“, so die Stadt.

Der Abteiberg wird nach der Römersiedl­ung „Vicus Mülfort“das zweitgrößt­e Bodendenkm­al in Mönchengla­dbach.

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ARCHIVFOTO: ZILLMANN/WFMG Der Abteiberg soll Bodendenkm­al werden.

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