Abteiberg wird Bodendenkmal
Wer im mittelalterlichen Stadtkern bauen will, muss künftig Denkmalschützer und Archäologen hinzuziehen. Im Boden werden viele historische Fundstücke vermutet.
GLADBACH Der Abteiberg ist die Keimzelle Mönchengladbachs. Dort ist vor mehr als 1000 Jahren die Abtei entstanden. Entsprechend viele archäologische Funde könnten dort im Boden stecken. „Es ist wirklich viel im Boden, und man braucht auch nicht besonders tief zu graben“, sagte Karl-Heinz Schumacher, Leiter der Abteilung Denkmalschutz der Stadtverwaltung, in der jüngsten Sitzung der Bezirksvertretung Nord. An manchen Stellen könne man schon in Tiefen um die 30 bis 40 Zentimeter fündig werden.
Deshalb soll der gesamte Abteiberg jetzt als Bodendenkmal eingetragen werden. Das teilte das Rathaus den Politikern in der Bezirksvertretung mit, und in Kürze geht das Thema auch in den Planungsund Bauausschuss. „Die Denkmaleigenschaft wurde vom LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland eindeutig festgestellt“, sagte Schumacher. Dem will die Stadt folgen und den Bereich rund um die Mönchengladbacher Oberstadt per Allgemeinverfügung als Bodendenkmal eintragen.
Das betrifft in erster Linie Bauherren, die rund um den Abteiberg bauen wollen. Sie nämlich müssen dann grundsätzlich eine Erlaubnis der Unteren Denkmalbehörde beantragen, bevor Erdarbeiten erfolgen dürfen. Je nach Umfang der Arbeiten kann der Landschaftsverband Rheinland (LVR) dann fordern, dass Archäologen den Bau begleiten. Es kann auch vorkommen, dass sich herausstellt, dass Um- oder Neubauten gar nicht möglich sind, wie sie sich der Bauherr gewünscht hat. Dies aber werde nun frühzeitig erkannt, wenn das gesamte Areal als Bodendenkmal eingetragen sei. „Das verhindert möglicherweise Umplanungen und damit unnütz ausgegebenes Geld“, sagte Schumacher. Künftig wird alles bereits bei einer Bauvoranfrage geprüft.
Ein Teil der Grundstücke, vor allem die in städtischem Besitz, sind bereits als Bodendenkmal eingetragen. Dieser Flickenteppich wird nun gefüllt. „Beim Bau der Markthalle auf dem Kapuzinerplatz werden wir die Arbeiten im Randbereich, die über die Tiefgarage hinausgehen, auch archäologisch begleiten“, gab Schumacher ein Beispiel.
Dass es zahlreiche historische Spuren im Boden des Abteibergs geben muss, daran haben Wissenschaftler keinen Zweifel. Umfangreiche Entwicklungsphasen, bauliche Veränderungen und kriegsbedingte Zerstörungen seien für den mittelalterlichen Stadtkern von Mönchengladbach schließlich historisch belegt. „Diese Entwicklungen haben ihre Spuren in Form von Bodenverfärbungen, Hausgrundrissen, Fundamenten und zahlreichen Funden wie Knochen, Pflanzenresten, zerbrochener Keramik und anderen Alltagshinterlassenschaften im Erdreich hinterlassen, die die Lebensweise und Ernährungsgewohnheiten der Bewohner dokumentieren“, so die Stadt.
Der Abteiberg wird nach der Römersiedlung „Vicus Mülfort“das zweitgrößte Bodendenkmal in Mönchengladbach.